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Versand-Apotheken Versand-Apotheken: Pillen kommen mit der Post

Von Kerstin Metze 06.02.2004, 19:36
Antibiotika (Foto: dpa)
Antibiotika (Foto: dpa) gms

Halle/MZ. - Seit dem 1. Januar kann man sich auch in Deutschland Arzneimittel direkt nach Hause schicken lassen. Der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten - in anderen Ländern der Europäischen Union schon längst gang und gäbe - ist nun auch bei uns freigegeben. Juliane Sichting, Beratungsapothekerin der AOK Sachsen-Anhalt, sieht die neuen Möglichkeiten positiv: "Der Versandhandel bringt viele Vorteile für die Patienten", sagt sie, "er ist bequem, sicher und spart bares Geld".

So könnten sich beispielsweise chronisch Kranke, aber auch ältere oder gehbehinderte Patienten, die regelmäßig die gleichen Medikamente benötigen, durch den Versandhandel den Weg zur Apotheke sparen. Auch für Menschen, die abgelegen wohnen, wäre die Medikamenten-Lieferung per Post eine komfortable Alternative, sagt Juliane Sichting. Die Wahl habe weiter der Patient. Der Versandhandel ergänze lediglich das Angebot der Präsenzapotheken. Not- und Nachtdienst in der Apotheke vor Ort werde es weiterhin geben.

Versand-Apotheken bieten nach AOK-Auskunft nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel in der Regel zwischen zehn und 40 Prozent billiger an als die Apotheke vor Ort. Da die Krankenkassen Medikamente, für die man kein Rezept braucht, nicht mehr erstatten dürfen, könnten Patienten bei Aspirin und Co. Bares

Nach Ansicht von Julia Nill von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg ist allerdings Vorsicht geboten, wie eine Untersuchung der Verbraucherzentrale unter 30 ausländischen Anbietern gezeigt habe: So schwankten die Preise für zehn Aspirintabletten je nach Anbieter zwischen einem und 7,10 Euro. Noch größer waren die Schwankungen bei dem Potenzmittel Viagra: Hier verlangte der billigste Anbieter 39Euro, der teuerste dagegen 324 Euro für zehn Kapseln inklusive Versandkosten.

Geliefert wird die Ware der Versandapotheken laut Sichting nach Hause, wahlweise auch an den Arbeitsplatz. In der Regel übernähmen Internetapotheken auch Portokosten und lieferten frei Haus.

"Für die Sicherheit des Versandhandels hat der Gesetzgeber besonders hohe Hürden gesetzt", betont die AOK-Beratungsapothekerin. So dürften etwa verschreibungspflichtige Arzneimittel nicht verschickt werden, bevor das entsprechende Rezept vorliegt. Jede Internetapotheke müsse von einem ausgebildeten Apotheker betrieben werden und das Medikament dürfe nur an den Besteller persönlich geliefert werden.

Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten Arzneimittel laut Nill möglichst bei Anbietern in einem EU-Land bestellt werden, da diese sich bei Problemen leichter belangen lassen. "Die Apotheke sollte auch eine Adresse und eine Telefonnummer angeben, nicht nur ein Postfach", so Nill. Bislang erfüllen viele Internetapotheken diese Anforderungen nur mangelhaft.

Die Apothekerverbände wollen der Konkurrenz im Internet einen so genannten Home-Service entgegensetzen, der unter www.aponet.

de Kunden die Bestellung von Medikamenten ermöglichen soll. Dies soll über einzelne Apotheken vor Ort geschehen, die dann Arzneimittel an Patienten ausliefern. Wie dieser Service aussieht und was er kostet, bleibt weitgehend der einzelnen Apotheke überlassen.