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Stressfaktor Passivrauchen Stressfaktor Passivrauchen: Wenn Kumpels und Eltern qualmen

Von Manja Greß 18.10.2006, 15:52
Qualmende Kumpels: Auch Jungs und Mädchen, die nicht rauchen, bleiben oft nicht vom blauen Dunst verschont. (Foto: dpa)
Qualmende Kumpels: Auch Jungs und Mädchen, die nicht rauchen, bleiben oft nicht vom blauen Dunst verschont. (Foto: dpa) picture-alliance/ dpa

Heidelberg/Köln/dpa. - Passivrauchen nervt nicht nur, es kannebenfalls krank machen. Wer nicht permanent vollgequalmt werden will,ist aber in der Clique oft schnell als Langweiler abgestempelt. Vorallem bei den Freunden geht es daher um mehr als gute Argumente gegendas Rauchen. Bei den Eltern können diese schon eher ziehen.

Meist sind es nicht nur die roten Augen und das Kratzen im Hals,das junge Nichtraucher ertragen müssen, sondern auch die Lästereiender Freunde: «Wenn die Kumpels rauchen, kann ein Nichtraucher schnellzum Außenseiter werden», sagt Christian Lüdke, Psychologe aus Köln.Er umschreibt damit ein Problem, das vielen bekannt sein dürfte.

Lüdke rät Betroffenen, möglichst offensiv mit dem Problemumzugehen: Wer sich gestört fühlt oder sogar um die eigene Gesundheitfürchtet, sollte das deutlich sagen - auch wenn dafür in vielenFällen einiges an Selbstvertrauen nötig ist. «Sie müssen ihrenFreunden klar machen», erläutert Lüdke, «dass ihnen viel an derFreundschaft liegt und dass es nur der Zigarettenqualm ist, derstört.»

Zumindest «echte» Freunde dürften das verstehen. Vielleicht lassensie sich ja auch überreden, das regelmäßige Treffen am Nachmittag inein Café zu verlegen, das auch eine Nichtraucherecke hat. «Es gilt,eine annehmbare Alternative zu finden, mit der Raucher undNichtraucher leben können», verdeutlicht Christian Lüdke.

Am vernünftigsten und für alle am gesündesten wäre es natürlich,noch einen Schritt weiterzugehen und zu versuchen, die Kumpels vomRauchen abzubringen. Doch Psychologe Lüdke rät davon ab: «Man kannRauchern nicht einfach das Rauchen wegnehmen und dann nichts anderesanbieten.»

Wer dennoch versuchen will, seine Freunde vom Nichtrauchen zuüberzeugen, kann es mit Hilfe eines Lehrers versuchen: «Vielleichtist es ja möglich, Projekte zu starten und im Klassenverband darüberzu diskutieren», rät Ernst-Günther Krause von derNichtraucher-Initiative Deutschlands in München. Dieser Versuch kannzwar schief gehen, vielleicht bewirkt er aber zumindest bei einigenein Umdenken.

Wenn die Raucher im Freundeskreis auch auf Durchzug stellen, sinddie qualmenden Eltern unter Umständen empfänglicher für Argumente.«In Deutschland leben etwa 8,5 Millionen Jungs und Mädchen inHaushalten, in denen mindestens eine Person raucht», sagt MartinaPötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg.Oft seien sich die Eltern gar nicht darüber im Klaren, was sie ihremNachwuchs damit antun.

Also gilt es, gegenüber dem Vater oder der Mutter deutlich zuwerden: «Wer über lange Zeit zugequalmt wird, ist besonders anfälligfür Infekte und Herz-Kreislauferkrankungen», erklärt Pötschke-Langer.«Außerdem haben junge Menschen, die in einem Raucherhaushalt leben,ein um 20 Prozent höheres Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken.» KeinWunder, schließlich enthält Zigarettenrauch mehr als 4800 giftigeSubstanzen. Und nicht nur die Raucher selbst, sondern auch ihr Umfeldbekommen sie ab.

«Vor allem Kinder und Jugendliche sind durch das Passivrauchengefährdet», verdeutlicht Wolf-Rüdiger Horn, Suchtbeauftragter desBerufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Köln. «Jungs undMädchen haben eine höhere Atemfrequenz als Erwachsene, da ihre Lungenkleiner sind und sie sich mehr bewegen.» Wer seinen Eltern das vordie Nase hält, bringt sie vielleicht nicht dazu, sofort mit demRauchen aufzuhören. Aber vielleicht qualmen sie danach zumindestnicht mehr im Wohnzimmer, sondern auf der Terrasse.

Egal, ob es die Eltern oder die Freunde in der Clique sind: Wertäglich mit Rauchern unterwegs ist, kommt meist irgendwann in dieVersuchung, sich selbst Zigaretten anzustecken, um kein Außenseitermehr zu sein. In solchen Momenten ist es nach Worten der Expertenbesonders wichtig, standhaft zu bleiben - vielleicht helfen dabei dieharten Fakten im Hinterkopf.