1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Gesundheit
  6. >
  7. Nahrungs- und Arnzeimittel: Nahrungs- und Arnzeimittel: So können Lebensmittel die Wirkung von Arznei beeinflussen

Nahrungs- und Arnzeimittel Nahrungs- und Arnzeimittel: So können Lebensmittel die Wirkung von Arznei beeinflussen

Von Bärbel Böttcher 18.05.2016, 16:15
Medikamente haben oft Nebenwirkungen.
Medikamente haben oft Nebenwirkungen. dpa

Halle (Saale) - Dreimal täglich eine ... Das ist häufig die Ansage des Arztes, der seinen Patienten Tabletten verschreibt. Doch ist es egal, wann und wie die Pillen eingenommen werden? „Nein“, sagt Dr. Simone Heinemann-Meerz, Präsidentin der Ärztekammer Sachsen-Anhalts. Die Kardiologin betont: „Nahrungsmittel können die Wirkung von Medikamenten verstärken, abschwächen oder sogar ganz blockieren.“ Was gilt es also zu beachten?

Zeitpunkt der Einnahme: Vor, mit oder nach dem Essen? Was heißt das genau? Simone Heinemann-Meerz: „Vor dem Essen bedeutet, dass die Tabletten 30 Minuten bis eine Stunde vor der Mahlzeit eingenommen werden sollen.“ Der Grund: „Manche Präparate - zum Beispiel jene, die die Schilddrüsenfunktion regulieren - können nur so ihre Wirksamkeit entfalten. Bei gleichzeitiger Nahrungsaufnahme geht das Präparat eine chemische Verbindung mit Nahrungsbestandteilen (Kalzium, Eisen und andere) ein, die es unwirksam machen.

Bestimmte Substanzen (etwa Vitamin-D-Präparate wie Dekristol) müssen zu einer Hauptmahlzeit eingenommen werden. Vitamin D ist ein fettlösliches Vitamin und braucht deshalb für die Aufnahme im Darm zwingend fettige Nahrungsbestandteile.

Die Ansage, Medikamente „mit dem Essen“ oder „nach dem Essen“ einzunehmen, könnten ruhig wörtlich genommen werden.

Kaffee wirkt sich negativ aus

Wie ich die Tabletten oder Kapseln herunterbekomme: „Am besten mit Wasser“, sagt die Medizinerin. Und zwar mit Leitungswasser. Auch Mineralwasser enthält größere Mengen von Kalzium, Magnesium etc., die jeweils chemische Verbindungen eingehen können. Auf keinen Fall sollten Tabletten mit Milch eingenommen werden. Milch enthalte - wie Mineralwasser - Kalzium, welches sich im Magen mit bestimmten Medikamenten verbinde und so deren Wirkung abschwäche. Das treffe zum Beispiel für verschiedene Antibiotika und Mittel gegen Osteoporose (Knochenschwund) zu.

„Auch Kaffee wirkt sich auf bestimmte Medikamente negativ aus“, betont Simone Heinemann-Meerz. Er hemme beispielsweise den Abbau verschiedener Antibiotika. Sammelten sich zu viele Wirkstoffe im Blut an, werde ihre Wirkung verstärkt, was zu unerwünschten Nebenwirkungen führen könne. Andersherum sorge Kaffee dafür, dass zum Beispiel Eisenpräparate, die viele junge Frauen einnehmen, schlechter aufgenommen werden. Auch für Schilddrüsenpräparate trifft Letzteres zu.

Was ist mit Zitrusfrüchten und Milchprodukten?

Grapefruit: Eigentlich werden Zitrusfrüchten wie Grapefruits, Pampelmusen oder Pomelos wahre Wunderdinge nachgesagt: sie sind kalorienarm, regulieren den Appetit, senken den Cholesterinspiegel. Wer aber Medikamente einnimmt, der sollte auf den Genuss der bittersüßen Früchte in jeglicher Form, also auch als Saft, verzichten. Warum? „Sie enthalten Stoffe (Furanocumarine), die im Darm Enzyme blockieren, die für den Abbau vieler Medikamente verantwortlich sind“, sagt Simone Heinemann-Meerz. Es könnte zu einer unerwünschten Verstärkung der Wirkung dieser Medikamente kommen. Besonders betroffen seien hier die verbreiteten Medikamente zur Behandlung von Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen, aber auch Cholesterinsenker oder Beruhigungsmittel.

Käse, Joghurt, Quark: Wie die Milch selbst können diese Milchprodukte einige Medikamente außer Gefecht setzen. „Der Wirkstoff beispielsweise eines Antibiotikums geht eine Verbindung mit dem in den Produkten enthaltenen Kalzium ein. Er gelangt gar nicht erst ins Blut, sondern wird über den Darm ausgeschieden“, erklärt Simone Heinemann-Meerz.

Grünes Gemüse: Spinat, Broccoli oder Eisbergsalat enthalten Vitamin K, welches wichtig für die Blutgerinnung ist. „Bei Patienten, die Medikamente einnehmen, die die Blutgerinnung hemmen sollen, sogenannte Blutverdünner, muss mitunter eine Anpassung der Dosis erfolgen“, betont die Kardiologin. Das Gemüse kann die Wirkung dieser Medikamente abschwächen.

Schlussfolgerung: „Ärzte weisen Patienten in der Regel auf diese Zusammenhänge hin“, sagt die Medizinerin. Gleichzeitig gilt: Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker. (mz)

Simone Heinemann -Meerz
Simone Heinemann -Meerz
Ärztekammer