Insekten Insekten: Gelb-schwarz und gefährlich

München/dpa. - Die Folgen sind unangenehm: Voneiner Hautreaktion bis hin zum lebensbedrohlichen anaphylaktischenSchock reicht die Bandbreite der körperlichen Reaktionen. Deshalbgilt es, Stiche zu vermeiden und im Notfall schnell zu reagieren.
«Am häufigsten kommt es auf Blumenwiesen zu Stichen», sagt Melanievon Orlow, Biologin und Expertin für Hautflügler beim NaturschutzbundDeutschland (NABU) Berlin. «Wenn man sich in blühenden Klee undgleichzeitig in eine Biene setzt oder barfuss läuft und auf eineBiene tritt, wird das Tier gequetscht und wehrt sich.» Das gleichepassiert, wenn eine Wespe genüsslich am Fallobst knabbert undgetreten wird. Geschlossene Schuhe sind hier ein wirksamer Schutz.
Die Honigbiene ist vor allem von Mai bis Juli aktiv. Wespen sinddagegen eher im August und September auf der Suche nach süßerNahrung. Kuchen, Marmelade und Getränke sollten deshalb unbedingtabgedeckt, Mund und Hände nach dem Essen gewaschen werden. Kompostoder Müllbehälter werden am besten gemieden.
«Die schnellen Bewegungen von Wespen werden häufig als Angrifflustinterpretiert, doch die Tiere können nur bei hohenFluggeschwindigkeiten scharf sehen», erklärt von Orlow. Wer dannversucht, das Insekt mit hektischen Bewegungen zu verscheuchen oderzu erschlagen, reizt das Tier und wird leicht zum Opfer. Wer Ruhebewahrt, ist besser beraten. Meist fliegen die Wespen von alleinedavon. Jedoch nicht immer: «Bestimmte Chemikalien in Parfums,Haarsprays oder anderen Kosmetika wirken wie Alarmstoffe und lösenVerteidigungsverhalten aus», sagt Biologin von Orlow. IntensiveDuftstoffe sind deshalb bei Naturaufenthalten im Sommer tabu.
An schwül-heißen Tagen sind Bienen und Wespen besonders aggressiv.Dann ist Vorsicht geboten. Das gilt auch, wenn sie ihr Nest bedrohtsehen. Während sich ein Bienenstock gut umgehen lässt, wird einWespennest oft überraschend in Rollladenkästen oder Gartenschuppenentdeckt. Dann ist der sofortige, langsame Rückzug angesagt. EinenSchutz vor Bienen und Wespen bieten Insektengitter an Fenstern undTüren sowie das Tragen heller Kleidung ohne Blumenmuster.
Im Notfall ist schnelles Handeln gefragt. «Der Stachel einerBiene, der nach einem Stich in der Haut stecken bleibt, sollteschnellstmöglich so entfernt werden, dass der daran hängende Giftsacknicht ausgedrückt wird und damit noch mehr Gift in den menschlichenKörper gelangt», sagt Franziska Rueff, Allergologin an derLudwig-Maximilians-Universität in München. Hierzu kann der Stachelseitlich mit dem Fingernagel ausgekratzt oder mit einer Pinzetteherausgezogen werden. Dann wird die Stichstelle ausgewaschen,desinfiziert und gekühlt - etwa mit einem feuchten Waschlappen.
Bei einer normalen Stichreaktion brennt oder schmerzt die Haut,rötet sich und schwillt an. «Die Schwellung sollte kleiner als zehnZentimeter im Durchmesser sein und innerhalb von 24 Stunden wiederabklingen», sagt Rueff. Bei einem Stich im Mund oder Rachenraumsollte sofort ein Arzt aufgesucht werden, weil die Schwellung dieAtmung blockieren könnte.
Rund drei Millionen Menschen leiden laut Rueff in Deutschland aneiner Insektengiftallergie. Durchschnittlich 20 Menschen sterbenjährlich an den Folgen eines Stiches. «Durch den ersten Stich imLeben kommt es zur Ausbildung einer Allergiebereitschaft, allergischeSymptome treten jedoch frühestens beim zweiten Stich auf.»
Bei der allergischen Reaktion sind entweder die Symptome an derStichstelle deutlich ausgeprägter. Oder es treten binnen fünf Minutenbis einer Stunde nach dem Stich an einer ganz anderen KörperstelleReaktionen auf. «Hierzu gehören Kribbeln in den Händen, Schwindel,Übelkeit, Kreislaufversagen oder gar ein Allergieschock», sagt AnjaSchwalfenberg vom Deutschen Allergie- und Asthmabund inMönchengladbach auf. Dann sollte sofort der Notarzt gerufen werden.
Wird eine Wespen- oder Bienengiftallergie diagnostiziert, ist eineHyposensibilisierung angebracht. «Sie dauert drei bis fünf Jahre»,sagt Schwalfenberg. Danach sollten Stiche nicht mehr zulebensbedrohlichen Reaktionen führen. Allergiker sollten sichaußerdem vom Arzt ein Notfallset mit einem schnell wirkendenAntihistaminikum, Kortison und einem Adrenalinpräparat verschreibenlassen. Dies sollte regelmäßig erneuert und wie ein Allergiepassimmer mitgenommen werden.