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Tipps von HNO-Ärzten Immer wieder heiser: Was hilft meiner Stimme?

Langer Vortrag, laute Party oder schlichtweg eine Erkältung - und auf einmal ist die Stimme rau oder bleibt ganz weg. Was bei Heiserkeit genau passiert und wie man sich seine Stimme zurückholt.

Von Francoise Hauser, dpa 08.09.2025, 00:05
Bleibt die Stimme über Wochen heiser, sollte man das ärztlich abklären lassen.
Bleibt die Stimme über Wochen heiser, sollte man das ärztlich abklären lassen. Christin Klose/dpa-tmn

Regensburg/Straubing - Schnell mal eine Sprachnachricht schicken, im Meeting ein Projekt vorstellen, dem Navi eine Adresse diktieren oder einfach nur telefonieren? Eine heisere Stimme macht all das schwerer.

„Wir sind eine kommunikative Gesellschaft, Stimme spielt auch beruflich eine große Rolle“, sagt Prof. Christopher Bohr von der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde der Universität Regensburg. „Umso schlimmer ist es, wenn die Stimme versagt, Heiserkeit ist daher nicht nur lästig, sondern auch im Alltag ein großes Problem.“ 

Und es ist eines, das viele kennen, zumindest gelegentlich. Die wichtigsten Fragen im Überblick - und Antworten darauf: 

Wie und warum entsteht Heiserkeit? 

Vereinfacht erklärt, funktioniert Stimme so: Zunächst strömt Luft aus der Lunge - ähnlich wie aus einem Blasebalg - nach oben. Im Kehlkopf trifft sie auf die Stimmlippen, die sich öffnen und schließen und so den Grundton erzeugen. Im sogenannten Vokaltrakt, also im Rachen, Mund- und Nasenraum, wird dieser Ton dann weiter geformt.

„Stimme funktioniert, wenn die Stimmlippen hochelastisch sind und sich komplett schließen und öffnen lassen. Ist das nicht gegeben, wird die Stimme heiser“, sagt Christopher Bohr. 

Das passiert beispielsweise bei Entzündungen, die die Stimmlippen härter und weniger elastisch machen. Auch Knoten, Polypen oder Zysten können den Luftstrom stören und so das Schwingen der Stimmlippen beeinträchtigen. Im Grunde gilt: „Alles, was das Öffnen und Schließen der Stimmlippen behindert, kann zu Heiserkeit führen“, sagt Bohr. 

Erkältungen und Kehlkopfentzündungen können genauso dahinterstecken wie eine Überlastung der Stimme: Wer je in einem lauten Club versucht hat, eine Unterhaltung zu führen oder als Lehrkraft täglich gegen ein lautes Umfeld ansprechen muss, kennt das Phänomen. 

Eine weitere mögliche Ursache für Heiserkeit ist der Reflux, also wenn Magensäure die Speiseröhre hinaufsteigt und den Kehlkopf reizt. Weitere Faktoren, die den Kehlkopf und die Stimmlippen belasten können, sind Rauchen, regelmäßiger Alkoholkonsum und eine hohe Staubbelastung. 

Hilfe, ich bin heiser. Was tut der Stimme nun gut? 

  • Stimmlippen mit Feuchtigkeit versorgen 

Da die fehlende Elastizität der Stimmlippen Heiserkeit verursacht, gilt es, die so weit wie möglich wieder herzustellen. Das geht, indem man die Stimmlippen feucht hält, zum Beispiel mit Hyaluronsäure- oder Salz-Lutschtabletten. Sie erhöhen den Salzgehalt im Speichel und damit die Feuchtigkeit der Zellen. 

Auch Inhalationen mit Kochsalzlösung können wohltuend sein. Generell sollten heisere Menschen viel trinken, gerne auch warme Tees wie Kamille oder Salbei. Erstere wirkt entzündungshemmend, letzterer wirkt befeuchtend. 

  • Stimme schonen 

Die wahrscheinlich wichtigste Maßnahme: Bei Heiserkeit sollte man seine Stimme schonen, also möglichst wenig sprechen. Und wenn sich das nicht umsetzen lässt, beispielsweise weil ein wichtiger Termin ansteht? Dann kann es sinnvoll sein, sich vorab ein wenig einzusprechen - in Maßen, denn das Organ ist ja schon belastet. 

  • Räuspern und Flüstern lieber lassen

„Räuspern und Flüstern nützt kein bisschen – im Gegenteil, es belastet die bereits gereizten Stimmlippen noch mehr, denn beim Flüstern muss man viel Druck aufwenden, um die Stimme zu bilden“, sagt Bohr. Gut zu wissen: Unsere Stimme wird am wenigsten beansprucht, wenn wir in mittlerer Stimmlage und Lautstärke sprechen. 

Übrigens: „Bei Schleimgefühl auf den Stimmlippen ist Husten statt Räuspern schonender“, sagt auch Prof. Antoniu-Oreste Gostian. Er ist Chefarzt der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde des Klinikums Straubing.

Wann sollte ich mit Heiserkeit zum Arzt? 

Wenn die Heiserkeit länger als drei bis vier Wochen andauert, sollte man unbedingt nach den Ursachen schauen und schwere Erkrankungen ausschließen - wie zum Beispiel Kehlkopfkrebs. An ihm erkranken rund 3.000 Menschen jährlich in Deutschland. „Bei früher Erkennung ist Kehlkopfkrebs heute fast 100 Prozent heilbar“, so Christopher Bohr. Anlaufstelle ist die HNO-Praxis. 

Kann man seine Stimme trainieren und stärken? 

Ja, eine bessere Nutzung der Stimme kann Kehlkopf und Stimmlippen entlasten. „Wenn die Stimme für den beruflichen oder privaten Gebrauch nicht ausreichend belastbar ist, ist eine eingehende Stimmdiagnostik sinnvoll“, sagt Antoniu-Oreste Gostian. Erste Anlaufstelle sind dabei Fachärztinnen und Fachärzte für Phoniatrie. Gemeinsam mit Logopädinnen und Logopäden erarbeiten sie ein individuelles Therapiekonzept. 

Wer seine Stimme trainieren will, kann das parallel auch mit einigen einfachen Übungen tun - zum Beispiel einem lockeren Summen. „Summen Sie leise eine Melodie oder versuchen Sie sich an der Lax-Vox-Methode: Dabei summen Sie durch einen Strohhalm in ein gefülltes Wasserglas“, rät Christopher Bohr. Das klingt zwar seltsam, ist aber sehr wirksam.

Kann sich auch die Psyche auf die Stimme auswirken? 

Ja, bei Heiserkeit spielen manchmal auch psychische Faktoren eine Rolle. Ein klassisches Beispiel dafür ist die sogenannte psychogene Aphonie: Dabei verlieren Betroffene aufgrund seelischer Belastungen teilweise oder ganz ihre Stimme – von heiserem Flüstern bis hin zum völligen Stimmverlust. 

Auch Emotionen lassen sich an der Stimme ablesen. Moderne KI-Systeme können allein anhand des Stimmsignals erkennen, wie viel Anspannung oder Erregung darin steckt.

Ist ein Mensch aufgeregt, steigt die Stimmlage oft an, weil die Spannung im Kehlkopf zunimmt. Entspannte Stimmen hingegen klingen meist tiefer. Ein Grund mehr, sich sowohl um die eigene Stimme als auch um die psychische Gesundheit zu kümmern.