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Ex-Miss-Sachsen gestorben Henriette Hömke an Magersucht gestorben: Die deutlichsten Warnsignale für eine Essstörung

07.06.2017, 14:03
Ralf Fährmann und Henriette Hömke als Zuschauer auf der Tribüne (Archiv: 2009)
Ralf Fährmann und Henriette Hömke als Zuschauer auf der Tribüne (Archiv: 2009) imago sportfotodienst

Im Alter von nur 29 Jahren ist die frühere Miss Sachsen, Henriette Hömke, gestorben. Das berichtet die „Bild-Zeitung“. Sie war bereits im April im Ägypten-Urlaub während einer Sporteinheit zusammengebrochen und verstorben. Dem Blatt zufolge litt das unter Magersucht im Endstadium. Trotzdem habe sie weiter trainiert – zu viel für ihren Körper.

Was ist Magersucht?

Magersucht, fachlich Anorexia Nervosa genannt, ist eine Essstörung. Betroffene verweigern die Nahrungsaufnahme oder versuchen zusätzlich durch Erbrechen das Gewicht zu verringern.

Das sind Alarmsignale für eine Essstörung

Wo finden Betroffene Hilfe?

Mögliche Ansprechpartner sind der Kinder- und Jugendarzt, der Hausarzt oder ein Psychotherapeut. Eine Überweisung braucht man laut dem Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) nicht. Eine erste Anlaufstelle kann auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sein – dort kann man sich unter 0221/89 20 31 auch anonym beraten lassen. Weitere Möglichkeiten sind Spezialambulanzen oder Beratungsstellen für Essstörungen.

Was sind gesundheitliche Folgen?

Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung führen Essstörungen zu:

Wie erkennen Freunde und Familie die Krankheit?

Sehr figurbewusst oder schon essgestört? Diese Unterscheidung fällt gerade Angehörigen oder Freunden im Fall des Falles nicht leicht. Eltern oder Freunde sollten also hellhörig werden, wenn bis auf das Essen alle anderen Themen vernachlässigt werden. „Die Gedanken und Gespräche drehen sich nur noch ums Essen, um die Ernährung und um die Kleidergröße“, sagt Prof. Stephan Herpertz von der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM). Oft wenden sich deshalb auch Freunde und Bekannte ab. Häufig brechen auch die Leistungen ein: Sowohl etwa in der Schule, weil die Konzentrationsfähigkeit der Betroffenen stark verringert ist, als auch beim Sport, der in manchen Fällen gar nicht mehr möglich ist. In etwa 30 Prozent der Fälle wird laut Herpertz aus einer Magersucht eine Bulimie.

Am Anfang einer Diät steht häufig auch eine Zufriedenheit über verlorene Kilos. „Niemand ist von Anfang an anorektisch“, sagt Herpertz. Gefährlich wird es, wenn es nicht mehr darum geht, das ursprünglich angestrebte niedrigere Gewicht zu erreichen, sondern immer mehr abzunehmen. „Es entsteht ein Sog. Und bei Betroffenen gibt es keine Grenze nach unten“, erklärt Herpertz.

Wie sollten sich Freunde verhalten?

Jugendliche können dem betroffenen Freund anbieten, gemeinsam zum Arzt zu gehen – auch wenn er oder sie versichert, dass alles in Ordnung ist. Man kann zum Beispiel sagen: „Vielleicht hast du Recht und ich irre mich, aber bitte lass' uns einen Arzt fragen – ich mache mir Sorgen“, erklärt Ulric Ritzer-Sachs von der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung. So bietet man Hilfe an und setzt den anderen trotzdem nicht unter Druck. Lehnt der Freund ab, sollten sich Jugendliche an Eltern oder Lehrer wenden. „Wer magersüchtig ist, kann das selbst oft nicht erkennen“, sagt Ritzer-Sachs. Umso wichtiger ist es, nicht wegzusehen, wenn ein Freund immer dünner wird.

Wie sollten Eltern reagieren?

Aber was, wenn man eine Magersucht oder Bulimie bei dem Kind bemerkt? „Das ist schwierig“, sagt Herpertz. „Weder aktive Intervention noch Wegschauen geht.“ Am besten sucht man das Gespräch unter vier Augen. „Das sollte von Sorge, nicht von elterlichem Besserwissen geprägt sein“, empfiehlt Herpertz. Das Ziel eines solchen Gesprächs sollte sein, das Kind dazu zu motivieren, einen Dritten mit ihrem Problem aufzusuchen. Das können Beratungsstellen, psychosomatische Kliniken, der Hausarzt oder – wenn es die Wartezeiten erlauben – ein niedergelassener Psychotherapeut sein.

Auf der nächsten Seite: Neuste Studien weisen darauf hin, dass Magersucht nicht nur psychische Ursachen haben, sondern auch angeboren sein kann. 

Forscher entdecken Gen, das Magersucht begünstigt

Neusten Forschungen zufolge kann Magersucht aber nicht nur psychische Ursachen haben. Dass man auch eine Veranlagung dazu haben kann, konnte nun erstmals nachgewiesen werden. Eine internationale Forschergruppe – dabei auch Forscher der Universität Duisburg-Essen (UDE) – gelang es, ein Gen auszumachen, das die Essstörung Anorexia Nervosa begünstigt.

Die Forscher untersuchten Daten von insgesamt 3.495 an einer Essstörung erkrankten Patientinnen und entdeckten das Gen auf dem Chromosom 12. „Diese Region wurde bereits mit Diabetes-Typ-1 und Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht“, erläutert Prof. Dr. Anke Hinney, die die Studie betreute. Magersucht könnte so mit weiteren Erkrankungen verknüpft sein – wie etwa auch mit Schizophrenie.
„Diese Entdeckungen können das bisherige Verständnis der Magersucht nachhaltig verändern“, so Hinney. Eine psychiatrische Störung mit einem physiologischen Hintergrund eröffne völlig neue und bislang unerwartete Therapieoptionen. Außerdem könne die genetische Ursache die Betroffenen entlasten. Die Studie wurde im Fachmagazin „The American Journal of Psychiatry“ veröffentlicht. (sar/ mit Material der dpa)