Heilungschancen für Borderline-Patienten gestiegen
Berlin/dpa. - Die Heilungschancen für Borderline-Patienten sind gestiegen: «In den vergangenen Jahren wurden sehr erfolgreiche Behandlungsverfahren wie die Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT) entwickelt».
Das sagt Prof. Martin Bohus von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin. Menschen, die an einer Borderline-Störung leiden, neigen oft zu Selbstverletzungen, haben meist ein sehr geringes Selbstwertgefühl und eine ausgeprägte Angst davor, verlassen zu werden. Nicht selten kommt es zu Selbstmordversuchen.
Bei der DBT lernt der Patient im Zusammenwirken von Einzeltherapie und Gruppen-Fertigkeitentraining zunächst, Kontrolle über ungünstige Verhaltensmuster zu erlangen und seine Emotionen selbstbestimmt zu beeinflussen. Eine gezielte Verbesserung des Umgangs mit anderen Menschen, des Selbstwerts und der Körperakzeptanz schließen sich an. Die Therapie erstreckt sich in aller Regel über zwei Jahre, kann aber auch in kürzerer Zeit stationär absolviert werden. Wichtig ist, die Erkrankung früh zu erkennen und psychotherapeutisch zu behandeln.
Die meisten Betroffenen erleben Zustände von äußerst intensiver Anspannung, während derer sie ihren Körper kaum spüren und Probleme haben, ihre Gedanken und Handlungen zu kontrollieren. «Durch das Selbstverletzen, etwa mit Rasierklingen oder brennenden Zigaretten, versuchen viele, diese Anspannung abzubauen und sich selbst wieder zu spüren», erläutert Prof. Bohus, der auch ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim ist.
Die Experten gehen davon aus, dass sich Borderline-Störungen auf eine Wechselwirkung zwischen Genen, biografischen Erfahrungen und schädlichen Verhaltensweisen zurückführen lassen. Meist treten sie gepaart mit weiteren seelischen Problemen wie Depressionen, Angst- und Essstörungen auf. Schätzungen zufolge sind in Deutschland 1,5 Prozent der Erwachsenen von einer Borderline-Störung betroffen - Frauen häufiger als Männer.