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Gesundheit Gesundheit: Hilfe hoch zu Ross

27.03.2003, 10:47
Therapeutisches Reiten. (Foto: dpa)
Therapeutisches Reiten. (Foto: dpa) ZB

München/Siegen/dpa. - Für viele Menschen ist es das Größte, auf einem Pferd zu reiten. Manche können sich diesen nicht gerade preisgünstigen Traum sogar erfüllen. Für andere ist Bewegung hoch zu Ross dagegen eine Möglichkeit, körperliche oder seelische Schmerzen zu lindern. Therapeutisches Reiten kann körperlich Behinderten, Spastikern zum Beispiel, aber auch Menschen mit Verhaltensstörungen helfen.

Beim Therapeutischen Reiten wird nach Worten von Stephanie Tetzner, Vorsitzende des Freundeskreises Therapeutisches Reiten in München, zwischen drei Fachbereichen unterschieden: zunächst zwischen Hippotherapie sowie Heilpädagogischem Reiten und Voltigieren. Hinzu kommt das Reiten als Freizeit- oder Leistungssport für Behinderte.

«Hippotherapie ist Krankengymnastik auf dem Pferd», sagt Tetzner. Behandelt werden unter Anleitung eines speziell ausgebildeten Krankengymnasten zum Beispiel Spastiker oder Unfallopfer mit Schädel-Hirn-Traumata. Dreh- und Angelpunkt ist die Bewegung des Pferdes: «Der Gang eines Pferdes im Schritt entspricht dem gesunden Gang eines Menschen», erklärt Stefanie Ehmke, Mitglied des Förderkreises Therapeutisches Reiten mit Sitz in Neuenkirchen (Niedersachsen).

Dabei wird die Hüfte des auf dem Pferd sitzenden oder liegenden Patienten so bewegt, als gehe er selbst. «Das wiederum kann es dem menschlichen Gehirn erleichtern, die Bewegung von sich aus zu veranlassen», so Ehmke. Zu Geräten, mit denen sich die Gangbewegung möglicherweise auch simulieren ließe, gibt es nach Worten von Martina Zühlke, Vorstandsmitglied des Förderkreises aus Tostedt bei Hamburg, einen entscheidenden Unterschied: Mit dem Pferd kann der Behinderte oder das Unfallopfer «etwas Lebendes unter sich spüren».

Dies machen sich auch die Pädagogen zunutze, die Patienten beim Heilpädagogischen Reiten und Voltigieren betreuen. «Hier geht es um Menschen mit psychischen und pädagogischen Wahrnehmungsproblemen: verhaltensauffällige oder hyperaktive Kinder, Depressive, Schizophrene», so Stephanie Tetzner aus München. Sie lernen durch das Pferd, dass selbst ein großes, starkes Lebewesen kontrolliert werden kann und erhalten Selbstvertrauen.

Rund 100 Einrichtungen in der Bundesrepublik hat das Deutsche Kuratorium für Therapeutisches Reiten mit Sitz in Warendorf (Nordrhein-Westfalen) inzwischen überprüft und in eine Adressliste aufgenommen, die Betroffene oder deren Angehörige kostenlos anfordern können. «Wir haben jeweils darauf geachtet, mit welchen Pferden gearbeitet wird, wie die Therapeuten ausgebildet sind oder ob die Einrichtung behindertenfreundlich ist», erläutert Mitarbeiterin Almut Schlingenkötter.

Eine Stunde Hippotherapie kostet nach Ehmkes Worten in der Regel 50 bis 60 Euro. «Beim Heilpädagogischen Reiten und Voltigieren liegt eine Einheit von 20 Minuten bei etwa 20 Euro.» Allerdings seien die Preise von Region zu Region sehr unterschiedlich. Keinen allzu großen Unterschied machen die Krankenkassen dagegen, wenn es um die Übernahme der Therapiekosten geht: In allen Fällen wird nur selten gezahlt, wobei die Chancen bei der Hippotherapie laut Ehmke immerhin ein wenig besser stehen.