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Gebärmutterhalskrebs Gebärmutterhalskrebs: Impfung soll vor Viren-Infektion schützen

Von Kerstin Metze 21.01.2007, 21:28

Halle/MZ. - Die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut prüft die Empfehlung dieser Impfung zurzeit. Wenn die Empfehlung erfolgt - und damit wird in Fachkreisen gerechnet -, können sich gesetzlich Krankenversicherte auf eine Kostenübernahme freuen. Bislang erstatten nur einige Kassen wie die AOK, Techniker Krankenkasse, DAK oder Gmünder Ersatzkasse die Kosten in Höhe von etwa 500 Euro bei Mädchen im Teenageralter. Es spreche jedoch nichts dagegen, die Impfung auch später noch vorzunehmen, sagt Michael Wojcinski, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Impfung in der Gynäkologie im Berufsverband der Frauenärzte.

"Etwa 6 500 Frauen erkranken jedes Jahr bundesweit am so genannten Zervixkarzinom, dem Gebärmutterhalskrebs", sagt Dr. Heike Perlitz, Frauenärztin in Haldensleben. Sie bezeichnet es als "einen Segen", dass dagegen jetzt vorbeugend etwas getan werden kann. Übertragen werden die Papillomviren vor allem beim Sex. Daher sei es sinnvoll, die Impfung - drei Spritzen in einem Zeitraum von mehreren Monaten - vor dem ersten Verkehr vornehmen zu lassen. "Aber auch später macht es Sinn", betont Perlitz. Denn eine potentielle Infektionsgefahr bestehe für alle sexuell aktiven Frauen. Selbst Männer seien wegen der Übertragungsmöglichkeit von einer Impfung nicht ausgeschlossen.

Die Dauer der Wirksamkeit wird in Fachkreisen auf zehn bis 20 Jahre geschätzt. Ob danach eine Auffrischungsimpfung notwendig ist, soll eine Studie klären, die derzeit noch nicht abgeschlossen ist.

Eine flächendeckende Impfung würde in Deutschland nicht nur die Zahl der jährlich neu erkrankten Frauen, sondern auch die Zahl der Todesfälle von jährlich etwa 1 800 minimieren. "Vor diesem Hintergrund sind die hohen Kosten für eine Immunisierung insbesondere bei den Mädchen und Frauen gerechtfertigt, die bisher keine sexuellen Kontakte hatten", sagt Professor Dr. Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Uni Bremen und Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung des Gesundheitswesens.

"Es ist die erste Impfung, durch die Krebs verhindert werden kann. Diese besondere Möglichkeit möchten wir den jungen Mädchen bereits jetzt zur Verfügung stellen", betont Dr. Hans Jürgen Ahrens, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes.

Weltweit infizieren sich schätzungsweise 50 bis 80 Prozent aller Frauen im Laufe ihres Lebens mit HPV. Die meisten Infektionen sind harmlos und rufen keine Erkrankungen hervor. Jedoch können bestimmte HPV-Typen Krebs auslösen.

In Europa sind etwa 70 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs auf die beiden HPV-Typen 16 und 18 zurückzuführen, gegen die jetzt mit dem Impfstoff von Sanofi geimpft werden kann. Ein zweiter Stoff des Unternehmens Glaxo- SmithKline (GSK) befindet sich derzeit im europäischen Zulassungsverfahren. Nach Auskunft von Dr. Heike Perlitz geben aktuelle Studien erste Hinweise darauf, dass der neue Impfstoff auch vor akuten Infektionen mit zwei weiteren krebsauslösenden Virentypen schützen könnte: HPV 45 und 31.

"Das sind die dritt- und vierthäufigsten Verursacher von Gebärmutterhalskrebs", erläutert die Ärztin. Gemeinsam seien diese vier HPV-Typen für etwa 80 Prozent aller Gebärmutterhalskrebs-Fälle verantwortlich. Der neue Impfstoff von GSK sei für Mädchen und Frauen von zehn bis 55 Jahren beantragt.

Die regelmäßige Vorsorge-Untersuchung und den Krebs-Abstrich wird die neue Impfmöglichkeit auf keinen Fall ersetzen. Denn etwa 30 Prozent der Zervixkarzinome sind auf krebsauslösende HPV-Typen zurückzuführen, gegen die noch keine Impfung schützt. "In Kombination mit der jährlichen Krebsfrüherkennungs-Untersuchung bietet die Impfung derzeit allerdings einen effektiven Schutz vor Gebärmutterhalskrebs", ist Perlitz überzeugt.

Mehr Auskünfte gibt es im Internet.