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Fallzahlen Wegen Ukraine-Flüchtlingen: Tuberkulose-Fallzahlen in Deutschland gestiegen - Schon 16 Fälle in Sachsen-Anhalt

Jahrelang ging die Zahl der Tuberkulose-Erkrankungen in Deutschland zurück. Doch seit einigen Jahren steigen die Fälle wieder leicht. Das hängt nicht zuletzt mit dem Krieg in der Ukraine zusammen.

Von dpa/eb Aktualisiert: 25.03.2024, 15:31
Eine Radiologin analysiert in ihrem Büro die Röntgenbilder der Lunge einer aus der Ukraine geflüchteten Person.
Eine Radiologin analysiert in ihrem Büro die Röntgenbilder der Lunge einer aus der Ukraine geflüchteten Person. Symbolfoto: picture alliance/dpa | Matthias Balk

Magdeburg/Halle (Saale)/DUR. - Die Tuberkulose-Fallzahlen in Deutschland steigen - auch angesichts der rund elfmal höheren Tuberkulose-Inzidenz in der Ukraine und der Ansteckungsgefahr in Massenunterkünften. 

Denn nach einem jahrelangen Rückgang der gemeldeten Tuberkulose-Fälle in Deutschland sind die Zahlen vergangenes Jahr auf niedrigem Niveau erneut leicht angestiegen. Rund 4.480 Fälle wurden 2023 registriert, wie das Robert Koch-Institut anlässlich des Welttuberkulosetages am 24. März mitteilt.

Im Jahr zuvor waren es rund 4.080 Fälle, 2021 rund 3.930. „Hintergrund für diese jüngsten Entwicklungen ist aktuell insbesondere auch die Zuwanderung schutzsuchender Menschen aus der Ukraine“, hieß es. In dem Land komme Tuberkulose deutlich häufiger vor. Drei Viertel der Menschen, die hierzulande eine Tuberkulosediagnose erhalten, sind laut RKI außerhalb Deutschlands geboren.

In Sachsen-Anhalt sind seit Jahresanfang 16 Tuberkulosefälle gemeldet worden. Im Jahr 2023 wurden mit 72 gemeldeten Tuberkulosefällen 3,3 Neuerkrankungen auf 100.000 Einwohner registriert. Sachsen-Anhalt liegt damit deutlich unter der bundesweiten Tuberkulose-Inzidenz von 5,3 Fälle pro 100.000 Einwohner.

Die meisten Neuerkrankungen im Jahr 2023 wurden in Halle (16 Fälle) und Magdeburg (9 Fälle) festgestellt. In Bezug auf die Bevölkerungszahl waren in 2023 Halle und Dessau-Roßlau am stärksten betroffen (6,6 und 5,0 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner).

In Europa liege der Schwerpunkt in Osteuropa

Vergangenes Jahr erkrankten nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit 10,6 Millionen Menschen an Tuberkulose, 1,3 Millionen starben daran. Vor allem Länder in Südostasien, wie die Philippinen, Indonesien und Indien, sowie Länder des südlichen Afrikas, etwa Lesotho oder Simbabwe, sind RKI-Angaben zufolge betroffen. In Europa liege der Schwerpunkt in Osteuropa.

Tuberkulose wird durch bakterienhaltige Aerosole über die Atemwege übertragen und ist in den allermeisten Fällen mit Medikamenten heilbar. Im Fall einer latenten Infektion kann eine Erkrankung verhindert werden. Von einer latenten Infektion spricht man, wenn eine Ansteckung mit Tuberkulosebakterien vorliegt, ohne dass man erkrankt ist. Die Behandlung dauert mindestens sechs Monate. 

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Tuberkulose meist mit Medikamenten heilbar

Ein Großteil der Erkrankten (70 Prozent) leidet dem RKI zufolge an einer Lungentuberkulose. Eine Infektion zeigt sich durch Husten, der in seltenen Fällen blutig sein kann. Gelegentlich kommt es zu Brustschmerzen und Atemnot.

„Bei länger bestehendem Husten sollte auch an Tuberkulose gedacht und entsprechend den bestehenden Empfehlungen durch eine Röntgenuntersuchung der Lunge weiter untersucht werden“, empfahl RKI-Präsident Lars Schaade. 

Bestimmte Personen besonders von Erkrankung gefährdet

Besonders gefährdet sind laut RKI Menschen, die engen und längeren Kontakt zu Personen hatten, die an einer ansteckungsfähigen Lungentuberkulose erkrankt sind, sowie Menschen mit unzureichend behandelter früherer Tuberkuloseerkrankung.

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„HIV, Rauchen, Alkohol- und Drogenabhängigkeit, Unterernährung, Diabetes mellitus und Lebensumstände wie Obdachlosigkeit, ein früherer Haftaufenthalt und Armut zählen ebenfalls zu den Risikofaktoren.“ 

Vor der Pandemie gab es den Experten zufolge viele positive Entwicklungen, die globale Tuberkuloseepidemie gemäß einer Strategie der WHO bis zum Jahr 2035 zu beenden. „Die COVID-19-Pandemie führte dann in vielen Ländern zu schmerzhaften Rückschlägen, die erst wieder mühsam aufgeholt werden müssen.“