Ernährung Ernährung: Kalorien sparen mit Süßstoff
Halle/MZ. - Die Annahme, Süßstoffe machten dick, geht davon aus, dass diese allein durch ihren Geschmack eine verstärkte Insulinausschüttung bewirkten. Somit werde der Blutzuckerspiegel gesenkt, was wiederum zu gesteigertem Appetit und verstärktem Essen führe. Diese Hypothese ist nach den Worten von Experten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) durch Studien aber nicht bestätigt worden. Gleiches gelte für andere Vermutungen, denen zufolge Süßstoffe Kopfschmerzen, Allergien oder Krebs auslösen sollen. Lediglich der Süßstoff Aspartam dürfe von Menschen, die an der so genannten Fölling-Krankheit (Phenylketonurie) leiden, nicht verzehrt werden. Allerdings sollten Süßstoffe nicht zusätzlich zu Zucker konsumiert werden, rät die DGE. Auch sei ihre Verwendung kein Freibrief für ungezügeltes Essen.
"Süßstoffe sind gesundheitlich unbedenklich", sagt der Biochemiker und Arzt Professor Harald Förster, ehemaliger Institutsdirektor am Uni-Klinikum in Frankfurt (Main). Förster verweist auf die jahrelange wissenschaftliche Prüfungsphase, die ein Produkt vor seiner Zulassung durchlaufen müsse. Zudem würden Höchstmengen festgelegt, die einem Produkt zugesetzt werden dürfen. Diese Höchstmenge wird "ADI-Wert" (Acceptable Daily Intake) genannt. Die Zeitschrift "Öko-Test" steht dem unbekümmerten Gebrauch von Süßstoffen allerdings skeptisch gegenüber und sieht die Untersuchungen darüber noch lange nicht abgeschlossen.
Nach Angaben des Süßstoff-Verbandes in Köln sind in der Europäischen Union zurzeit acht Süßstoffe im Lebensmittelrecht aufgenommen:
oAcesulfam-K ist hitzebeständig und kann zum Kochen und Backen verwendet werden; die Süße ist schnell wahrnehmbar und ohne Nachgeschmack.
oAspartam besteht aus Eiweißbausteinen und ist nicht völlig kalorienfrei. Aspartam verliert durch starke Erhitzung oder lange Lagerung an Süßkraft.
oAspartam-Acesulfam-Salz findet dort Anwendung, wo auch Aspartam und Acesulfam eingesetzt werden, es ist eine salzartige Verbindung aus beiden.
oCyclamat hat die geringste Süße, ist dafür äußerst hitzestabil und lange lagerfähig. Cyclamat steht vereinzelt noch immer im Verdacht, vor allem in großen Mengen gesundheitsbedenklich zu sein. Das Bundesamt für gesundheitlichen Verbraucherschutz rät, die Höchstmengen einzuhalten oder besser auf Alternativ-Süßstoffe auszuweichen. Die Weltgesundheitsbehörde empfiehlt eine Tagesdosis von maximal 7 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht.
oNeohesperidin DC wird aus einem Flavonoid der Zitrusfrüchte gewonnen, als Einzelsüßstoff hat es einen anhaltenden Nachgeschmack, der an Lakritze und Menthol erinnert.
oSaccharin gehört zu den ältesten und gängigsten Süßstoffen, ist hitze- und gefrierbeständig, somit zum Kochen und Backen geeignet.
oSucralose wird aus Zucker hergestellt, ist gut wasserlöslich und sehr stabil; wird für Lightprodukte, Desserts und Süßigkeiten verwendet.
oThaumatin ist ein natürlicher Eiweißstoff, also nicht ganz kalorienfrei; wird aus der westafrikanischen Katemfefrucht gewonnen; lakritzeähnlicher Nachgeschmack, bei längerem Erhitzen verliert Thaumatin an Süßkraft.
Während die genannten Süßstoffe bis zu 3 000 Mal süßer als normaler Zucker sind, süßt Neotame gar 7 000 bis 13 000 Mal stärker als Zucker. Allerdings bewertet die Europäische Behörde für Lebensmittelrecht (EFSA) gegenwärtig erst die Möglichkeit zur Zulassung.
Häufig werden Süßstoffe mit so genannten Zuckeraustauschstoffen verwechselt. So werden die Zuckeralkohole (mehrwertige Alkohole, Polyole) genannt, zu denen unter anderem Sorbit, Isomalt, Mannit und Xylit zählen. Zuckeraustauschstoffe sind - anders als die Süßstoffe - Energielieferanten. Sie bringen 2,4 Kalorien pro Gramm auf die Waage.
Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe haben eine Gemeinsamkeit: Im Vergleich zu Zucker beeinflussen sie den Insulin- und Blutzuckerspiegel im menschlichen Organismus gar nicht (Süßstoffe) oder nur wenig (Zuckeraustauschstoffe) und sind deshalb für Diabetiker geeignet. Während Zuckeraustauschstoffe bei übermäßigem Verzehr abführend wirken können, wurde in Studien bei Süßstoffen bislang kein Einfluss auf die Verdauung festgestellt. Auch für die Zahngesundheit soll Süßstoff vorteilhaft sein, weil er keine Karies auslöst.
Süßstoffe sind vielseitig, aber sie können nicht alles, was Zucker kann. Beispielsweise erreichen sie nicht die Bindewirkung und das Volumen von Zucker. Deshalb gelingt mit Süßstoff nicht jeder Kuchen gut. Die DGE bezeichnet speziell bei Erfrischungsgetränken mit Süßstoff gesüßte Varianten als Alternative. Gern verwendet wird Streusüße auch auf Obst oder für Quark und Pudding.