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Chemie am Arbeitsplatz Chemie am Arbeitsplatz: Toner ist kein Hauptgrund für Bürokrankheiten

16.10.2007, 15:11
Ein Mann hält in einem Büro eine Tonerkartusche in der Hand. (Foto: dpa)
Ein Mann hält in einem Büro eine Tonerkartusche in der Hand. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Tonerpartikel aus den Kartuschen von Laserdruckernoder Fotokopieren sind nach Einschätzung des Berliner Bundesinstitutsfür Risikobewertung (BfR) nicht Hauptversursacher für Bürokrankheitenwie Atemwegprobleme. Eine Studie der Universität Gießen im Auftragdes BfR ergab zwar beim Betrieb von Druckern und Kopierern einendeutlich messbaren Anstieg von Feinstäuben. Dieser Anstieg sei abernicht abhängig von Tonern, sagte der Umwelttoxikologe Volker Mersch-Sundermann am Dienstag. Das BfR bekräftigte dennoch den Rat, häufigbenutzte Laserdrucker oder Kopierer für einen besserenGesundheitsschutz in separate Räume zu stellen.

Der Streit um die Rolle der Toner in der Büroluft tobt bereitsseit mehreren Jahren. Nach Angaben der Interessengemeinschaft derTonergeschädigten leiden rund 1700 Büromitarbeiter in Deutschlandunter erheblichen gesundheitlichen Problemen, weil sie dicht nebenLaserdruckern oder Kopierern arbeiten. Die Betroffenen gehen davonaus, dass Tonerpartikel beim Betrieb der Geräte in die Raumluftgelangen und krank machen. Folgen seien zum Beispiel Dauerschnupfen,Halsschmerzen, Reizhusten und Entzündungen der Nasennebenhöhlen oderBronchien. Einige Betroffene seien berufsunfähig geworden, berichteteder Vizevorsitzende der Interessengemeinschaft, Bernhard Ziemer.

Beim BfR, das unter anderem für Chemikaliensicherheit zuständigist, meldeten Ärzte bisher 105 Patientenfälle, die im Zusammenhangmit Tonern und Büroluft stehen könnten. Deshalb gab dasBundesinstitut die Gießener Studie in Auftrag. Zwischen Januar undOktober 2006 maßen Forscher daraufhin in 63 ausgewählten Büroräumendie Raumluft und untersuchten 69 Menschen, die dort arbeiteten. «Beiden flüchtigen organischen Verbindungen gab es keine Veränderungen,Feinstäube sind beim Betrieb der Geräte aber um das Doppelteangestiegen», berichtete Studienleiter Mersch-Sundermann, derinzwischen an der Universität Freiburg arbeitet. Auch wenn Tonerdaran keinen Anteil hätten, bleibe die gesundheitliche Bedeutung derStäube unklar und erfordere weitere Studien.

Die 69 Menschen, die in den untersuchten Räumen arbeiteten,zeigten laut Studie keine Reaktionen wie Atemwegentzündungen,ergänzte Forscherin Caroline Herr. «Allen war aber unwohl in denBüroräumen - unabhängig vom Toner.» Es gebe noch zu wenigUntersuchungen darüber, was in Bürogebäuden gesund sei und was nicht.

Von einer Toner-Entwarnung will BfR-Präsident Andreas Hensel auchnach der Studie nicht sprechen. Er sieht in diesem Risiko allerdingseine «relativ kleine Größe in Bezug auf andere Berufsgruppen wieFriseure oder Bäcker». Im Jahr würden rund 8 Millionen Drucker inDeutschland verkauft, sagte Hensel. «Dagegen stehen 105 ärztlicheMeldungen, die uns vorliegen.»