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Biogene Drogen Biogene Drogen: Vorsicht vor «Magic Mushrooms» & Co.

Von Florian Oertel 06.04.2005, 09:27

Berlin/dpa. - Ihr Name klingt völlig harmlos, ein wenig nach Umweltschutz und irgendwie fast gesund: Biodrogen - oder korrekter: Biogene Drogen. Vermeintlich magisch wirkende Pilze sind die wohl bekanntesten unter ihnen.

Seit einiger Zeit erfreuen sich die «Magic Mushrooms» und ähnlich wirkende Pflanzen wachsender Beliebtheit. Was viele Konsumenten nicht wissen oder absichtlich übersehen: Biogene Drogen sind nicht harmlos. Wie auch bei künstlich hergestellten Drogen drohen Horror-Trips mit möglicherweise üblen Folgen.

Das durch die Silbe «Bio» hervorgerufene Image der Biogenen Drogen als sanfte Muntermacher verweisen Experten ins Fabelreich: «Das ist Etikettenschwindel», sagt Jost Leune vom Fachverband Drogen und Rauschmittel (fdr) in Hannover. «Heroin und Kokain müssten streng genommen auch Biodrogen sein, schließlich werden sie aus Schlafmohn beziehungsweise Kokablättern gewonnen», drückt es Martin Ebbecke vom Giftinformationszentrum-Nord in Göttingen noch deutlicher aus.

«Magic Mushrooms» fallen unter das Betäubungsmittelgesetz und sind damit in Deutschland ganz offiziell illegale Drogen. Bei Substanzen wie «Herbal Ecstasy» sieht es bislang noch anders aus, obwohl eine Weitergabe im Prinzip ebenfalls verboten ist. Auch vor derartigen Stoffen gilt es, sich in Acht zu nehmen. Ganz davon abgesehen, dass der Name «Herbal Ecstasy», der auf gesunde Kräuter schließen lässt, wiederum in die Irre führt: «Das wird chemisch gewonnen», sagt Leune.

Die Gefahr der vermeintlich harmlosen Biomittelchen besteht darin, dass ihnen der Gehalt des Wirkstoffes nicht anzusehen ist. Nach Verzehr eines «Magic Mushrooms» - auf Deutsch Spitzkegeliger Kahlkopf genannt - wirken die Substanzen Psilocybin und Psilocin auf das Gehirn des Konsumenten, je nach Gehalt mehr oder weniger. «Das hat auch damit zu tun, ob, wie und wo die Pilze gezüchtet wurden», sagt Peter Tossmann aus Berlin.

Der Drogenexperte ist für die Internetseite www.drugcom.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Köln mit verantwortlich. Er hält ein immer wieder vorgebrachtes Urteil für bedenklich: Die Pilze mit ihren «halluzinogenen» Wirkstoffen, so heißt es, seien milder als das ähnliche, aber im Labor hergestellte LSD - das viele Anhänger Biogener Drogen nie anrühren würden. «Das sind pflanzliche Halluzinogene, über die man bisher noch wenig weiß.»

Im Dunkeln liegt laut Landeskriminalamt (LKA) Rheinland-Pfalz bisher auch das Abhängigkeitspotenzial der Biogenen Drogen. Bekannt sind dagegen mögliche Folgen für die Konsumenten: Die stark veränderte Wahrnehmung von Raum und Zeit, die zunächst unter Umständen als angenehm empfunden wird, kann rasch zum Albtraum werden. «Die Gefahr ist, dass Leute in Verkennung der Tatsachen aus dem Fenster springen oder sich hinter das Steuer setzen und Gespenster über die Straße huschen sehen», verdeutlicht Martin Ebbecke.

Auch zu 100 Prozent legale und naturbelassene Stoffe bergen ein Gefahrenpotenzial in sich, das nicht unterschätzt werden sollte: Eine ganze Reihe heimischer Pflanzen mit ähnlichen Inhaltsstoffen wie die «Magic Mushrooms» hat halluzinogene Wirkung - unerwünschte Nebenwirkungen ebenfalls nicht ausgeschlossen. «Aus toxikologischer Sicht unterscheidet sich ein Rauschzustand nicht von einem anderen, weil der eine legal und der andere illegal ist», sagt Mediziner Martin Ebbecke von der Giftnotrufzentrale.

An eine solche Zentrale oder an ein Krankenhaus sollten sich Jugendliche wenden, wenn sich bei der Party plötzlich ein anderer Gast eigenartig benimmt und der Verdacht besteht, er könnte eine der Substanzen eingenommen haben. Anzeichen für eine Vergiftung sind laut Ebbecke stark geweitete Pupillen und schneller Herzschlag. Die Angst vor unangenehmen Fragen im Krankenhaus muss laut Jobst Leune in dieser Situation wohl oder übel beiseite gewischt werden.