Auslöser Vorbeugung und Behandlung Auslöser Vorbeugung und Behandlung : Migräne: Der einseitige Schmerz im Kopf

Gegen sie ist kein Kraut gewachsen. Wer Migräne hat, muss lernen, mit den starken Schmerzen zu leben. Typisch für sie: Sie hämmern einseitig im Kopf, daher der Name. Migräne leitete sich aus dem altgriechischen Begriff für „halber Schädel“ ab.
Migräne ist nicht heilbar, das ist die schlechte Nachricht für Betroffene. Die gute: Mit einer bewussten Lebensweise lassen sich die Attacken begrenzen. „Die Migräne ist eine angeborene Krankheit“, sagt Torsten Kraya, Leiter der Sprechstunde für Kopf- und Gesichtsschmerzen an der Universitätsklinik in Halle. Von ihr sind mehr als zehn Prozent der Bevölkerung betroffen, dabei gut doppelt so viele Frauen wie Männer. In der Regel tritt die Migräne zum ersten Mal in der Pubertät auf. Das muss aber nicht immer so sein. „Patienten in meiner Sprechstunde sind zwischen acht und 80 Jahre alt“, sagt der promovierte Arzt. Und nicht jeder, der die Neigung in sich trage, bekomme auch Migräne.
Schmerz gibt Rätsel auf
Aus wissenschaftlicher Sicht gibt der hämmernde Schmerz noch einige Rätsel auf. Hinter der sogenannten familiären hemiplegischen Migräne stecken bekannte Gendefekte. Die Patienten müssen bei Attacken teilweise erhebliche motorische Störungen in Kauf nahmen. Die können nach den Worten von Kraya zeitweilig bis zur halbseitigen Lähmung führen. Fest steht auch, dass es bei anderen Migränepatienten eine familiäre Häufung geben kann. Bei diesen Formen werden klassische Gendefekte ausgeschlossen. Vielleicht, so eine Vermutung, sind bei ihnen nicht defekte Gene schuld, sondern bestimmte Genmuster. „Die Wissenschaft sucht noch nach Antworten“, sagt der Schmerzexperte.
Auslöser
Migräne kann aus dem Nichts auftreten. Plötzlich ist sie da. Klassische Auslöser sind Alkohol, Stress und kein Stress. Letzteres klingt zunächst widersprüchlich, ist es aber nicht. Der Körper kann auf eine Überforderung mit Migräne reagieren, quasi als Mittel zum Stressabbau. Aber auch genau das Gegenteil ist möglich. Viele Migränepatienten bekommen ausgerechnet am Wochenende oder in den ersten Urlaubstagen Attacken. Das mag unlogisch sein, weil wir Ruhe und Erholung positiv bewerten. Für den Körper ist das jedoch auch eine Art Stress, weil er vom gewohnten Alltagsmodus in den Freizeitmodus umschalten muss. Mögliche Konsequenz: Migräne.
Vorbeugen
Abgesehen von Entspannung, Sport und Medikamenten (siehe Beitrag: Drei-Punkte-Plan gegen den Schmerz) gibt es weitere Möglichkeiten, Schmerzattacken im Kopf zu vermeiden. „Wenn Bier oder Rotwein die Migräne auslösen, dann muss der Betroffene auf Alkohol verzichten“, sagt Kraya. Wer im Urlaub oder am Wochenende regelmäßig attackiert werde, solle nicht abrupt in die Ruhephase wechseln. Wenn zum Beispiel montags bis freitags frühmorgens der Wecker klingelt, dann ist Ausschlafen am Sonnabend für Migränepatienten keine gute Idee. Der Arzt empfiehlt vielmehr, langsam vom Alltags- in den Freizeittrott zu wechseln. Das kann unter Umständen bedeuten, dass auch am Wochenende der Wecker wie gewohnt klingelt. Im Urlaub sollte er erst nach ein paar Tagen aus bleiben.
Regelmäßig essen, trinken und schlafen, darauf verweisen Ärzte auch im Zusammenhang mit der Migräne-Prophylaxe. „Das mag banal klingen“, sagt Kraya, „aber es hilft tatsächlich.“ Unter anderem, weil jede Regelmäßigkeit eher Stress vermeidend wirkt. Der Arzt erinnert in diesem Zusammenhang an die Schichtarbeiter. Der unregelmäßige Schlafrhythmus mache sie empfänglicher für Schmerzattacken, sagt er.
Auf der nächsten Seite erfahren Sie, wie man Migräne behandeln kann und woran man den Unterschied zu Kopfschmerzen erkennt.
Behandlung
Zur Akuttherapie werden Schmerztabletten wie Paracetamol, Aspirin oder Ibuprofen verabreicht. Laut Kraya passiert das oft in Kombination mit Mitteln gegen Übelkeit, die bei vielen Patienten zur Migräne gehört wie der einseitige Kopfschmerz.
Es gibt aber auch spezielle Migränemedikamente. Diese sogenannten Triptane wirken anders als die üblichen Schmerzmittel. Ihre Funktion besteht darin, die Botenstoff zu hemmen, die die Schmerzattacken auslösen lassen.
Die Akupunktur hat sich als zusätzliche prophylaktische Therapiemöglichkeit etabliert. Studien belegen, dass sie ähnlichen Erfolg wie die medikamentöse Behandlung hat.
Daneben gibt es weitere Behandlungsmöglichkeiten, die mehr oder weniger individuell von Fall zu Fall infrage kommen können. Bei einer chronischen Migräne zum Beispiel ist auch der Einsatz von Botox rechtlich möglich. Bei Patienten, die seltener Attacken haben, ist das laut Kraya nicht wirksam.
Einteilung
Die Einteilung erfolgt nach verschiedenen Gesichtspunkten. Unterschieden wird zum Beispiel in Migräne mit und ohne Aura. Mit Aura bedeutet, dass zum Beispiel Sehstörungen, Kribbeln oder Taubheitsgefühl eintreten, auch die Wahrnehmung von Lichtblitzen ist möglich. Das dauert wenige Minuten bis maximal eine Stunde. Danach setzt der Kopfschmerz ein. Von der Migräne mit Aura sind etwa zehn Prozent der Patienten betroffen., die anderen haben die Aura nicht.
Eine weitere Möglichkeit der Einteilung ergibt sich aus der Häufigkeit der Attacken. Von episodischer Migräne wird gesprochen, wenn sie an weniger als 15 Tagen im Monat auftritt. Haben Patienten mehr als 15 Beschwerdetage, leiden sie unter einer chronischen Migräne.
Kopfschmerz oder Migräne
Die internationale Kopfschmerzklassifikation gibt die Antwort unter klinischen Gesichtspunkten. Wobei sich schon allein die Migräne in etwa zwei Dutzend Unterformen aufteilt. Ganz allgemein gesagt: Von sekundären Kopfschmerzen ist die Rede, wenn sie im Zusammenhang mit einer anderen Erkrankung auftreten, zum Beispiel einer Grippe. Sie sind Symp- tom einer Krankheit. Die Migräne hingegen ist kein Symptom, sie ist die Krankheit.
Weitere Informationen von der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft gibt es im Internet unter: www.dmkg.de, Infos zur Kopfschmerzsprechstunde der Uniklinik Halle unter: www.medizin.uni-halle.de. (mz)