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Geschmacksnerven pur - Alfons Schuhbeck wird 60

Von Sabine Dobel 28.04.2009, 09:43

München/dpa. - Schweinsbraten in Ingwer, gebackene Weißwurstradeln, Brezen-Knödel, Bier-Tiramisu und geeister Kaiserschmarrn - ungeniert verpasst der Münchner Sterne-Koch Alfons Schuhbeck traditionellen bayerischen Schmankerln seine eigene Note.

«Man übernimmt nicht mehr das, was zu Urmütter-Zeiten gang und gäbe war», stellte Schuhbeck einmal in einem Interview klar. Heimatverbunden und bodenständig, mit bayerischem Charme und kulinarischen Tabu-Brüchen begeistert er seit Jahrzehnten Gäste und Publikum. Er kochte für Helmut Kohl und Angela Merkel, für Arnold Schwarzenegger und Michael Schumacher, und immer wieder für den FC Bayern. Am 2. Mai wird der Erfinder ungewöhnlicher Tafelfreuden, der sich auch als Erneuerer der bayerischen Küche bezeichnet, 60 Jahre alt.

Die Feiern zum runden Geburtstag will er nicht auf einen Tag beschränken. «Ich bin ein ganzes Jahr 60 und ich werde über das Jahr verteilt die Leute zu mir einladen, die mir in meinem Leben wichtig und wertvoll sind, die mich begleitet haben», sagt Schuhbeck. «Das ist besser als ein Fest mit 200 Leuten, bei dem man für den Einzelnen gar keine Zeit hat.»

Am Stichtag kommt er trotzdem um eine große Fete nicht herum: Der Bayerische Rundfunk gratuliert einer Kochgala, mit dabei sind Thomas Gottschalk, Franz Beckenbauer, Carolin Reiber und Elmar Wepper, der seit über zehn Jahren jeden Sonntag mit Schuhbeck vor der Kamera kocht. Als weitere Gratulanten haben sich laut BR angesagt: Alt-Kanzler Gerhard Schröder (SPD), Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU), Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), die Kochmeister Johann Lafer, Horst Lichter und Eckart Witzigmann - und natürlich der FC Bayern. Schuhbecks Tanzband «Die Scalas» erlebt für einen Abend ein Comeback in Originalbesetzung - mit Schuhbeck an Gitarre und Mikrofon. Zwischen 1966 und 1968 tourte er mit seiner Band durch den Landkreis Traunstein und das Berchtesgadener Land.

Damals sah es überhaupt nicht nach einer Karriere als Spitzenkoch aus: Geboren als Alfons Karg in Traunstein machte er eine Lehre als Fernmeldetechniker - «weil meine Eltern meinten, Post oder Bahn seien was krisensicheres», wie er heute sagt. «Aber dann zog es mich zum Kochen.» Zu dieser Zeit suchte der kinderlose Gastronom und damalige Bürgermeister von Waging am See, Sebastian Schuhbeck, einen Nachfolger für sein «Kurhausstüberl» - er adoptierte den jungen Alfons und ließ ihn auf die Hotelfachschule Bad Reichenhall gehen. Alfons - nun Schuhbeck - lernte auch in Salzburg, Genf, Paris, London und München. Zu den Stationen seiner Lehrjahre gehörten Adressen wie Feinkost Käfer, Alois Dallmayr und das «Aubergine» von Witzigmann.

1980 übernahm er den elterlichen Betrieb und erkochte sich schnell die Sympathien der am Chiemsee verkehrenden Münchner Prominenz. 1983 bekam er einen Michelin-Stern, 1989 ehrte ihn der Gourmetführer GaultMillau als «Koch des Jahres», weitere Auszeichnungen folgten. Seitdem ist Schuhbeck als Autor zahlreicher Kochbücher und als Fernsehkoch bundesweit bekannt. Mit seinem Cateringservice belieferte er Großveranstaltungen und hochkarätige Events, unter anderem Feste des damaligen Bundeskanzlers Kohl.

Seit 2003 brutzelt und schmort Schuhbeck in München am Platzl gleich beim Hofbräuhaus. Zu seinem Gastro-Imperium gehören eine Kochschule, ein Eissalon und ein Schokoladenladen. Schokokreationen mit rosa Pfefferbeeren, kandierten Rosen- oder Minzblättern, Schokoladenbruch mit Knoblauchflocken, Schwarzbrot- oder Gurken-Dill-Eis erfordern gelegentlich einen geübten Gaumen. Ein Magnet für Feinschmecker sind seine Gewürzläden - einen gibt es sogar in Hamburg. Das Geheimnis des Erfolges fasst Schuhbeck so zusammen: «Leidenschaft beim Kochen, Offenheit gegenüber anderen Menschen und Durchhaltevermögen bei allem, was man tut».