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Führungskräfte Führungskräfte: Das Team steht und fällt mit dem Chef

Von Sandra Tjong 29.05.2006, 10:06
Bei großen Firmen hat sich die Arbeit im Team durchgesetzt - komplexe Aufgaben können gemeinsam umfassender und schneller bearbeitet werden. (Foto: dpa)
Bei großen Firmen hat sich die Arbeit im Team durchgesetzt - komplexe Aufgaben können gemeinsam umfassender und schneller bearbeitet werden. (Foto: dpa) Zürich Gruppe

München/Hamburg/dpa. - Er ist für diePublikumspresse zuständig, während Kollegen von ihm die Finanzpresse betreuen oder auf Umweltschutz- und Forschungsfragen spezialisiert sind. Teamarbeit wird bei Siemens und vielen anderen Unternehmen seit Jahren groß geschrieben - in der Pressestelle wie in der Produktentwicklung, im Vertrieb und in der Produktion.

Bei großen Firmen hat sich die Arbeit im Team durchgesetzt. Seies, dass grundsätzlich die Abteilungen aus verschiedenen Teamsbestehen, oder dass Teams für einzelne Projekte von Fall zu Fallzusammengestellt werden: «Komplexe Aufgaben, die unterschiedliche Kompetenzen erfordern, können im Team umfassender und schneller als von einer Person bearbeitet werden», sagt Christine Scheffler. Sie leitet die Bertelsmann University in Gütersloh, in der Schulungen imKonfliktmanagement für Führungskräfte angeboten werden.

Sachbuchautor Rolf Meier aus Hürth (Nordrhein-Westfalen) machtnoch auf einen ganz anderen Aspekt aufmerksam: den Spaß bei derArbeit im Team. «Das ist angesichts des zunehmenden Arbeitsdrucks undwachsender Unzufriedenheit unter Angestellten ganz wichtig.» BisGruppen erfolgreich kooperieren, kann es allerdings dauern. «Fürwenig komplexe, mechanisch zu erledigende Aufgaben lohnt der Aufwandmeist nicht», so Christine Scheffler. Dem stimmt Meier zu:«Teamarbeit bedeutet Arbeit. Man muss Zeit in die Kommunikation undin Einzelgespräche investieren.»

Meier empfiehlt für Projektteams eine Größe von fünf bis siebenMitgliedern. Für den Teamleiter besteht die Herausforderung unteranderem darin, die richtigen Mitarbeiter zu finden. Optimal ist es,bestimmte Persönlichkeitspräferenzen zu kombinieren: den Kreativen,den Sorgfältigen, den Mutigen, den Sozialen - Typen, die es in dieserReinform in der Praxis freilich nicht gibt.

«Wenn der Leiter das Team zusammenstellt, sollte er dieMitarbeiter so gut kennen, dass er vermeintliche Schwächen zu Stärkenentwickeln kann», sagt Susanne Glaser-Radtke. Sie leitet die GIMGruppe, eine Personal- und IT-Managementberatung in Hamburg. «Selbstein schwieriger Charakter kann echte Vorteile für das Team und dieArbeit bringen.» Der «Ungeduldige mit Macher-Qualitäten» bringe mitseinem Mut, Hindernisse zu überwinden, Dynamik in die Gruppe. Derzurückhaltende Beobachter könne derjenige sein, der hinterfragt, obsich das Team noch auf dem richtigen Weg befindet.

Die Expertin empfiehlt zu Beginn des gemeinsamen Projekts eineein- oder mehrtägige Teambildungsmaßnahme, auch um die Rollen dereinzelnen Mitarbeiter je nach Persönlichkeit und Fähigkeiten zudefinieren. Ratsam sei es, dazu mit einem Fragenkatalog zurSelbsteinschätzung die Stärken und Schwächen der Teammitgliederherauszuarbeiten. «Zusätzlich bietet sich die Beurteilung durchunabhängige Beobachter an.» In dem Workshop sollten außerdem dieZiele definiert und die Wege dorthin gemeinsam ausgearbeitet werden,rät Autor Rolf Meier.

Auf den Teamleiter kommt eine verantwortungsvolle Aufgabe zu,nicht nur, weil er nach außen gerade stehen muss für die Ergebnisseseiner Gruppe. Von ihm hängt es auch ab, ob die Zusammenarbeit gutfunktioniert. «Er braucht starke Kompetenzen im Bereich derKommunikation und des Projektmanagements und muss über eine sehr guteMenschenkenntnis verfügen», sagt Susanne Glaser-Radtke. «Interessanteund weniger interessante Aufgaben sollten in Rotation verteiltwerden», rät die Fachfrau. Sonst entstehen leicht Konflikte. Auch derLeiter selbst sollte sich nicht zu schade für unpopuläre Aufgabensein.

Eine klare Arbeitsteilung sowie eine intensive Kommunikation sinddas A und O innerhalb des Teams. Die erfolgt durch regelmäßigeTreffen und E-Mails. Die Münchner Sachbuchautorin Christine Öttl rätTeamleitern, regelmäßig zu den Arbeitsplätzen der Mitarbeiter zugehen. «Echtes Interesse zeigen, nachfragen, sich sehen lassen» - alldas schaffe neben Vertrauen auch Teamgeist. Um Konflikte zuvermeiden, sollte der Teamleiter immer wieder hinterfragen, ob dieGruppe ihre Ziele erreicht, rät Rolf Meier. «Es ist wie beimKlassenausflug: Der Lehrer achtet darauf, dass niemand verloren geht,mal wandert er vorne weg, mal kümmert er sich um Nachzügler.»

Tauchen Probleme auf, muss der Teamleiter schnell handeln. Einerstes Anzeichen kann sein, wenn einzelne Leute auffallend wortkargwerden. «Bei einem Streit heißt es, den Hintergrund herauszufinden,mit den Leuten sprechen», sagt Christine Öttl. Fühlen sich dieMitarbeiter überlastet, sind Umstrukturierungen ratsam.Möglicherweise muss der Leiter aber auch vermitteln, dass die nächsteZeit alle mit einem Engpass leben müssen. «Hier heißt es Klartextreden und gemeinsam nach Lösungen suchen.»

Literatur: Rolf Meier: Erfolgreiche Teamarbeit, Gabal, ISBN:3-89749-585-6, 17,90 Euro;

Gitte Härter, Christine Öttl: Unschlagbar durch gutes Teamwork. BW Verlag, ISBN: 3-8214-7623-0, 14,80 Euro;

Armin Krenz: Teamarbeit und Teamentwicklung, ISBN: 3-89544-077-9, 19,90 Euro.