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Fasching Fasching: Kostümtrends beim Karneval 2002

Von Mareike Enderle 16.01.2002, 11:02
Auch Urmenschkostüme sind sehr beliebt
Auch Urmenschkostüme sind sehr beliebt Pierro's Kostümdiscounter

Köln/dpa. - Besonders gut dürfte das in diesem Jahr mit einer knallgrünenGraslatzhose funktionieren. Das Kostüm mit zwei leuchtend gelbenMargeriten an den Knopflöchern der Träger besteht ausKunstgrashalmen, die mehrere Zentimeter lang sind. Die wandelndeWiese werde ein Renner, sagt Frank Schröder, Geschäftsführer desHerstellers Karnevalswierts in Köln. Insgesamt lägen «Funhosen» inkräftigen Farben und am besten aus Langhaarfellen voll im Trend derFastnacht 2002. Weiches, unechtes Fell, wuschelige Mähnen oderzottiges Haar sind beliebt.

Ursprünglichkeit und Naturnähe kommen aber nicht nur durch dieStoffe zum Ausdruck. «In diesem Jahr hat eine hohe Nachfrage nachUrmenschkostümen eingesetzt», sagt Ralf Eller vom Kostüm-DiscounterPierros in Mayen (Rheinland-Pfalz). Angeboten werde etwa der Urmenschim Leopardenfell, mit breitem, braunem Gürtel und einem wüstenHaarschopf und Bart. Andere sind schlichter gekleidet, haben Knochenim Haar oder um den Körper gebunden und tragen Hals- und Armbänder,ebenfalls im rustikalen Knochen-Stil.

Vor allem junge Leute geben den Ton im diesjährigen Karneval an.Schließlich bietet sich dabei - neben Christopher Street Day und LoveParade - eine weitere Gelegenheit, die Welt auf den Kopf zu stellen.Für die modebewußte Damenwelt gilt: Ob in der Rolle als Luxus-Engel,Luzifer, Afrikanerin oder Krankenschwester - knapp und sexy kommt gutan.

Die Fantasie vieler junger Männer dagegen wird von dem Kinofilm«Schuh des Manitu» beflügelt: «Viele wollen am liebsten - ganz inrosa Plüsch gehüllt - den schwulen Indianer darstellen», sagt MandyHorn vom Textilhandel Arenz in Raubach (Westerwald). Auch den kleinenKarnevalisten hat es ein Filmidol angetan: Sie wollen einmal selbstwie Harry Potter den Zauberstab schwingen und das dazu passendeKostüm mit dem dunklen Sternchen-Umhang und dem breitkrempigenschwarzen Hut tragen. «Schön und einfallsreich ist es nicht undoptisch eher erschreckend», kritisiert Kreativ-Designerin ChristineWenzel aus Bonn. Dennoch habe sie viele Anfragen von Eltern.

Wie bei jedem Karneval muss die Politik auch in diesem Jahr Federnlassen. Masken von Joschka Fischer und Angela Merkel dürften genausozu sehen sein wie von US-Präsident George W. Bush und BundeskanzlerGerhard Schröder. Der Terroristenführer Osama bin Laden werdevielleicht hier und da auf den Umzügen dargestellt, weniger jedochdurch Kostümierungen, schätzt Frank Schröder. In den meistenFachläden sei eine typische Bin-Laden-Verkleidung nicht einmalerhältlich. «In dem Fall kommt Moral ganz klar vor Spaß», bringt derFachmann die Meinung vieler Branchenkollegen auf den Punkt.

Christine Wenzel hält die Verkleidung sogar für gefährlich:«Meinen Mann würde ich damit bestimmt nicht losziehen lassen», sagtsie. Karneval sei nun mal ein feuchtfröhliches Fest, bei dem dieEmotionen schnell über die Stränge schlagen und Aggressionen freiwerden können. Ungefährlicher ist da sicher das altbewährteCowboy-Kostüm: Tatsächlich erlebt der Wilde Westen mit Cowboys undIndianern - soweit die Hersteller das jetzt schon absehen können -ein besonderes Comeback im diesjährigen Karneval. Kein Wunder,schließlich hat Madonna die Originalität der Cowboy-Hüte längst fürsich erkannt und wieder bühnenreif gemacht. Der Film «Schuh desManitu» tat auch hier ein Übriges, um Leder, Federn und Sporenzurückzubringen.

Ob sich der Fantasy-Film «Herr der Ringe» auch im Karnevalniederschlagen wird, bleibt abzuwarten. Eines lässt sich aber jetztschon sagen: Die Lust auf das närrische Treiben scheint ungebrochen:«Verglichen mit dem letzten Jahr zeichnet sich bereits jetzt einesteigende Zahl bei der Laufkundschaft ab», sagt Frank Schröder. Daheißt es sich rechtzeitig Gedanken über die richtige Verkleidung zumachen. Schließlich beginnt die Fastnachtssaison in diesem Jahrbesonders früh und Rosenmontag ist bereist am 11. Februar.