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Familienplanung  Familienplanung : Können wir uns ein Kind überhaupt leisten?

21.10.2019, 09:47

Für manche Frauen ist die Entscheidung klar, dass sie eines Tages Kinder möchten – oder eben nicht. Doch viele andere sind sich unsicher. Sie wägen gemeinsam mit ihrem Partner das Pro und Contra ab oder warten darauf, dass der Kinderwunsch irgendwann von selbst reift, in der Hoffnung, dass es dann biologisch gesehen noch nicht zu spät ist. Schließlich hat es durchaus Vorteile, länger mit dem Nachwuchs zu warten: Hinsichtlich der Karriere, einer stabileren Partnerschaft oder auch den Finanzen.

Denn ein Kind ist teuer, das ist kein Geheimnis. Zahlreiche Paare lassen sich von diesen hohen Kosten abschrecken und gehen davon aus, dass sie sich kein Kind leisten können. Es lohnt sich daher ein Blick auf die Frage, wie teuer ein Kind wirklich ist und wer es sich leisten kann beziehungsweise wer nicht.

Zahlen zur Kinderarmut in Deutschland

Nicht immer ist eine Schwangerschaft geplant und selbst wenn, so haben sich nicht alle werdenden Eltern zuvor Gedanken über ihre Finanzen gemacht. Das ist aber durchaus empfehlenswert, denn auf die leichte Schulter sollte das Thema nicht genommen werden.

Zum Ende des Jahres 2018 wurden nämlich die neuesten Zahlen zur Kinderarmut in Deutschland veröffentlicht, und zwar mit einem traurigen Ergebnis: Demnach ist die Zahl in den vergangenen Jahren stetig angestiegen. Im Jahr 2005 lebten rund 1,51 Millionen deutsche Kinder in Armut, im Jahr 2008 bereits 1,79 Millionen und im Jahr 2018 sogar 1,85 Millionen.

In Deutschland gilt als arm, wer weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens zur Verfügung hat, trotz Bezug von Sozialleistungen wie Kinder-, Wohngeld oder Sozialhilfe. Für alleinstehende Personen liegt diese Grenze derzeit bei knapp 1.000 Euro, für Familien mit zwei Kindern bei etwas über 2000 Euro.

Zwar ist Geld nicht das Wichtigste im Leben, doch geht die Armut für viele Kinder mit Sorgen, Ängsten oder Scham einher. Sie kennen kein unbeschwertes Leben und keine Vorfreude auf Weihnachten. Von einem Urlaub am Meer können sie nur träumen und sie haben noch nie neue Kleidung getragen. Diese sind nur einige Beispiele von vielen. Doch für Eltern dürfte deutlich werden, dass sie ein solches Leben weder für sich selbst noch für ihre Kinder wünschen.

Wie viel kostet ein Kind?

Wer also derzeit beispielsweise auf ein Einkommen von rund 2.000 Euro netto kommt, hat alleine kein Problem, mit diesem Geld den Lebensunterhalt zu stemmen. Zu zweit als Paar wird das schon schwieriger. Da drängt sich die Frage auf, ob es sich ein Kind überhaupt leisten kann. Natürlich schwanken die Kosten im Einzelfall und nach oben gibt es nie eine Grenze.

Denn Eltern können ihr Kind maßlos beschenken, es für teure Hobbys anmelden oder jedes Jahr mit ihm eine Weltreise unternehmen. Das ist aber für das Glück des Kindes keinesfalls notwendig. Dennoch sollte die Familie ein sorgenfreies Leben führen können – mit ausreichend gesundem Essen, hin und wieder einem kurzen Urlaub oder der Möglichkeit, sich kleine Wünsche wie ein neues Spielzeug zu erfüllen.

Rund 130.000 Euro kostet ein Kind bis zu seinem 18. Geburtstag, lautet die Hochrechnung des Statistischen Bundesamtes. Dabei handelt es sich natürlich nur um einen geschätzten Wert. Einige Quellen sprechen von 126.000 Euro, andere wiederum von 128.000 Euro. Doch wie bereits erwähnt, handelt es sich dabei nur um einen Mittelwert, welcher anhand einer Schätzung von 584 Euro pro Monate und Kind errechnet wurde. Auch, wenn die Familie also wirklich sparsam lebt und das Kind sehr genügsam ist, muss dennoch mit einem sechsstelligen Betrag gerechnet werden.

Zusammensetzung der „typischen“ Kosten für ein Kind

Wer sich noch nie mit diesem Thema beschäftigt hat, ist nun vielleicht erst einmal schockiert. Viele kinderlose Paare gehen davon aus, dass ein Kind außer Nahrung, Windeln und Kleidung nicht viel braucht. Die Liebe der Eltern garantiert schließlich dessen Glück, richtig? Jein! Natürlich bestimmt Materielles nicht per se darüber, ob ein Kind glücklich ist oder nicht. Doch von Luft und Liebe allein kann bekanntlich niemand leben.

Auch ein Kind braucht also nicht nur irgendeine Nahrung, sondern gesunde und hochwertige Lebensmittel. Es braucht Kleidung, aus der es vor allem in den ersten Jahren schnell herauswächst. Hinzu kommen Unmengen an Windeln in den ersten Lebensmonaten, Spielsachen und größere Anschaffungen wie ein Kinderwagen oder Beistellbett.

Beim Schuleintritt müssen der Schulranzen, Hefte weitere Dinge gekauft werden. Das Kind möchte zudem natürlich an den Schulausflügen teilnehmen oder mit seinen Freunden ein Hobby beginnen. Schließlich wären da auch noch die Betreuungskosten, wenn beide Elternteile in Voll- oder zumindest Teilzeit arbeiten.

Später möchte das Kind sein eigenes Handy und natürlich Taschengeld haben. Die Liste der „typischen“ Kosten für ein Kind ist lang und das Kindergeld reicht längst nicht aus, um sie in ihrer Gesamtheit zu decken.

Sollte das Geld über den Kinderwunsch entscheiden?

Gerade junge Frauen sowie Männern in den 20ern oder 30ern haben meist noch nicht so viel Geld auf der Seite. Sie haben gerade erst ihr Studium abgeschlossen, sind als Berufseinsteiger unterwegs oder arbeiten sich in einem mittelmäßig bezahlten Job langsam die Karriereleiter nach oben. Hinzu kommen hohe Kosten für die erste eigene Wohnung und das erste eigene Auto.

Gerade in diesen Jahren stehen also viele Investitionen an, obwohl das Geld eigentlich (noch) knapp ist. Manche Paare träumen zudem vom Eigenheim und haben durch ihren Kredit hohe Schulden. Dass ein Kind in dieser Situation zusätzlich 600 Euro im Monat kostet, wirkt somit tatsächlich auf viele junge (Ehe-) Paare abschreckend. Schließlich deckt das Kindergeld davon nicht einmal die Hälfte. Für sie stellt sich also die Frage, ob sie auf Kinder verzichten oder zumindest noch damit warten sollten, obwohl sie eigentlich bereits jetzt einen Kinderwunsch hegen?

Eine pauschale Antwort gibt es leider auch in diesem Fall nicht. Wer sich sehnlichst ein Kind wünscht, sollte einerseits nicht einfach aus finanziellen Gründen von diesem Gedanken verabschieden. Dabei handelt es sich schließlich um eine wichtige Lebensentscheidung, die über das weitere Lebensglück entscheiden kann.

So bleibt am Ende vielleicht mehr Geld übrig, aber auch eine große Reue. Andererseits ist niemandem geholfen, wenn die gesamte Familie inklusive des Kindes nach dessen Geburt an der Armutsgrenze leben muss und sich tagtäglich mit Zukunftssorgen herumplagt. Die Finanzen sollten also zwar nicht die einzige Entscheidungsgrundlage darstellen, durchaus aber bei der Familienplanung berücksichtigt werden.

Wer sich noch kein Kind leisten kann…

…sollte also vielleicht noch einige Monate oder Jahre warten. Das bedeutet aber nicht, den Kinderwunsch endgültig aus dem eigenen Leben verbannen zu müssen. Stattdessen sollte er als Motivation dienen, um seine Lebenssituation so zu verändern, dass ein Kind eben doch in absehbarer Zeit „im Budget liegt“. Das ist auf zweierlei Art und Weise möglich:

Ob sich ein Paar ein Kind leisten kann oder nicht, ist also keine endgültige Frage, sondern die Antwort kann sich jederzeit ändern. Zudem stehen einige staatliche Hilfen zur Verfügung, die alleine zwar nicht für ein sorgenfreies Leben reichen, die Finanzen aber zumindest etwas aufbessern.

Welche staatlichen Hilfen stehen zur Verfügung?

Insgesamt 150 Fördermaßnahmen gibt es in Deutschland für Familien mit Kindern. Darunter auch folgende:

Damit ist die Liste der staatlichen Hilfen für Familien mit mindestens einem Kind aber noch lange nicht beendet. Stattdessen genießen Eltern weitere finanzielle Vorteile:

Vor allem das Thema Steuern ist dabei sehr interessant und sollte noch einmal genauer unter die Lupe genommen werden.

Steuerliche Sonderregelungen für Eltern nutzen

Bei ihrer Steuererklärung können Alleinerziehende oder (Ehe-) Paare mit mindestens einem Kind also zahlreiche Besonderheiten nutzen, um ihre Steuerlast zu mindern und somit mehr Geld für den Lebensunterhalt der Familie zur Verfügung zu haben. Wer sich selbst damit nicht auskennt, sollte sich daher von einem Experten beraten lassen – etwa einem spezialisierten Verein – oder einen Steuerberater konsultieren. Zu den wirkungsvollsten steuerlichen Tricks für Eltern, die natürlich vollkommen legal sind, gehören zum Beispiel:

Diese staatlichen Hilfen sowie steuerlichen Vorteile helfen Eltern also dabei, auf der einen Seite ihr Einkommen zu erhöhen und auf der anderen Seite ihre (Steuer-) Ausgaben zu verringern. Sollte das Geld trotzdem noch nicht ausreichen, um guten Gewissens sagen zu können „Ja, wir können uns ein Kind leisten“, werden eventuell weitere Maßnahmen notwendig.

Möglichkeiten zur Erhöhung der Einnahmen…

Wer einen Kinderwunsch hegt, aber die Finanzen reichen trotzdem nicht aus oder es werden zusätzliche Maßnahmen gesucht, damit mehr Geld am Ende des Monats übrig bleibt, kann unter Umständen wie folgt sein Einkommen erhöhen:

Das Einkommen zu erhöhen ist also nicht ganz einfach und leider auch nicht in jedem Fall möglich. Zudem erlauben einige dieser Lösungen zwar kurzfristig mehr Einnahmen und somit vielleicht die Möglichkeit, etwas Geld auf die Seite zu legen. Nicht alle wären aber langfristig machbar, sobald das Kind das Licht der Welt erblickt hat.

…und Verringerung der Ausgaben bei einem Kinderwunsch

Alternativ oder zusätzlich sollten daher durch folgende Maßnahmen die monatlichen Ausgaben gedrückt werden – sowohl vor als auch nach der Geburt:

Es gibt also zahlreiche Möglichkeiten, im Alltag Geld zu sparen. Bewusster mit seinen Finanzen umzugehen und sein eigenes Konsumverhalten zu hinterfragen, macht dabei oft schon einen großen Unterschied. Anschließend kann nochmal nachgerechnet werden, ob ein Kind nun „im Budget liegt“.

Fazit

Wer sich zum jetzigen Stand kein Kind leisten kann, genießt also viele Optionen, um seine Finanzen aufzubessern. Das bedeutet vielleicht, seinen Lebensstandard an der einen oder anderen Stelle herunterzufahren. Handelt es sich aber wirklich um ein Wunschkind, wird es das Leben mehr bereichern, als dass es eine Einschränkung bedeutet. Wer also unbedingt ein Kind möchte, findet in der Regel auch finanziell eine Lösung – jetzt oder in einigen Jahren. In jedem Fall ist es sinnvoll, diese Entscheidung nicht rein emotional, sondern auch mit Vernunft sowie (finanzieller) Planung anzugehen!