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Schulanfang Ergonomisch, praktisch, sicher: Worauf Eltern beim Kauf des Schulranzens achten sollten

Am 9. August feiern Abc-Schützen in Sachsen-Anhalt ihre Einschulung. Klar, dass sie dafür einen Schulranzen brauchen. Ein Experte aus Halle gibt Tipps zum Kauf.

Von Ariane Keller 19.05.2025, 15:06
Kleine Abc-Schützen brauchen einen Schulranzen. Eltern sollten beim Kauf einiges beachten.
Kleine Abc-Schützen brauchen einen Schulranzen. Eltern sollten beim Kauf einiges beachten. Foto: dpa

Dinosaurier gehen immer. Einhörner und Monstertrucks auch. „Das Design ist aber nicht das wichtigste. Das Ding muss sitzen“, sagt Tobias Naumann.

Der Mitinhaber des Spielzeugladens „Tobs“ in Halle steht in seinem Geschäft in der Ecke mit den Schulranzen. Hier tummelt sich eine bunte Auswahl von dem vielleicht wichtigsten Accessoire für Erstklässler.

Und diese Auswahl ist groß, da können Eltern und Kinder schon mal den Überblick verlieren. Worauf soll man denn nun achten, wenn man die erste Schultasche des Lebens für sein Kind kauft?

Naumann weiß es. Seit 15 Jahren verkauft er die Ranzen, seit etwa fünf Jahren mit Käuferberatung. Viele Marken würden mittlerweile auf austauschbare Details setzen, mit denen Kinder ihre Tasche immer wieder neu individuell gestalten können, erzählt Naumann. Verständlich. Wer weiß denn schon, ob Pferde und Dinos in den ganzen vier Jahren Grundschulzeit cool sind.

Auch interessant: In Sachsen-Anhalt stehen in wenigen Monaten die Einschulungen an. Der Schulranzen kann dann richtig teuer werden. Wie Eltern trotzdem sparen können.

Ergonomische Einstellungen

Doch auch wenn sich die Kleinen von den bunten Aufdrucken oft ablenken lassen, sollten Eltern ganz andere Eigenschaften im Blick haben. „Im Fokus unserer Beratung stehen das Tragegefühl und die Rückengesundheit“, sagt Naumann.

Denn der Experte weiß: Schon Grundschulkinder haben heutzutage eine ganze Menge zu buckeln. Deswegen komme es vor allem auf die ergonomische Gestaltung an, die das Gewicht auf dem Rücken verteilt. „Dafür sind die meisten Modelle heute gut ausgestattet. Viele lassen sich sehr individuell einstellen, schließlich wachsen die Kinder auch unheimlich schnell.“

Gewicht, Polster und Riemen

Ein Standard ist auch die Polsterung, die eng am Rücken anliegt – nicht, ohne auch für eine angenehme Luftzirkulation zu sorgen. Manche Modelle sind nach außen gewölbt, sodass sie selbst bei einem leichten Hohlkreuz am Rücken anliegen.

Die Trageriemen sollten vorn und über der Schulter gleichmäßig anliegen, weiß Naumann. Eltern sollten zudem auf Brust- und Hüftgurte achten. „Die sorgen für eine entspannte Rückenhaltung und dafür, dass das Gewicht des Ranzens das Kind nicht nach hinten zieht“ – übrigens eine Innovation, die sich die Schulranzenhersteller von Wanderrucksäcken abgeschaut haben. Genauso wie die Auslauflöcher in der Seitentasche des Ranzens, die für die Trinkflasche vorgesehen ist und die viele Anbieter einbauen.

Ergonomie-Experten haben in Sachen Gewicht Richtwerte festgelegt: Bei einem Innenraumvolumen von mindestens 15 Litern sollte das Leergewicht eines Ranzens 1,3 Kilogramm nicht überschreiten. Aber Achtung: „Auch wenn es viele annehmen: Das Gewicht eines leeren und auch eines vollen Ranzens ist nicht entscheidend. Richtwerte nützen nichts, wenn der Ranzen am Ende nicht passt“, so Naumann.

Zudem gehe eine Gewichtsreduzierung auch immer mit einer Stabilitätseinbuße einher. „Deswegen schauen wir bei der Anprobe auch immer nach dem Körperbau der Kinder“. Ein zierliches Kind brauche eben einen anderen Ranzen als ein großes, robust gebautes Kind.

Dafür lassen die Experten die zukünftigen Abc-Schützen im Ladengeschäft auf und ab laufen und auch mal hin- und herrennen. „Da sehen wir dann schnell, ob der Ranzen gut sitzt und zum Beispiel nicht zu tief hängt und schon auf dem Steiß aufliegt.“

Sicherheit geht vor

Tragekomfort und bunte Muster schön und gut. Der Ranzen soll schließlich vier Jahre lang mit Freude gepackt werden. Doch was nützt all das, wenn sich Eltern an jedem nebeligen Herbstmorgen und dämmrigen Winternachmittag Sorgen um die Sicherheit ihrer Kinder machen?

„Reflektierende Flächen und Kanten sind ein Muss“, sagt der Experte. Dafür gebe es sogar die DIN Norm 58124. Sie besagt, dass die Seiten- und Vorderflächen des Ranzens zu mindestens zehn Prozent aus reflektierbarem Material und mindestens 20 Prozent aus fluoreszierendem Material bestehen müssen.

„Alle Hersteller haben reflektierende Elemente, aber die Menge unterscheidet sich“, sagt Naumann. In der Beratung frage er deswegen auch immer nach dem Schulweg des Kindes. Ein langer Weg in einer schlecht beleuchteten Dorflage erfordere andere Maßnahmen als ein Weg von wenigen Minuten in der Großstadt. Im ersteren Fall würde er beispielsweise noch einen Ranzenüberzug empfehlen, dessen komplette Oberfläche leuchtet.

Ausstattung: Was ist drin?

Weg vom äußeren Erscheinungsbild und abgetaucht ins Innenleben einer Schultasche. „Da ist bei vielen Anbietern schon eine ganze Menge reingepackt“, sagt Naumann und lädt zu einem Blick ins Ranzen-Innere ein.

Eine Federtasche, ein Schlampermäppchen sowie ein Sportbeutel – oft im gleichen Design wie die Schultasche –, sind bei vielen Modellen enthalten. Die Federmappe ist, bis auf den Füller, der individuell ausgesucht werden sollte, komplett ausgestattet mit Buntstiften – oftmals sogar in Markenqualität von Faber oder Staedtler –, Lineal und Spitzer.

In einigen Modellen findet das Federmäppchen Platz unter dem Deckel der Schultasche. Dann ist im Innenraum auch mehr Platz für eine großzügige Fächeraufteilung. Schwere Bücher zum Beispiel sollten im hinteren Fach verstaut werden – auch wieder, damit der Ranzen nicht nach vorne zieht.

Gute Nachricht für alle Turnbeutel-Vergesser: Das beliebte Accessoire zum Verlieren kann am Ranzen festgeschnallt werden.

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Und jetzt: Richtig aufsetzen

Ist der passende Schulranzen gefunden, heißt das noch lange nicht, dass die Erstklässler ihn auch richtig tragen. Da wird das gute Stück auch mal lässig über nur eine Schulter geworfen oder hängt viel zu tief.

„Das zwingt die Kinder dazu, ihren Körper als Ausgleich mehr nach vorn zu beugen, wodurch der Rücken stärker belastet wird“, erklärt Dieter Breithecker, Gesundheits- und Bewegungswissenschaftler von der Aktion Gesunder Rücken.

Ist der Ranzen zu weit weg vom Rücken, führe das zur Instabilität des Körpers. Auch ungleich eingestellte Riemen können die Körperhaltung und die Rotation der Wirbelsäule dauerhaft ändern.

Für den Experten ist aber eins ganz klar: Ein aktiver Schulweg trägt besonders zu einem gesunden Rücken bei.