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Essen auf Rädern - Häufig fehlt Frisches auf dem Tisch

Von Eva Neumann 29.08.2007, 06:54

Köln/Frankfurt/Main/dpa. - Wenn das Kochen schwerfällt, denken viele ältere Menschen über Essen auf Rädern nach. «Für viele ist das der einzige Weg, eine warme Mahlzeit zu sichern», sagt Anna Berghaus, Leiterin des Pflegedienstes «Regenbogen» in Köln.

«Ich kenne niemanden, der ein solches Angebot wählt, weil es ihm so gut schmeckt.» Rund 2000 private und soziale Lieferdienste von Wohlfahrtsverbänden und freien Trägern bringen Menüs nach Hause.

Die Lieferanten unterscheiden sich durch die Form der Anlieferung: Das Essen kommt tiefgefroren oder warm. Warm angelieferte Mahlzeiten werden entweder zubereitet und warmgehalten oder gekocht, eingefroren und erneut erwärmt. Alle Systeme haben Vor- und Nachteile.

«Bei Tiefkühlkost haben unsere Kunden die Wahl zwischen 220 Menüs in verschiedenen Preisgruppen. Jeweils sieben Mahlzeiten werden im Paket für eine Woche angeliefert», erläutert Regine Förster vom Bezirksverband Frankfurt des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Die Speisen werden im Gefrierfach aufbewahrt. Der Kunde bestimmt flexibel ihre Reihenfolge sowie seine Essenszeiten. «Hinzu kommt, dass der Nährstoffgehalt meist etwas höher ist als bei lange warmgehaltenen Speisen», sagt Antje Gahl, Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn. Tiefkühlkost kommt nur für Kunden infrage, die in der Lage sind, das Essen zu erwärmen.

Bei warm angeliefertem Essen entfällt dieser Aufwand. Durch die Erwärmung werden jedoch Nährstoffe zerstört, Geschmack und Aussehen leiden, sagt Barbara Heidemann, Ernährungsberaterin bei der Verbraucherzentrale Hamburg. Drei Stunden sollte die Warmhaltedauer auf keinen Fall überschreiten. Beim DRK in Frankfurt können sich die Kunden zwischen sechs warmen Gerichten pro Tag entscheiden. Die Auswahl ist also erheblich geringer als im Tiefkühlbereich.

In der Regel wird das Essen etwa eine Woche im Voraus bestellt. Kurzfristige Änderungen zum Beispiel wegen Krankheit sind meist nicht möglich. Auch in zeitlicher Hinsicht ist die Anlieferung von warmen Speisen mit Einschränkungen verbunden: «Die meisten Anbieter legen sich nicht auf eine konkrete Lieferzeit, sondern nur auf eine Zeitspanne fest», sagt Gahl.

Wenn es um die Qualität der Mahlzeiten geht, heißt es in jedem Fall genau hinzusehen und zu hinterfragen. Im Idealfall beschäftigt der Menüdienst Ökotrophologen, die auf die Einhaltung der DGE-Empfehlungen für gesundes Essen im Alter achten, oder einen von der DGE geschulten Koch. Die Stiftung Warentest und die Verbraucherzentrale Hamburg haben Lieferdienste getestet - und vielen eine schlechte Note gegeben. Zu viel Fett, zu viel Salz, dafür zu wenig Folsäure, Vitamin D und Ballaststoffe, lautet die Bilanz. «Knackig frisches Gemüse oder Salat fehlt allen Kunden», so Berghaus.

Bevor ein Anbieter beauftragt wird, sollten zunächst umfassende Informationen eingeholt werden. Übersichten gibt es unter anderem bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen sowie beim schleswig-holsteinischen Ministerium für Familie, Jugend und Senioren.

Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen: www.vz-nrw.de.de Stichwort Gesundheit - Essen auf Rädern

Schleswig-holsteinischen Ministerium für Familie, Jugend und Senioren: www.schleswig-holstein.de/MSGF/ Stichwort Broschüren