Energiepreise Energiepreise: Ökostrom-Umlage: Das müssen Verbraucher 2012 zahlen
Berlin/dpa. - Die Energiewende hat ihren Preis. Für die Verbraucher wird die Umlage für Strom aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse im kommenden Jahr nur geringfügig teurer. Die von allen Bürgern über den Strompreis zu zahlende Ökostrom-Umlage wird 2012 leicht von 3,5 auf knapp 3,6 Cent pro Kilowattstunde steigen. Die vier Übertragungsnetzbetreiber als Verwalter des Umlagekontos bestätigten am Freitag (14. Oktober) die Zahlen. Insgesamt kostet die Förderung einen Durchschnittshaushalt pro Jahr je nach Verbrauch 120 bis 150 Euro. Die Umlage wird 2012 auf exakt 3,592 Cent je Kilowattstunde steigen.
Wie wird die Umlage berechnet?
Die Rechnung der Übertragungsnetzbetreiber beruht auf Schätzungen, wie viele Anlagen neu ans Netz gehen, wie viel Ökostrom produziert werden könnte und welche Preise dafür an der Strombörse erzielt werden könnten. Das Ganze ist sehr wetterabhängig. 2010 verschätzte man sich wegen eines Neubaubooms bei Solaranlagen kräftig und musste nach einem Minus von 1,294 Milliarden Euro die Umlage von 2 auf 3,53 Cent erhöhen. Die Verbraucher murrten. Aber auch 2011 stand das Konto Ende September bei minus 711 Millionen Euro, weshalb dies erneut ausgeglichen werden muss.
Warum steigen die Förderkosten für die Verbraucher seit Jahren?
Ein Grund ist, dass immer mehr Wind- und vor allem Solaranlagen ans Netz gehen. Damit steigen die auf 20 Jahre garantierten Zahlungen für den Strom. Mit Investitionen von 26,6 Milliarden Euro in Ökoenergien gab es 2010 einen Rekord - die Stromerzeugung stieg auf 103 466 Gigawattstunden - das sind 103,5 Milliarden Kilowattstunden. 2011 hielt dieser Trend weitgehend an. Zudem schien viel Sonne, was die Vergütungszahlungen erhöhte. Der Ökostromanteil liegt bei rund 20 Prozent. Hinzu kommt in Kürze neu zu fördernder Windstrom auf See.
Steigen die Strompreise im kommenden Jahr?
Das hängt auch damit zusammen, ob die Eurokrise auf die Wirtschaft durchschlägt. Sinkt der Stromverbrauch, könnten auch die Preise an der Strombörse sinken. Als die Umlage 2011 von 2 auf 3,5 Cent stieg, legten hunderte Anbieter die Kosten voll auf die Verbraucher um - das Umweltbundesamt kritisiert, dass preisdämpfende Effekte durch mehr Ökostrom nicht immer weitergegeben werden. Auch die Bundesnetzagentur betont, die Erhöhung der Preise um im Schnitt sieben Prozent habe nicht zur Entwicklung der Stromgroßhandelspreise gepasst. Der geringe Umlageanstieg 2012 bedeutet für Haushalte Mehrkosten von unter zehn Euro pro Jahr und könnte durch Dämpfungseffekte ausgeglichen werden.
Warum könnte die Umlage für 2013 deutlicher als nun steigen?
Das Problem: Immer weniger Schultern müssen die Lasten tragen. So kaufen Stahlfirmen immer öfter Kraftwerke, um für den Eigenbedarf Strom zu produzieren - dann müssen sie keine Umlage zahlen. Und wo bisher 650 stromintensive Unternehmen nur 0,05 Cent Umlage zahlen müssen, soll der Kreis ab 2013 deutlich erweitert werden. Dann dürfte die Umlage steigern - zudem wollen die Netzbetreiber einen Geldpuffer haben, um nicht immer ein Minus auf dem Konto ausgleichen zu müssen.
Wird das mit der Umlage immer so weitergehen?
Bis 2020 wird nicht mit einem deutlichen Sinken gerechnet - dann soll die Förderung Stück für Stück langsam auslaufen. Der Chef der Deutschen Energieagentur, Stephan Kohler, rechnet mit bis zu 5 Cent je Kilowattstunde, das wären für einen Durchschnittshaushalt rund 60 Euro mehr an Umlage im Jahr als heute. Aber es gibt Fortschritte bei der Marktfähigkeit: Wo die Produktion einer Kilowattstunde Sonnenstrom anfangs mehr als 50 Cent kostete, soll dies auf unter 15 Cent sinken, Windstrom an Land soll bis 2020 nur noch etwas über 5 Cent kosten. Zum Vergleich: Eine Kilowattstunde Strom aus einem abgeschriebenen Atommeiler kostet 1,5 bis 2,5 Cent - hier sind aber nicht die Kosten für die Atommüllentsorgung eingepreist.
Es heißt immer, der langfristige Nutzen überwiegt die Kosten für den grünen Strom. Welche Argumente sprechen dafür?
Der Klimaschutz. Und anders als bei Kohle- und Atomstrom gibt es keine milliardenschweren Folgekosten. Der Bundesverband Erneuerbare Energien verweist darauf, dass 2011 Umweltschäden in Höhe von 5,8 Milliarden Euro und der Import fossiler Rohstoffe in Höhe von 2,5 Milliarden Euro vermieden werden könnten. Hinzu kämen 3,1 Milliarden Euro Ersparnis durch die Dämpfung der Strompreise und 7,5 Milliarden Euro an Wertschöpfung in den Kommunen - immerhin arbeiten bereits 360 000 Menschen in diesem Bereich. Und dank Wind- und Solarparks gibt es neue Steuereinnahmen in strukturschwachen Gegenden, etwa im Osten.
FÖS-Studie zu «wahren Strompreisen» (pdf)
Bilanz erneuerbare Energien 2010 (pdf)
Netzagentur zu Strompreisentwicklung (pdf)
Aktueller EEG-Kontostand (pdf)
Einnahmen und Ausgaben 2010 (pdf)
Infos zur Ökoenergieförderung
Gesetz zur Ökoenergieförderung (pdf)
Entwicklung EEG-Vergütung (pdf)
Jährliche Gesamtkosten im Überblick
Gutachten zu Ökoförderkosten bis 2015 (pdf)
Studie zu Strompreiskosten in Deutschland (pdf)
Studie zur Entwicklung der EEG-Umlage (pdf)
Einfluss EEG-Umlage auf Strompreis (pdf)
DIW-Studie zu EEG-Umlage (pdf)
BEE-Kritik an EEG-Umlageberechnung
Studie zu Kosten und Nutzen Ökoenergien (pdf)
Studie zu Kosten und Nutzen der Wuppertal Institut (pdf)