Digitales Antennen-TV Digitales Antennen-TV: Fernsehen auch im Garten
Halle/MZ. - Die Fußball-WM auf dem Campingplatz, im Biergarten oder im Freibad im eigenen Fernsehen schauen zu können - das ist schon eine tolle Vorstellung. Mit der Einführung des digitalen Antennenfernsehens (DVB-T) soll dies ab November in der Region Halle / Leipzig möglich sein. Und zwar nur mit Hilfe eines kleinen Geräts (Top-Set-Box), das mit einem Fernseher verbunden und mit einer Zimmerantenne ergänzt wird. Zwar gab es bisher auch mobile Satelliten-Empfänger, aber diese müssen - anders als DVB-T - erst exakt auf den Satelliten ausgerichtet werden. Bild- und Tonqualität sind mit dem digitalen Antennenfernsehen deutlich besser als bei dem bisherigen analogen Übertragungsweg.
Schlecht im Auto
"ÜberallFernsehen" nennt sich DVB-T, doch so ganz überall wird auch dieses Fernsehen nicht zu empfangen sein: Der Empfang im Zug oder im Auto lässt laut Stiftung Warentest (Heft 3 / 2005) noch zu wünschen übrig, auch zwischen Hochhäusern stellte das Fachmagazin "Video" eine bescheidene Qualität fest (Heft 2 / 2005).
Auch wenn sich DVB-T wie eine umwälzende Veränderung anhört, so ist sie es nicht: Rund 98 Prozent aller Fernsehzuschauer in Mitteldeutschland sind per Satellitenschüssel oder Kabel versorgt und sehen teilweise schon digital. "Nur bei den zwei Prozent, die bisher ausschließlich über eine Fernsehantenne Programme empfangen haben, bleibt der Bildschirm ab November schwarz", erläutert Michael Richter, Leiter der Geschäftsstelle DVB-T Mitteldeutschland, die bei der Medienanstalt Sachsen-Anhalt angesiedelt ist. Lediglich diese Fernsehkunden sind gezwungen, sich einen DVB-T-Decoder (ab 80 Euro im Handel) zuzulegen. Für alle anderen ändert sich nichts - es sei denn, sie möchten digitales Fernsehen zusätzlich sehen. Achtung: Satelliten-Nutzer benötigen DVB-S-Boxen, an einen Kabelanschluss muss eine DVB-C-Box. Geräte, die den terrestrischen Empfang, also über Antenne, mit Kabel oder Satellit kombinieren können, gibt es noch nicht.
Überlegenswert ist die Anschaffung auch für bisherige Kunden eines Kabelfernsehen-Anbieters, da für den Empfang von DVB-T keine monatlichen Gebühren - außer den üblichen GEZ-Gebühren - anfallen. Der Wermutstropfen ist allerdings, dass das digitale Antennenfernsehen in der Region nur mit einigen öffentlich-rechtlichen Programmen wie ARD, ZDF und MDR anläuft. Zunächst gibt es hier im digitalen Antennenfernsehen weder RTL, noch SAT 1 oder MTV. Ob die Privaten später dazu stoßen, steht völlig in den Sternen.
Dem einen oder anderen Verbraucher mag aber dieses vermeintliche Manko des DVB-T- Fernsehens ein großer Pluspunkt sein: Ein zusätzlicher Fernseher kann beispielsweise im Kinderzimmer aufgestellt werden, ohne das blutrünstige Privat-Monster und Horrorfilme Schaden anrichten. Anders als bei Kabel- oder Satellitenfernsehen ist keine Anschlussbuchse notwendig, lediglich eine Strom-Steckdose, an die die Top-Set-Box angeschlossen wird. Ein Scart- oder Antennenkabel verbindet den DVB-T-Decoder mit dem Fernseher, außerdem muss noch eine Zimmerantenne angeschlossen werden - das ist alles. Lediglich in den Regionen, die von dem Sendemasten weiter entfernt sind, muss eine Außenantenne her.
Im Handel sind mittlerweile sogar portable Fernsehgeräte erhältlich, die einen integrierten Decoder haben. Doch der Preis von 500 bis 1 000 Euro ist noch sehr hoch. Preiswerter ist hier der Kauf eines DVB-T-Empfängers mit USB-Anschluss, der aus einem Laptop-Computer einen tragbaren Fernseher macht (ab 60 Euro). Verschiedene Anbieter haben auch Nachrüstlösungen für Autos im Angebot. Die Preise sind hier ähnlich.
Sendungen aufzeichnen
Eine weitere neue Nutzung bieten DVB-T-Decoder, die mit einer zusätzlichen Festplatte ausgestattet sind. Wird der Fernsehzuschauer etwa durch einen Anruf unterbrochen, kann das Gerät die Sendung aufzeichnen. Der Nutzer hat dann die Möglichkeit, an der Stelle der Unterbrechung weiterzusehen, während der Rest der Sendung weiterhin auf der Festplatte aufgezeichnet wird. Dies wird auch "zeitversetztes Fernsehen" genannt. Außerdem spart man sich dadurch die Anschaffung eines weiteren Decoders für den Videorecorder.