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Der Schwarzstorch fühlt sich wohl in Rheinland-Pfalz

Von Rabea Wachsmann 18.07.2008, 08:42

Mainz/dpa. - Das Unterholz des Waldbodens knackt unter den Füßen von Thomas Isselbächer. Der Biologe ist in den Wäldern von Rheinland-Pfalz unterwegs, auf der Suche nach seinem Schützling, dem Schwarzstorch.

Doch der ist scheu und verträgt menschliche Nähe schlecht - er ist ein «Kulturflüchter». Isselbächer erklärt: «Der Schwarzstorch reagiert sehr empfindlich auf Störungen in seinem Lebensraum, insbesondere während der Brutzeit.»

Der schmale rasche Flügelschlag verrät ihn. Auf seinem Horst lässt sich ein Schwarzstorch nieder, um die Jungstörche zu füttern. Isselbächer blickt mit dem Spektiv - eine Mischung aus Fernglas und Teleskop - hinauf in die Krone einer alten Eiche: Das schwarze Storchengefieder glänzt in metallisch grünen und purpurnen Farbtönen. Der Bauch ist weiß, Schnabel und Beine leuchten rot. Bis auf 100 Meter könne man sich dem Schwarzstorch nähern, «dann sucht der das Weite», sagt Isselbächer.

Im Gegensatz zu seinem bekannten Verwandten, dem Weißstorch, der den menschlichen Siedlungsraum nicht scheut, lebt der Schwarzstorch zurückgezogen im Wald. Das Storchenpaar errichtet seinen Baumhorst aus Reisig und Moos hoch oben in den Baumkronen. In Rheinland-Pfalz gibt es nur wenige Brutpaare: «2007 haben wir landesweit 40 Paare gezählt», so Isselbächer, der für die Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz (GNOR) arbeitet.

Dort hat sich 2001 ein Arbeitskreis zum Schwarzstorch-Schutz gebildet. «Wir erfassen den Bestand der Schwarzstörche in ganz Rheinland-Pfalz und kontrollieren bis zu dreimal im Jahr Bruterfolge. In der Regel brütet ein Storchenpaar zwei bis vier Junge aus.» Der Vogel ist ein Einzelbrüter und verteidigt sein Revier auch gegen seine Artgenossen. «Die eigenen Jungen aus dem Vorjahr werden manchmal im Revier geduldet, dass ist aber nicht immer der Fall.»

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Schwarzstorch in Rheinland-Pfalz sowie in weiten Teilen Europas verschwunden. Mit Beginn der 80er Jahre kehrte er in die waldreichen Regionen des Landes zurück. Im Westerwald, in der Eifel und im Hunsrück haben sich die schwarzen Stelzvögel niedergelassen.

Der Schwarzstorch ist kein einfacher Vogel, in seinen Bedürfnissen an das Revier ist er sehr anspruchsvoll und auf eine intakte Umwelt angewiesen. Er brauche stabile alte Bäume zum Nisten, erzählt Isselbächer. Dieses Gebiet müsse zudem störungsarm sein und saubere Fließgewässer wie Waldbäche und -flüsse haben. Der Schwarzstorch sei nämlich auch in seiner Futterwahl sehr wählerisch. Zwar ernähre er sich auch gelegentlich von Weichtieren und Amphibien der Feuchtwiesen, sei ansonsten aber ein reiner Fischfresser.

Das sei auch der Grund, warum der Schwarzstorch fast ausschließlich im Norden von Rheinland-Pfalz vorkomme. «Hier haben wir altholzreichen Waldbestand, gepaart mit großen Fließgewässern, in denen der Schwarzstorch genügend Fischbestand vorfindet», erläutert der Biologe. Rheinland-Pfalz ist eines der waldreichsten Bundesländer in Deutschland, etwa 40 Prozent der Fläche sind mit Wald bedeckt.

Der Arbeitskreis Schwarzstorch will den derzeitig geringen Bestand erhalten und die weitere Besiedelung ermöglichen. «Der Bestand ist stabil. Zumindest nimmt er momentan nicht ab», fasst Isselbächer die bisherigen Bemühungen zusammen.

Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz: www.gnor.de