Dauerläufer aus Chile: Degus brauchen Artgenossen
Bonn/Frankfurt/Main/dpa. - Sie sind klein, pelzig und putzig: Nager zählen zu den beliebtesten Haustieren. Neben Meerschweinchen, Kaninchen und Co. werden immer häufiger auch Degus gehalten.
Die Tiere mit dem graubraunen Fell und dem großen Bewegungsdrang kommen aus Südamerika - und flitzen am liebsten in Gesellschaft mehrerer Artgenossen durch den Käfig. Das ursprüngliche Heimatland der tagaktiven und bewegungsfreudigen Nager ist Chile. Dort leben sie in Familienverbänden mit fünf bis zehn Tieren. «Degus wohnen in unterirdischen Höhlen, man findet sie aber auch oft in Hecken und Sträuchern», sagt Katrin Umlauf vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn.
Bei guter Haltung können Degus etwa fünf Jahre alt werden. «Gut» heißt vor allem: nicht allein. «Am wohlsten fühlen sie sich in einer Kleingruppe von drei oder vier Tieren», sagt Astrid Behr vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte in Frankfurt. Wer Männchen und Weibchen gemeinsam hält, denkt besser frühzeitig ans Kastrieren, sonst wächst die Gruppe schnell: Schon ab einem Alter von etwa drei Monaten können sich die Nager fortpflanzen.
Als Behausung empfiehlt Astrid Behr Volieren für Großsittiche, bei denen die Gitterstäbe Abstände von maximal zwei Zentimetern haben. «Die Stäbe sollten nicht mit Kunststoff überzogen sein. Degus nagen stark an ihren Gittern und könnten so den Kunststoff zu sich nehmen.» Die Mindestgrundfläche für den Käfig ist ein halber Quadratmeter - eineinhalb Meter sollte es in die Höhe gehen. Um dem Kletterbedürfnis der Nager entgegenzukommen, braucht der Käfig mehrere Ebenen.
Beim Einrichten der Behausung muss der Halter daran denken, dass das Wort «Nager» nicht von ungefähr kommt: Gegenstände zum Zerbeißen aus Naturmaterialien gehören hinein. «Einen Degu-Käfig kann man mit Wurzeln, Kokosnüssen oder Stroh einrichten», sagt Tina Hölscher von der Aktion Tier in München. Zudem sollten sich Degus zur Fellpflege in einem Bad mit Sand wälzen dürfen, wie es ihn für Chinchillas gibt.
So richtig austoben könnten sich die Nager theoretisch in einem Laufrad. Doch Astrid Behr rät - ebenso wie im Fall von Hamstern - davon ab: «Die Tiere können sich darin verletzen.» Ein großer Käfig sei besser, um den Bewegungsdrang der pelzigen Nager zu befriedigen.
Geht es um das Füttern von Heimtieren, sollten die Halter immer versuchen, das Nahrungsangebot in der natürlichen Umgebung nachzuahmen. Das gilt auch für Degus. Sie fressen in der chilenischen Wildnis hauptsächlich Kräuter, Gräser und Samen. Heu sollte daher das Hauptnahrungsmittel sein. «Es gibt auch Körnerfutter speziell für Degus. Damit sollte man aber sparsam sein», sagt Katrin Umlauf. Wichtiger seien zum Nagen frische Äste von ungespritzten Obstbäumen.
Es mag kurios klingen, aber die Nager neigen zu Diabetes. Daher achten Halter besser auf den Zuckergehalt des Futters. «Obst ist nicht für Degus geeignet. Die Tiere sollten aber zwei- bis dreimal die Woche Gemüse als Saftfutter bekommen», rät Astrid Behr - am besten Gurken, Tomaten, Karotten oder Eisbergsalat. Auch Kräuter aus dem Garten vertragen Degus gut. «Löwenzahn, Klee und Wegerich sind das richtige Futter», sagt Tina Hölscher.
Ein Muss ist frisches Trinkwasser. Auch ein Salzleckstein wird in der Regel gut angenommen. Wegen ihrer Tendenz zur Zuckerkrankheit sollten Degus aber keine Tier-Süßigkeiten wie Joghurtdrops bekommen. Stattdessen kann es ab und zu Nüsse oder Sonnenblumenkerne geben. «Sie machen aber schnell dick und gehören deshalb eigentlich nicht jede Woche auf den Speiseplan», sagt Katrin Umlauf.
Für Kinder sind Degus nur bedingt geeignet. Denn sie lassen sich nicht gern auf den Arm nehmen und streicheln. «Man sollte sich auf das Beobachten der Tiere beschränken. Immerhin zeigen sie ein sehr interessantes Sozialverhalten», sagt Tierärztin Tina Hölscher. Vor allem für kleine Kinder seien Meerschweinchen oder Kaninchen aber trotzdem bessere Gefährten.
Wer einen Degu aus dem Käfig nehmen will, greift ihn am besten von der Seite. «Kommt die Hand von oben, glaubt das Tier an den Angriff eines Raubvogels und versucht, zu flüchten», erklärt Tina Hölscher von der Aktion Tier in München. Auf keinen Fall dürfen die Nager am Schwanz gepackt oder gar daran hochgehoben werden. «Er kann bei Belastung leicht abreißen.» Das ist nicht lebensbedrohlich, aber unangenehm. Der Schwanz hat eine Sollbruchstelle, an der er reißt, wenn das Tier in der Wildnis etwa von einem Raubvogel daran gepackt wird.