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Bunte Trachtenmode: Bonbon-Dirndl und knallige Westen

Von Cordula Dieckmann 02.09.2008, 07:25

München/dpa. - Der Gang über das Oktoberfest ist nicht nur etwas für traditionsbewusste Bayern. Aus ganz Deutschland reisen auch junge Leute im Herbst mittlerweile nach München - oft sogar in traditioneller Kluft gekleidet.

Ähnlich wie die gesamte Mode kommen die aktuellen Trachten in dieser Saison in knallig-bunten Farben daher. Die aktuellen Dirndl locken mit Pink, Lila, Gelb oder Orange. Und während die Längen züchtiger werden, dürfen die Oberflächen mit aufwendigen Stickereien prunken.

Galt das Kleidungsstück vor ein paar Jahren noch als altmodisch, ist es mittlerweile von modebewussten jungen Mädchen wiederentdeckt worden. Wenn sie sich zum ausgiebigen Dirndl-Shoppen treffen, wollen sie die volle Montur - vom Kleid über Schürze und Bluse bis hin zu Kropfband, Tuch und Miedergeschnür. Gar von einem «Dirndlhype» spricht Nicole Krajewski, Einkäuferin beim Trachtenausstatter Angermaier in München. Farbe ist dabei der Trendgeber in diesem Herbst.

«Ein Dirndl soll fröhlich und frech aussehen», begründet das Designerin Angelika Zwerenz, die seit zwei Jahren in einem Atelier in München schneidert. Mit ihrer Marke «Dirndlpunk» steht sie für ausgefallenere Stücke: Da gibt es hellblaue Korsagen mit gelben, grünen und weißen Blumen, knallrote Leder-Zweiteiler oder Teile mit künstlichen Vögeln am Ausschnitt.

Der klassische Dirndl-Schnitt - Mieder, Rock und Schürze - ist dabei oft nur noch zu erahnen. Mit Vorliebe kombiniert die Designerin figurbetonte Oberteile mit Spitzenröcken, eng anliegenden Lederhosen oder gar Hotpants. Auch folkloristische Elemente aus anderen Ländern lässt sie einfließen - zum Beispiel, wenn sie chinesische Seide mit eingewebten Schmetterlingen verwendet oder farbenfrohe Blumenmuster aus Ungarn aufgreift.

Modern werden viele Trachtenkleider durch den Farb- und Materialmix, wie ihn etwa die Designerin Lola Paltinger verwendet. «Lollipop und Alpenrock« nennt sie ihre Kreationen. Sie kombiniert Lila mit Oliv, Türkis mit Schwarz, Silber mit Pink. Dazu kommen transparente Blusen und Schürzen aus Organza oder Spitzentüll, mal einfarbig, mal mit Blüten und Ornamenten durchwirkt.

Andere stellen das Althergebrachte in dieser Saison in ihren Kollektionen in den Vordergrund. «Jetzt kommen gerade die traditionellen Formen und Schnitte wieder - nur eben zeitgemäß umgesetzt», sagt Gabriele Hammerschick, Einkäuferin für Damenmode bei Loden-Frey in München. «Es soll halt nicht so zopfig wirken, sondern frisch und modern.» Immer beliebter würden deshalb Dirndl mit Petticoats, deren Spitze frech unterm Rock hervorlugt.

Auffällig ist bei allen Anbietern, dass die bis vor einiger Zeit noch sehr kurzen Röcke wieder nach unten wandern: «Mini-Dirndl sind so was von mega-out», sagt Hammerschick. Stattdessen propagieren die Designer die knieumspielende Länge. Dirndl bis zum Oberschenkel könnten zwar sehr reizend sein, sagt Zwerenz: «Aber das geht nur mit 1-a-Beinen. Sonst kann das auch danebengehen.»

Beim Anlegen des Wiesn-Outfits werden die Accessoires immer wichtiger. Halsketten mit Herz, Silberketten fürs Mieder mit kleinen Anhängern oder das Charivari - eine Schmuckkette an der Schürze - machen den Auftritt perfekt. Eine Renaissance erlebt laut Gabriele Hammerschick von Loden-Frey in München ein Klassiker der Trachtenmode - der Hut. Während Männer lieber zu Grau oder Braun greifen, wählen Frauen ihn - passend zum Dirndl - in Pink, Türkis oder Kiwigrün. Ähnlich farbenfroh präsentieren sich die Taschen. Designerin Andrea Werkstetter aus München zum Beispiel appliziert Herzen, Blumen, Kronen oder Hirsche auf ihre Filztaschen. Mal arbeitet sie mit Swarovski-Steinen, mal mit Perlen, Seide, Baumwolle oder Spitze.