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Blumenzüchtung Blumenzüchtung: Wie gefüllte Blüten entstehen

Von Helga Panten 25.08.2005, 13:51

Bonn/dpa. - Gefüllte Blumen gibt es schon lange. Kaum zu zählen sind ihre Abbildungen etwa im Buch über den «Garten von Eichstett» von 1613. Bei Rosen, Narzissen, Tulpen, Ranunkeln, Bellis, Levkojen und vielen anderen stößt man auf den Begriff «Flore pleno»: gefüllt blühend.

Über ihre Entstehung wurde eine Menge spekuliert: Johann Sigismund Elßholtz, Hofgärtner des Markgrafen Friedrich Wilhelm zu Brandenburg, schrieb 1684 im Buch vom «Gartenbaw», wer gefüllte Blüten wünsche, müsse sie zur richtigen Tageszeit säen: «Recht in der Stunde, da der Mond voll wird, säet Näglein, Ringelblumen und dergleichen, obschon der Same von einfachen wäre, so wachsen doch daraus viel gefüllte».

Tatsächlich sind spontane Mutationen - also Genveränderungen - die Ursache. Sie führen dazu, dass sich die Blüte nicht ausreichend differenziert. Statt der Staubgefäße entstehen weitere Blütenblätter. Je mehr Staubgefäße die Blüte hat, desto üppiger die Füllung. Sechs Staubgefäße stehen bei der Tulpe maximal zur Verfügung. Aber oft sind sie reich gelappt und geschlitzt, dass mehr daran beteiligt scheinen.

Noch üppiger ist die Füllung oft bei Rosen mit ihrer Vielzahl an Staubgefäßen. Halbgefüllte Blüten wie die der lachsrosa 'Summer Wine' tragen einen doppelten Satz Blütenblätter. Andere wie 'Flirt' sind locker gefüllt mit offener Mitte. Besonders üppig fällt die Füllung bei alten englischen, modernen nostalgischen und historischen Rosen aus. Auch Nelken, Begonien und Zierkirschen sind oft gefüllt.

Die wahren Füllungs-Meister sind die Korbblütler - die Gruppe der Pflanzen, die normalerweise einen Kranz von Blütenblättern um eine große Blütenscheibe tragen. Zum aufgeplusterten Windrädchen wird das Gänseblümchen. Chrysanthemen verwandeln sich in Riesenköpfe, Dahlien in Seerosen. Besonders eindrucksvoll sind dicht gefüllte Sonnenblumen - der Sortenname 'Teddybär' beschreibt ihre Wirkung plastisch.

Eigentlich sind diese Blumen Fehlentwicklungen: Ohne Staubgefäße vermehren sie sich nicht. Doch Gärtner haben Wege gefunden, sie zu vermehren - durch Teilung, Veredlung, Stecklinge oder Ableger. Zudem suchen Züchter nach immer neuen Exemplaren. Aber weiterhin entstehen viele spontan: eine unter Millionen ausgesäter Exemplare, ein Zweig an Tausenden normal blühender Pflanzen. Ein Züchter aus Bayern stieß 1996 auf einen dieser Schätze: die wohl erste gefüllte Enzianblüte.

Naturschützer schätzen solche Exemplare nicht, denn sie bieten Insekten kaum Nahrung. Ein Manko, das eher für Sammler der gefüllten Blüten zählt, ist die Tatsache, dass sie unter Nässe leiden und oft abbrechen. Bei gutem Wetter dauert ihre Blütezeit dafür länger: Normale Blüten stoßen ihre Blätter nach der Befruchtung rasch ab. Da gefüllte Blüten fast nie befruchtet werden, lassen sie sich Zeit.