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Autobranche Autobranche: Komplexe Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker

13.06.2005, 09:46

Bonn/Berlin/dpa. - Spaß am Tüfteln allein reicht heute nicht aus, um einen Ausbildungsplatz in der Autobranche zu bekommen. Die Technik von Autos ist so komplex geworden, dass Ausbildungsbetriebe von Lehrlingen mehr verlangen als Interesse an Technik.

Gefragt sind kommunikationsfreudige Bewerber mit gutem Schulabschluss, großem technischen Verständnis und Abstraktionsvermögen. Seit dem 1. August 2003 sind reformierte Ausbildungsordnungen für fahrzeugtechnische Berufe gültig. Berufe wie Kfz-Mechaniker und Kfz-Elektroniker sind im neuen Berufsbild Kfz-Mechatroniker aufgegangen.

«Mit den neuen Ausbildungswegen wird auf veränderte Anforderungen der Industrie an die Lehrlinge reagiert», sagt Ingo Meyer, Geschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) in Bonn. Bärbel Bertram vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn ergänzt: «Die neue Ausbildungsordnung wird von der Industrie gut angenommen, weil diese besser ausgebildete Leute bekommt.»

Zum Beispiel wurden in die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker Themen wie Umweltschutz oder Qualitätssicherung integriert. Ebenfalls neu ist laut Bertram, «dass erstmalig auch im fahrzeugtechnischen Bereich Kommunikation und Kundenorientierung im Vordergrund stehen.» Schließlich muss ein Werkstattarbeiter dem Kunden Fehler beschreiben oder Reparaturen erklären können. Solche überfachlichen Qualifikationen, «waren bisher in der Ausbildung fast nicht verankert», sagt Dietmar Niedziella, Ausbildungsexperte beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin.

Gegenüber Elektronik und Kommunikation trat das Erlernen anderer Fertigkeiten in den Hintergrund. Zum Beispiel spielen Bohren, Feilen oder Bleche biegen heute eine geringere Rolle.

Um die Lehrlinge besser auf die Ausbildungsinhalte vorzubereiten, ist die dreieinhalbjährige Ausbildung in drei Stufen gegliedert. Nach je einem Jahr Grund- und Fachbildung stehen für die letzten anderthalb Jahre vier Wege offen: Pkw-Technik, Fahrzeugkommunikationstechnik, Motorrad- sowie Nutzfahrzeugtechnik.

Gute Berufsaussichten haben nach Ansicht von ZDK-Geschäftsführer Ingo Meyer besonders Nutzfahrzeug-Fachleute. Dietmar Niedziella vom DIHK sieht hingegen für die Bereiche Pkw und Fahrzeugkommunikationstechnik «eine große Zukunft» voraus.

Wachsende Berufsfelder wie bei Mechatronikern sind für Jugendliche attraktiv - ebenso wie der Verdienst. Während der Ausbildung verdienen Mechatroniker in den alten Bundesländern nach Tarif durchschnittlich 729 Euro, in den neuen Bundesländern 698 Euro.

Mit der Attraktivität des Berufes Mechatroniker sind aber auch die Anforderungen der Betriebe gestiegen. Einen guten Realschulabschluss oder einen sehr guten Hauptschulabschluss müssen angehende Mechatroniker laut ZDK mindestens haben. Entscheidend sind die Noten in Mathematik und Naturwissenschaften. Jeweils «mindestens eine Drei» sollten Bewerber haben, sagt Dietmar Niedziella. «Am liebsten haben Firmen Realschüler, weil Abiturienten die Lehre oft nur als Sprungbrett für ein Studium ansehen«, sagt BIBB-Expertin Bertram.