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Tipps und Tools So klappt die Mountainbike-Tour mit Kids

Durch Matsch und über Wurzeln, Anstiege rauf und rasant wieder herunter: Mountainbiken bringt eine Menge Action. Doch ist es auch familientauglich? Klar doch! Selbst die Kleinen können mit.

Von Tom Nebe, dpa Aktualisiert: 06.10.2021, 15:55
Mountainbikes für Kinder und Jugendliche stehen den größeren Modellen für Erwachsene preislich mitunter kaum nach.
Mountainbikes für Kinder und Jugendliche stehen den größeren Modellen für Erwachsene preislich mitunter kaum nach. Stephan Peters/Eightshot/pd-f/dpa-tmn

Göttingen - Eine Fahrradtour mit Kindern sollte gut vorbereitet sein. Das gilt umso mehr, wenn sie nicht nur entlang breiter und befestigter Wege und Radwege führt, sondern über Stock und Stein verläuft. Unter den 3,6 Millionen Menschen in Deutschland, die laut einer Allensbach-Analyse häufig Mountainbike (MTB) fahren, sind auch viele Eltern.

Und was spricht dagegen, auch die Kinder mit auf eine Tour zu nehmen? Natürlich nichts - im Gegenteil. Das teilweise etwas holprige Terrain schult die Koordination und das Gefühl fürs Fahrrad sogar besonders gut. Damit es allen Spaß macht, folgen hier fünf Tipps für die MTB-Tour mit Kids:

1. Nicht am falschen Ende sparen

Auch für Kinder gibt es Mountainbikes. Wichtig ist, dass das Fahrrad leicht ist, sagt Thomas Geisler. „Dadurch ist es wendiger und bergauf haben es die Kinder leichter“, erläutert der Experte vom Pressedienst Fahrrad. Federelemente sind häufig verzichtbar. Sie machten das Rad schwerer und haben kaum Nutzen: „Das Kind wiegt oft zu wenig, als dass eine Federung etwas bringt.“

Wer sparen möchte, kann sich nach gebrauchten Modellen umschauen - etwa auf Kleinanzeigen-Portalen im Internet. Länger als zwei bis drei Jahre werden Kinderräder selten gefahren, weil der Nachwuchs dann dem Rad „entwachsen“ ist. Entsprechend gibt es oft lohnende Inserate.

Für Kleinkinder gibt es auch geländetaugliche Laufräder. Längere Strecken legen die Knirpse darauf allerdings nicht zurück. Deshalb braucht es für diesen Fall andere Lösungen.

2. Mitnahmemöglichkeiten für die Kleinen

Richtig viel Spaß bringt hier ein Sitz, der auf dem Oberrohr des Rahmens angebracht ist. Das Kind erlebt das Mountainbike-Fahrgefühl so gewissermaßen aus der Fahrerperspektive.

Wir haben das mit einem Modell des neuseeländischen Herstellers Shotgun ausprobiert. Dieser ist für 2- bis 5-Jährige mit maximal 22 Kilogramm Gewicht ausgelegt. Optional gibt es eine Mini-Lenkstange dazu, die in der Mitte des Erwachsenen-Lenkers montiert wird, damit das Kind sich gut festhalten kann.

Unsere 3-jährige Tochter hatte auf dem Sitz eine Menge Freude. Das Fahrgefühl war aufgrund des Extra-Lenkers und der Fußrasten, die zum Sitz gehören, sicherer als es für Beobachter scheinen mag. Dazu trägt bei, dass das Kind zwischen den Beinen und Armen des Fahrenden sitzt - ein bisschen wie auf dem Schoß quasi.

Zwei Nachteile: Man kann keine supersteilen und gefährlichen Wege mit dem Kind auf dem Rahmensitz fahren. Denn fällt man hin, fällt das Kind ebenso - hier ist also etwas Zurückhaltung angeraten. Und: Wenn es müde wird, kann es nicht einfach wegschlummern beim Fahren. So gilt es, mögliche Mittagsschlafzeiten einzuplanen und das Durchhaltevermögen des Kindes generell realistisch einzuschätzen.

Oder: Man hat einen Anhänger dabei, wo sich das Kind reinsetzen kann. Die gibt es auch in geländegängigen Varianten. Generell sollte die Tourenplanung am Kind ausgerichtet sein.

3. Kleine Etappenziele

Wer Kilometer abreißen möchte und einen straffen Zeitplan hat, fährt lieber solo los. Für Kinder bringt so eine Tour in aller Regel wenig Spaß. Ein Tipp: Die Fahrt entlang von Fixpunkten zu planen. Erster Halt am Kletterbaum im Wald, zweiter Halt am Flussbett, dritter Halt an der Eisdiele, vierter Halt am Spielplatz. „Bei den Touren sollte man viele Pausen machen, damit sich das Kind erholen kann“, rät Thomas Geisler. „Und es geht darum, Abwechslung zu schaffen, damit das Kind richtig Geschmack an den gemeinsamen Touren findet.“

Falls es doch mal zu schwer wird für das Kind, gibt es Tools, die helfen können. Sogenannte Tandemkupplungen etwa, die am eigenen Rad angebracht werden. In sie lässt sich das Vorderrad des Kinderfahrrads bei Bedarf einhängen. Wenn der Nachwuchs zu geschafft ist, um alleine zu fahren, kann er sich so ausruhen und man kommt dennoch vorwärts.

Eine weitere Möglichkeit für Anstiege ist ein Abschleppseil: Für längere Bergaufpassagen ist das eine bedenkenswerte Alternative. In einem kurzen Praxistest mit unserer 6-jährigen Tochter klappte die Anwendung so eines Seils schnell und problemlos.

4. Langsam starten

Am Anfang braucht es nicht mal unbedingt Tools oder Tourenpläne. Ein, zwei Stunden zwanglos im Wald herumradeln, das ist aus Sicht von Experte Geisler ein perfekter Auftakt ins gemeinsame Mountainbiking - so kann das Kind sich erstmal an die Materie herantasten. Noch ein Tipp: In Bike-Parks gibt es häufig Kinderbereiche, wo sich zum Teil schon die Kleinsten auf ihren Laufrädern ausprobieren können.

5. Helm ja, Protektoren nicht unbedingt

Bleibt eine wichtige Frage: Was braucht das Kind an Schutzausrüstung? Ein Helm ist Pflicht. Bei Protektoren für Ellbogen, Knie oder den Oberkörper kommt es auf die Größe und das Können der Kinder an, so Geisler. „Bei älteren und größeren Kids kann man darüber nachdenken, wenn es um anspruchsvollere Strecken geht.“ Bei Grundschulkindern würde er von zusätzlichen Protektoren abraten. „Das hindert sie zu sehr.“ Aus seiner Sicht immer ratsam: Handschuhe tragen. „Sie verhindern bei Stürzen Abschürfungen - und sie halten warm.“