Neuvorstellung Kias Picanto ist sehr klein und sehr sparsam
Das kleinste Modell von Kia wurde überarbeitet. Der viertürige Picanto hat 63 bzw. 79 PS. Die Preise für den 3,60 Meter langen Kleinstwagen beginnen bei 16.190 Euro.
Halle / Saale - Neue kleine Autos zu finden, wird für Käufer immer schwieriger. Besonders bei den sogenannten Kleinstwagen - wie etwa Toyota Aygo oder Fiat 500 - suchen Kunden, die erschwingliche Mobilität brauchen, immer häufiger umsonst nach Angeboten. Waren in Deutschland 2018 noch 16 Kleinstwagenmodelle auf dem Markt, sind es derzeit nur noch fünf. Und Preise ab etwa 11.000 Euro findet man nicht mehr. Dabei: Käufer fänden sich wahrscheinlich genug. Schuld am Rückgang ist weniger die Nachfrage als vielmehr immer neue EU-Auflagen zu Fahrsicherheit, Umweltschutz oder Datensicherheit. Das treibt die Entwicklungskosten in die Höhe und macht es Herstellern von Kleinst- und Kleinwagen nahezu unmöglich, diese Fahrzeugkategorie auch in Zukunft rentabel zu produzieren.
Der Kia Picanto gehört zu den wenigen Kleinstwagen, die tapfer gegen den Strom fahren. Während die Zulassungszahlen in dieser Fahrzeugklasse immer weiter fallen, legte der kleinste Kia um gut 3.000 Zulassungen zu - von 6.107 Autos im Jahr 2022 auf 9.184 im Vorjahr 2023. Kia verpasst nun dem Mini, der seit 2017 in dritter Generation gebaut wird, ein zweites Facelift. Davon profitiert das Design wesentlich. Der Wagen kommt nun eckiger und kantiger daher. Das sieht schick aus bei einem so kleinen, nur 3,60 Meter langen Auto, fast ein wenig sportlich. In ihm sitzt es sich ganz ordentlich - wenn man bei seinen Wertungen nicht ständig ins nächst höherer Segment schielt. Es ist nun mal nur ein Kleinstwagen. Die Abmessungen machen das deutlich. Vorn ist es okay, hinten solle man eher darauf verzichten, mit drei Leuten zu fahren, da wird es nach allen Seiten extrem knapp - aber wer macht das schon mit einem solchen Winzling?
Der Einstieg hinten ist akzeptabel, da hat man in dieser Autokategorie schon engerer Türen benutzt. Der Kia Picanto bietet mit 255 Litern in seiner Klasse das größte Kofferraumvolumen, gut der doppelte Laderraumboden. Über die geteilt klappbare Rückbank lässt sich das Volumen auf 1.010 Liter erweitern. Da staunt man dann, was man alles auf 3,60 Meter Autolänge transportieren kann. Das ist ein echter Vorzug . Der Picanto ist als Mini-Transporter alltagstauglicher wie als Personenbeförderer für vier Leute. Die Rundumsicht innen ist gut, keine breiten Holme behindern den Blick. Neben dem Acht-Zoll-Infotainment mit kabelgebundener Apple-CarPlay- und Android-Auto-Konnektivität, gibt es jetzt eine neues digitales 4,2 Zoll- Kombiinstrument. Die Ablesbarkeit ist nicht optimal, man wird aber sicher an sein Ziel geleitet.
Der facegeliftete Picanto wird 2024 entweder mit 1,0-Liter-Dreizylinder und 63 PS oder 1,2-Liter-Vierzylinder und 79 PS verkauft, das sind vier bzw. fünf PS weniger als beim Vorgänger, ein eher seltenes Downsizing. Eine elektrifizierte oder vollelektrische Picanto-Variante gibt es momentan nicht. Aber bis 2026 will Kia von allen Modellen vollelektrische Versionen anbieten.
Bei den Getrieben stehen ein manuelles und ein automatisches Schaltgetriebe zur Auswahl. Der größte Kleine, die gefahrene Version GT-Line (ab 21.190 Euro), reißt natürlich mit 79 PS keine Bäume aus, dafür gibt es andere Kias. Aber der Vortrieb ist solide. Man lernt schnell, sich auf das Leistungsangebot einzustellen, fährt vorausschauender, plant Überholmanöver weitsichtig. Drückt man mal richtig auf die Tube, schnellen die Drehzahlen hoch und es wird ziemlich laut - na und? Es ist ein Kleinstwagen. Der liegt mit seinem extrem kurzen Radstand angemessen sicher auf der Straße, für die Wagenklasse ist er gut gefedert. Lenkbefehle werden direkt wiedergegeben. Ein Kurvenkratzer ist er natürlich nicht, aber warum auch - dafür ist er sehr handlich in der Stadt.
Das Vorurteil hält sich hartnäckig, ist aber dennoch falsch: Mit „Sowas“ kann man nicht außerhalb der Stadt oder gar auf der Autobahn fahren. Der Picanto absolviert auch diese Disziplinen, ohne dass einem der Angstschweiß ausbricht. Auch hier gilt: Weitsicht zahlt sich aus. Man sollte stets bedenken, dass man über 13 Sekunden bis Tempo 100 braucht. Ja, die Gänge müssen ziemlich ausgefahren werden, ja es wird laut. Aber wenn er rollt, schnurrt der Picanto klaglos mit 130...150 km/h über die Autobahn. Etwas Zurückhaltung auf dem Gaspedal zahlt sich beim Verbrauch aus. So um die 5,6 Liter auf 100 Kilometer sind gut erreichbar. Beim kleineren 1,0-Liter-Dreizylinder (ab 16.990 Euro) spürt man die natürliche Bechleunigungslimitierung natürlich stärker. Raumangebot, Fahrwerk, Übersicht, Optik und Basisausstattung sprechen eindeutig für den überarbeiteten Kia Picanto. Preiswerter könnte er sein, und ein paar PS mehr wären auch nicht schlecht gewesen für einen der letzten Mohikaner unter den Kleinstwagen, die die automobile Grundversorgung sichern.
Technische Daten Kia Picanto GT-Line:
Motor:1,2 Liter-Vierzylinder
Getriebe: Fünf-Gang-Schaltgetriebe, wahlweise automatisiertes Schaltgetriebe
Antrieb: Frontantrieb
Leistung: 79 PS
Drehmoment: 113 Nm
Verbrauch: 5,6 l/100 km
Höchsttempo: 159 km/h
Länge: 3,60 m
Kofferraum: 255 Liter
Preis: 21.190 Euro, Einstiegsmodell Editon 7 ab 16.690 Euro