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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Dialyse fürs Auto

Von Klaus-Peter Voigt 04.12.2010, 13:17
Geschäftsführer Markus Kemper (l.) spricht in der Innovative Maschinen Technologie GmbH (IMT) in Dessau-Rosslau mit einem Mitarbeiter. Seit Ende September werden die ersten mobilen Anlagen zur Reinigung von Motorenöl in dem Unternehmen gebaut. (FOTO: DAPD)
Geschäftsführer Markus Kemper (l.) spricht in der Innovative Maschinen Technologie GmbH (IMT) in Dessau-Rosslau mit einem Mitarbeiter. Seit Ende September werden die ersten mobilen Anlagen zur Reinigung von Motorenöl in dem Unternehmen gebaut. (FOTO: DAPD) dapd

Dessau-Roßlau/dapd. - Der Qualitätsprüfer ist zufrieden. Alles verläuft nach Plan. Nacheiner guten halben Stunde läuft das Öl komplett gereinigt zurück.Obwohl es schwarz wie zuvor aussieht, sei es völlig sauber, sagt er.

«Unsere Anlage entfernt durch ein ausgeklügeltes FiltersystemRußpartikel, Abrieb und andere Fremdstoffe», versichert derSpezialist der Innovative Maschinen Technologie GmbH (IMT) ausDessau-Roßlau. Fünf Prozent bleiben als Abfall zurück. Lediglich dernormale Verbrauch müsse nun nachgefüllt werden, dann könne dasFahrzeug wieder auf die Straße.

Zwtl: Weltweit einmalig

Die Öldialyse ist bislang in dieser Form weltweit einmalig unddamit auch zum Patent angemeldet. Gespräche mit einem Arzt hattenGeschäftsführer Markus Kemper zu seiner Entwicklung angeregt. «Wasbei der Reinigung des Bluts möglich ist, müsste doch auch bei Öl zumachen sein», ging es ihm vor drei Jahren immer wieder durch denKopf.

Schon lange hatte er Versuche zur Reinigung des sensiblenMaterials unternommen. Kemper war regelrecht besessen von der Idee,tüftelte und suchte nach Lösungen. Partner für viele Details habe erim Roßlauer Wissenschaftlich-Technische Zentrum für Motoren-undMaschinenforschung (WTZ) gefunden. Es betätigt sich bereits seit 60Jahren unter anderem in der Motorenforschung.

Mit der transportablen Maschine will der 41-Jährige zwei Fliegenmit einer Klappe schlagen. «Die Ölreserven der Welt sind endlich, dagilt es mit Ressourcen sorgsam umzugehen», wiederholt er stets aufsNeue. Und er verweist auf den Spareffekt beim Dialyseverfahren. Dasganze gehe für die Anwender unkompliziert, es falle mindestensviermal seltener Altöl an. Bislang lasse die Reinigung eineLaufleistung von 400.000 Kilometern statt 100.000 zu. «Wir sindsicher, dass sich dieser Zyklus noch ausdehnen lässt», zeigt sichKemper zuversichtlich.

Zwtl: Die ersten 24 sind im Einsatz

Sein junges Unternehmen ist auf Wachstum ausgelegt. 700.000 Euroinvestierte er in Technik und die Sanierung eines altenFirmengebäudes. Seit September werden dort die hellblauenDialysemaschinen in einer blitzsauberen Halle montiert. Die ersten25 befinden sich im Einsatz bei der Hagener Firma Europart, dieunter anderem mit Werkstattbedarf für Lkw handelt. Sie istlangfristiger Partner und hat ihre Mitarbeiter für das Verfahrenqualifiziert. Über dieses strategische Bündnis sind die erstenGeräte bereits in Polen und Rußland dabei, Motorenöl zu reinigen.

Bedienfehler und andere Probleme kann der Geschäftsführer fastvom Schreibtisch aus lösen. In jede Anlage sind ein GPS-Sender undeine direkte Datenverbindung via Telefonfunknetz integriert. Aufdiese Weise sichere man den Service.

Nun hat IMT sich die Öldialyse für Autos vorgenommen. Die erstenGeräte für den Einsatz an Pkw - Austauschdauer gerade einmal sechsMinuten - sind im Versuchsstadium. Ab 2011 sollen sie in die Seriegehen. Die Firma verhandelt nach eigenen Angaben bereits mitAutowerkstätten. Doch sei der Markt sensibel, sagt der Tüftler undschweigt zu möglichen Partnern. Es werde ein Stück Arbeit kosten,bis die Neuheit auf dem Markt Akzeptanz findet.

Kemper zeigt sich als Kämpfertyp und Optimist. EineFirmengründung auf einem anderem Gebiet habe ihm vor Jahren keinenErfolg gebracht. Aus den Fehlern gab es neue Erfahrungen.Unterkriegen gilt nicht. IMT fahre seit dem ersten Tag an schwarzeZahlen ein, versichert er. Das stimme optimistisch. Die Zahl derBeschäftigten soll von gegenwärtig zehn auf mindestens 50 bis 2015wachsen. Pläne für weitere Anwendungen hat Kemper in der Tasche.Schiffsmotoren sieht er als potenzielles Betätigungsfeld.