1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Animateure: Animateure: Wenn das Reiseziel zum Arbeitsort wird

Animateure Animateure: Wenn das Reiseziel zum Arbeitsort wird

Von Nina Apin 27.09.2006, 13:09
Fachwissen gefragt - für Animateure in der Kinderbetreuung ist oft eine Erzieherausbildung oder eine ähnliche Qualifikation erforderlich. (Foto: dpa)
Fachwissen gefragt - für Animateure in der Kinderbetreuung ist oft eine Erzieherausbildung oder eine ähnliche Qualifikation erforderlich. (Foto: dpa) Aldiana

Bonn/dpa. - Arbeiten unter südlicher Sonne, immer gute Laune,Cocktails am Pool: Animateur ist für viele ein Traumjob, und die Zahl der Bewerber steigt. Allerdings haben die Reiseveranstalter auch jedeMenge Bedarf. Wer sich für den Sommer 2007 eine Stelle sichern will,kann sich schon jetzt darum bemühen. Dabei sollte klar sein: Ein Jobals Animateur ist kein bezahlter Urlaub und nichts für Schüchterne.

«Der Bedarf an Animateuren ist riesig», sagt Jens Schmidt von derZentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) der Bundesagentur fürArbeit in Bonn. Er vermittelt Animateure an Veranstalter, Hotels undAgenturen. «Pro Saison gibt es einige Tausend Stellen, vor allem amMittelmeer.» Die «Rekrutierungsphase» für den Sommer beginnt schon imHerbst zuvor, erklärt Carola Wolff von der TUI-Tochter Robinson Clubin Hannover. Der Weg zum Job verläuft meist in drei Schritten:Bewerbung, Casting und dann eine mehrwöchige Schulung.

Bewerber bei Robinson müssen mindestens 20 Jahre alt sein. Je nachEinsatz werden außerdem fachliche Qualifikationen gefordert. «In derKinderbetreuung erwarten wir eine Ausbildung als Erzieherin oderLehrer, für das Sport- und Wellnessprogramm ein Sportstudium, einePhysiotherapieausbildung oder Vergleichbares», sagt Wolff. Bei ClubAldiana sollte man 23 Jahre alt sein, mindestens mittlere Reife undeine möglichst «passende» Ausbildung haben, sagt Annette Emmel vonder Personalabteilung des Unternehmens in Pfäffikon in der Schweiz.

Nicht überall sind die Ansprüche so hoch. Doch etwas Besonderessollte man haben, um sich von der Masse abzuheben. «Ein Aerobicscheinoder Erfahrungen als Jugendgruppenleiter erhöhen die Chancen», sagtSchmidt. Noch wichtiger ist Flexibilität: Die Arbeitsdauer variiertvon der Saisonbeschäftigung bis zum Vier-Wochen-Einsatz. Und wohin esgeht, erfahren die Ausgewählten meist erst wenige Wochen vorher.

Die Schulungswochen sind der letzte Prüfstein. «In einer Skihalletesten wir, ob jemand nicht nur Skifahren kann, sondern auch fähigist, eine Gruppe zu unterhalten», sagt Uwe Mendes von FroschSportreisen in Münster, wo auch im Winter Jobs zu vergeben sind.

Bei Robinson wird in mehrwöchigen Kursen getestet, was die jungenLeute drauf haben. Vortanzen, Moderieren, Pantomime - das ist nichtsfür Schüchterne: «Die Bereitschaft zum öffentlichen Auftritt muss dasein», sagt Carola Wolff.

Arbeitszeiten von früh morgens bis zum späten Abend sind nichtselten. «Man muss damit umgehen können, nie alleine zu sein», sagtJens Schmidt. Für die Dauer eines langen Urlaubs lebt und arbeitetman mit Kollegen und Hotelgästen zusammen.

Freie Hin- und Rückreise sowie Kost und Logis in den Hotels undUrlaubsanlagen hat man als Animateur immer. Wie viel als monatlichesGehalt dazu kommt, hängt von Arbeitgeber und Einsatzgebiet ab. JensSchmidt von der ZAV geht von einem Nettoverdienst zwischen 550 und700 Euro aus.

«Nur wenn man realistisch an den Job herangeht, kann manEnttäuschungen vermeiden», sagt Schmidt. Doch die Erfahrung lohnesich: «Animateur ist immer noch ein sehr vielseitiger Beruf.» AuchAnnette Emmel ist sich sicher: «Was man dabei in ein paar Monatenüber das menschliche Zusammenleben lernt, das vergisst man nie.»