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ZDF-Nachrichten ZDF-Nachrichten: Harald Schmidts Gastauftritt dauerte nur wenige Minuten

Von Nathalie Waehlisch 20.04.2007, 06:22
ARD-Entertainer Harald Schmidt moderiert am Donnerstag zusammen mit Claus Kleber die ZDF-Fernsehnachrichtensendung «heute-journal» im Studio in Mainz. (Foto: ddp)
ARD-Entertainer Harald Schmidt moderiert am Donnerstag zusammen mit Claus Kleber die ZDF-Fernsehnachrichtensendung «heute-journal» im Studio in Mainz. (Foto: ddp) ddp

Mainz/ddp. - Statt als Late-Night-Talker fungierte er als Gastmoderator imZDF-«heute-journal», wo er unter Aufsicht von Redaktionsleiter ClausKleber eine «Schnuppermoderation» absolvierte. Die harten News durfteChefzyniker Schmidt allerdings nicht präsentieren. Erst am Ende kamer mit einer süffisanten, aber ziemlich langatmigen Anmoderation füreinen Beitrag über die Kino-Dokumentation «Die Hochstapler» zumEinsatz.

Quotenträchtig war der vom ZDF viel beworbene Auftritt desModerators vom Konkurrenzsender ARD allemal: 4,24 Millionen Zuschauer(Marktanteil 14,6 Prozent) schalteten nach Angaben des Senders beider Nachrichtensendung ein - der Schnitt im ersten Quartal 2007 beim«heute-journal» lag bei 3,51 Millionen (11,8 Prozent Marktanteil).Insgesamt zwei Minuten dauerte Schmidts mit Spannung erwarteterAuftritt, wie die Redakteure der «Bild» -Zeitung stoppten.

Mit Eigenlob hatte «Dirty Harry», der sich in seiner ARD-Showselbst für den Job «beworben» hatte, vorher nicht gespart. Im ZDFhatte er angekündigt, sein Auftritt werde «ein Hammer». Er werdeversuchen, seinen Weg zu gehen, aber auch Zeichen zu setzen und «dieGeschichte des Nachrichtenwesens neu zu schreiben».

Nicht unwitzig versuchte er dabei, offensichtlich die Gestik vonNachrichtenmann Kleber zu parodieren. Er habe sich «wunderbarkarikiert» gefühlt, sagte Kleber. Etwas holprig geriet dieVerabschiedung am Schluss der Sendung, als Schmidt das Thema desnachfolgenden Polittalks «Maybrit Illner» mit den Worten «Kassenvoll, Jobs leer... im weitesten Sinne» ankündigte - vielleicht lag esja am Teleprompter. Spaß machte es offensichtlich allen Beteiligten.Im Abspann war in der Sendung Lachen zu hören.

Für Kleber war der Auftritt «Eins A, fünf Sterne». «Sehrüberzeugend und sehr sympathisch», lobte er. Auch Schmidt selbst warlaut Sender mit sich zufrieden: «Es war ganz schön anstrengend, aberes war ein wunderbarer Tag beim ZDF.» Auch selbstkritisch gab sichder 49-Jährige: «Ich habe mich mal wieder überschätzt.» In seinereigenen Sendung könnten Fehler als «Kult verklärt» werden, in einerNachrichtensendung gehe das aber nicht.

Das ZDF hatte mit dem einmaligen Gastauftritt auf eine «Bewerbung»des Moderators reagiert. Der Entertainer, der unter anderem auchschon für die ZDF-Serie «Traumschiff» vor der Kamera stand, hatte inseiner ARD-Late-Night-Show «Harald Schmidt» Anfang März angekündigt:«Das ist der Job für mich!», nachdem er in der Zeitung gelesen hatte,dass die Urlaubsvertretung für die «heute-journal»-ModeratorenMarietta Slomka und Kleber frei geworden war. «So eine Chance lässtsich eine aufgeschlossene Redaktion wie wir nicht entgehen», sagteKleber in der Sendung. Schmidt sei ein «Bewerber der Extraklasse».

Auch von anderen Nachrichten-«Kollegen» erhielt Schmidt - imdunklen Anzug und rot-weiß gestreifter Krawatte - Lob für seinenAusflug ins seriöse Nachrichtengeschäft. «Er wirkte am Anfang etwasaufgeregt, hat das Ganze aber sehr souverän gemacht«, sagteEx-«Tagesschau»-Sprecherin Eva Herman in der »Bild« und gab ihm die«Schulnote 2+». Die Nachrichten-Kollegen der ARD sollten ihn auf dieListe der Wochenendvertretungen setzen, befand Herman.

ZDF-»heute«-Moderatorin Petra Gerster sagte dem Blatt zufolge: »AnTagen mit wenig Nachrichten sollte Harald Schmidt immer bei unsauftreten.« Als Teil des Teams könne sie ihn sich aber nichtvorstellen. »Er ist ein Solitär.»

Er habe nachher einen Termin beim Chefredakteur, berichtete Kleberam Freitagmittag. »Ich hoffe, dass der nicht stattfindet, um mirmitzuteilen, dass ich durch Harald Schmidt ersetzt werde."