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Wolf-Dieter Hauschild Wolf-Dieter Hauschild: Keine Mätzchen für das Publikum

Von Johannes Killyen 05.09.2002, 14:03

Halle/MZ. - Aus Sentimentalität ist Hauschild, deram Freitag 65 Jahre alt wird und bis zur Ausreiseim Jahr 1985 zu den führenden Dirigenten derDDR zählte, gewiss nicht zum PhilharmonischenStaatsorchester gekommen. In Halle warteteeine Aufgabe: ein Orchester, das nach demEnde der viel zu kurzen Ära Klee ohne Chefwar. In dieser Situation war Hauschild derrichtige Mann: renommiert genug, mit seinemNamen für die Existenz des Orchesters einzustehen.Und erfahren genug, für Ordnung zu sorgen."So lange ich da bin", vermerkt der Maestro,"wird hier keine Stelle gestrichen." Was jedochnach Ablauf seines Vertrags sein wird, weißauch er nicht. Gleiches gilt für Rostock,wo Hauschild seit kurzem das Opernhaus leitet.

Wolf-Dieter Hauschild, geboren im thüringischenGreiz, ist ein Dirigent alter deutscher Schule,der sich gerne in die Tradition seines LehrersHermann Abendroth stellt. Er hasst Mätzchenam Pult, "die ohnehin nur für das Publikumveranstaltet werden", er liebt das große deutscheRepertoire: Bruckner, Brahms, Beethoven. Gleichzeitigist Hauschild kein Pedant, der den Taktstockals Knute gebraucht. "Das solistische Musizierenim Orchester zu fordern und zu fördern", sagter, "daran ist mir gelegen."

Dass er Musiker, ja Dirigent werden wollte,wusste Wolf-Dieter Hauschild sehr früh. Erkomponierte, trat als Pianist auf, leiteteBetriebschöre. Nach dem Studium in Weimarging er nach Frankfurt (Oder), er war Leiterdes Berliner Rundfunkchors, stellvertretenderChefdirigent des Radiosinfonieorchesters Berlinund als Gastdirigent in Ost und West gerngesehen. "Immer kam die richtige Stelle zurrichtigen Zeit", sagt Hauschild.

Ohne nennenswerte Rückschläge nahm die KarriereFormat an. Doch Hauschilds Abschied vom LeipzigerRadiosinfonieorchester, das er seit 1978 geleitethatte, bedeutete für Dirigent wie Ensembleeinen tiefen Einschnitt: Als die DDR-Regierungihm 1985 eine Chefposition auf Arbeitsvisumbei den Stuttgarter Philharmonikern versagte,blieb er nach einem Gastkonzert im Westen."Den Rundfunk im Stich lassen zu müssen, warschrecklich für mich", sagt Hauschild.

Er nahm neben dem Stuttgarter Engagement eineProfessur in Karlsruhe an, ging ans EssenerAalto-Theater, dirigierte "kreuz und querdurch Deutschland". Nur nach Dresden und Leipzigist Hauschild nicht mehr eingeladen worden."Natürlich schmerzt das", sagt er.