Satiriker Wiglaf Droste gestorben Wiglaf Droste mit 57 gestorben

Halle (Saale) - Unter dieser üblen Sache mit dem Respekt vor dem Namen, vor dem Amt, vor dem Ruhm hat er nie gelitten. Wiglaf Droste, 1961 im ostwestfälischen Herford geboren und mit Anfang 20 in die alternative Freiheit der Mauerstadt Westberlin gewechselt, legte sich mit allen an.
Herbert Grönemeyer, den er in „Grönemeyer kann nicht tanzen“ besang, spendierte ihm seinen größten Hit, DDR-Bürgerrechtler wie Wolfgang Thierse, die er in seinem Roman „Der Barbier von Bebra“ reihenweise hinmetzelte, lieferten den größten Skandal.
Wiglaf Droste gestorben: Der Mann mit Hut
Droste, ein kompakter runder Mann, der im höheren Alter begann, breitkrempige Hüte zu tragen, arbeitete für den WDR und den Deutschlandfunk, später für das Satiremagazin Titanic, schließlich für die Taz und dann für die ehemalige FDJ-Zeitung „Junge Welt“.
Überall suchte er den Ärger, den Krach, die Auseinandersetzung in der Nähe der Außengrenzen der Kunstfreiheit. Einem gerade ins Amt gekommenen Bundespräsidenten bescheinigte er, „genauso gut Milchbrei zu sprechen wie der alte“, Katholizismus verglich er mit einer schmerzhaften Erektion, Patriotismus bezeichnete er als „Religion der ganz armen Schweine“.
Szenegänger in Halle: Wiglaf Droste in Sachsen-Anhalt
Droste, der in den 2000er Jahren nach Leipzig zog und häufig nicht nur als Künstler, sondern auch als Zuschauer in halleschen Klubs, Kneipen und Theatern unterwegs war, beleidigte kunstvoll und er formulierte die schönsten Schmähkritiken deutscher Zunge. Wenn er sang, erst mit der Thüringer Band Geile Götter, später mit dem Spardosen-Terzett, dann klang das wie eine Mischung aus Georg Kreisler und Van Morrison.
Nichts für den großen Ruhm, für Arenen und Stadien. „Häuptling Eigener Herd“ nannte der Wahl-Hallenser Droste eine „kulinarische Kampfschrift“, die er vierteljährlich herausgab. Ein Name, der als Überschrift über seinem Gesamtschaffen hätten stehen können. Wer über Drostes Scherze lachen wollte, musste bereit sein, über sich selbst zu lachen. Der Mann mit dem Hut war selbstgerecht, zynisch und unversöhnlich, aber auch belesen, charmant und freundlich. Am Mittwoch ist Wiglaf Droste gestorben. Er wurde 57 Jahre alt. (mz)