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Vicco von Bülow Vicco von Bülow: Loriot stirbt im Alter von 87 Jahren

23.08.2011, 10:14

Berlin/Ammerland/dpa. - Loriot ist tot. Deutschlands berühmtesterHumorist, der mit bürgerlichem Namen Vicco von Bülow hieß, starb amMontag mit 87 Jahren in Ammerland am Starnberger See, wie derDiogenes Verlag mitteilte. Loriot sei zu Hause «sanft entschlafen»,sagte Diogenes-Sprecherin Ruth Geiger.

Loriots Szenen voller Sprachwitz und Pointen sind legendär - etwader Sketch mit der Nudel im Gesicht beim Rendezvous oder der Cartoon«Herren im Bad» («Die Ente bleibt draußen»). Auch seine beidenKinofilme «Ödipussi» und «Pappa ante portas» begeisterten MillionenMenschen.

Die Familie habe den Schweizer Diogenes-Verlag gebeten, dieÖffentlichkeit zu informieren, sagte Verlagssprecherin Geiger. Eineergänzende Stellungnahme der Angehörigen sei nicht geplant. «DieTrauerfeier findet im engsten Familienkreis statt», sagte dieVerlagssprecherin. Der Termin wurde von Geiger nicht genannt. «DieFamilie möchte dies nicht.»

Loriot wurde zunächst mit Knollennasenmännchen inZeitschriften-Cartoons bekannt. Später kamen die Fernseh-Sketche,etwa in der ARD-Serie «Loriot I-VI» in den 70er Jahren, hinzu. InSketchen wie über die Familie Hoppenstedt trat Loriot meist selbstals wandlungsfähiger Schauspieler auf, oft mit seiner bereits 2007gestorbenen Kollegin Evelyn Hamann.

Loriot schrieb legendäre Dialoge von Männern und Frauen, dieseiner schlitzohrigen Meinung nach überhaupt nicht zusammenpassen,etwa über das weich- oder hartgekochte Frühstücksei. Außerdem machteer den vielleicht bekanntesten Rentner und Lottomillionär derFernsehgeschichte unsterblich: Erwin Lindemann (vom SchauspielerHeinz Meier dargestellt), der «seit 66 Jahren» Rentner ist und voreinem Fernsehteam völlig verwirrt seinen Plan verkündet, mit seinerTochter und dem Papst eine Herrenboutique in Wuppertal zu eröffnen.

Populär wurde auch das Zeichentrickpärchen Wum und Wendelin in derFernsehshow «Der große Preis» mit Wim Thoelke. Auch im Kino hatteLoriot, der als Künstlername die französische Bezeichnung für dasWappentier der Familie Bülow (Pirol = loriot) wählte, großen Erfolg.Sein Kinodebüt «Ödipussi» (1988) zählt zu den meistgesehenenKinofilmen der deutschen Nachkriegsgeschichte, dem 1991 die grandioseRentner-Posse «Pappa ante portas» folgte. Seine gesammelten Werke alsZeichner und Humorist erschienen im Diogenes Verlag (Zürich).

Der Künstler erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen,darunter den Deutschen Filmpreis, den Deutschen Kleinkunstpreis, dieGoldene Kamera, den Karl-Valentin-Orden, den Wilhelm-Busch-Preis undden Ernst-Lubitsch-Preis. Loriot war Mitglied der Berliner Akademieder Künste und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.

Manche nannten den aus Brandenburg an der Havel stammendenOffizierssohn, dessen Vorfahren am Hof von Friedrich dem Großenverkehrten, auch den «Karl Valentin des Cartoons und derFernsehunterhaltung» oder «Deutschlands komischste Figur».

Zu seinem 85. Geburtstag im Jahr 2008 war im Berliner Film- undFernsehmuseum am Potsdamer Platz die bis dahin umfassendsteLoriot-Retrospektive zu sehen.

Das Komiker-Paar Vicco von Bülow alias Loriot und Evelyn Hamann sitzt auf einem Sofa (1987). Deutschlands berühmtester Humorist Loriot ist tot. (FOTO: DPA)
Das Komiker-Paar Vicco von Bülow alias Loriot und Evelyn Hamann sitzt auf einem Sofa (1987). Deutschlands berühmtester Humorist Loriot ist tot. (FOTO: DPA)
dpa