1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. TV & Streaming
  6. >
  7. Zwei Bauern und kein Land

Zwei Bauern und kein Land

02.03.2017, 23:01
Johannes (Ernst Stötzner) möchte, dass Stammhalter Felix (Christoph Schechinger) als Bauer in seine Fußstapfen tritt. Foto: ARD Degeto/Thorsten Jander
Johannes (Ernst Stötzner) möchte, dass Stammhalter Felix (Christoph Schechinger) als Bauer in seine Fußstapfen tritt. Foto: ARD Degeto/Thorsten Jander dpa

Berlin - Er fährt mit seinem schrottreifen Auto quer durch sein Maisfeld, er hat ein Windrad illegal aufgestellt, und er macht seine Post nicht auf. So beginnt der Fernsehfilm rund um einen bäuerlichen Eigenbrötler - mit dem schönen Titel „Zwei Bauern und kein Land”, der an diesem Freitag (20.15 Uhr) im Ersten zu sehen ist.

„Mein Vater hat das Land nicht vor den Kommunisten gerettet, damit ich es jetzt an den erstbesten Kapitalisten verhökere” - so tönt der Mecklenburger Landwirt Johannes Becker (Ernst Stötzner). Doch dann kommt eine hohe Mahnung per Einschreiben ins Haus, das Wasser wird abgestellt - der Kaffee mit der Brühe aus der Regentonne schmeckt allerdings scheußlich. Flugs verkauft Johannes dann doch sein Land, und zwar an seinen Erzrivalen Günter Fuchs (Hans-Uwe Bauer).

Der hat Landflächen im großen Stil aufgekauft, und ausgerechnet Johannes' Exfrau Katrin (Katharina Thalbach), die Bürgermeisterin des Dorfes, ist auf seiner Seite. Ihr gemeinsamer Sohn Felix (Christoph Schechinger) war eine gefühlte Ewigkeit weg und steht nun plötzlich mit seinen Habseligkeiten vor der Tür. Er weiß noch nichts von der Scheidung seiner Eltern, und der wortkarge Johannes kann ihm einfach nichts vom Landverkauf erzählen.

Die Sprachlosigkeit zwischen Vater und Sohn ist schon beachtlich - von zuviel Reden halten beide nichts. Dickköpfe sind sie obendrein natürlich auch noch. So repariert Felix mal eben den Mähdrescher, allerdings mit Hilfe der patenten Polizistin Marie (Theresa Scholze), fährt aufs Feld und will nun prompt auch Bauer werden.

Das bringt Papa noch mehr in die Bredouille nach dem Motto: „Bald ist Erntefest - nur ohne Ernte” - denn die gehört ihm ja nicht mehr. Gescheitert sind sie im Grunde beide: der eine als Landwirt, der andere als DJ in der großen Stadt. Aber jetzt ziehen sie endlich an einem Strang, kämpfen um den eigenen Grund und Boden und decken eine Riesensauerei um alte LPG-Seilschaften aus sozialistischen Zeiten und einen geplanten Subventionsbetrug mit EU-Fördergeldern auf.

Ernst Stötzner (64, „Mutter reicht's jetzt”) spielt den seltsamen Kauz namens Johannes schon fast so, als wäre er selber einer. „Es ist einfach verführerisch, wenn man sich aus den Scherben des eigenen Lebens ein neues basteln kann - jedenfalls ungefähr und obendrein darf man auch noch gewisse Fehler behalten”, sagte er in einem ARD-Gespräch. „Was will man mehr? Welcher Bauer möchte nicht, dass der Hof lebt. Weshalb, dem Sohn mitzuteilen, dass man eigentlich gar kein Bauer mehr ist, nicht leicht fallen darf.”

Regisseurin Sibylle Tafel (50, „Für eine Nacht … und immer”, „Die Eifelpraxis”) setzt auf stimmungsvolle Landschaftsbilder bei Tag und Nacht und die passende Musik von Michael Klaukien und Andreas Lonardoni. Ihr moderner Film ist eine unterhaltsame Mischung aus Märchen und Realität, der viel gute Laune macht. Und die Schauspieler hatten sie ganz offensichtlich beim Drehen auch, denn sie spielen ihre Figuren mit viel Herzblut. Am Ende saust das nicht tot zu kriegende Auto wieder durchs Feld, und das Baby von Marie und Felix kommt gleich dort zur Welt. Da ist dann zur Abwechslung mal der Zuschauer sprachlos. (dpa)