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ZDF will Magazin "Mona Lisa" einstellen

20.02.2017, 15:46
Die Moderatoren Barbara Hahlweg und Alexander Mazza 2013 in München. Foto: Ursula Düren
Die Moderatoren Barbara Hahlweg und Alexander Mazza 2013 in München. Foto: Ursula Düren dpa

Mainz/München - Die Mona Lisa hängt nicht nur im Pariser Louvre - seit 29 Jahren hat sie auch ihren Platz im deutschen Fernsehen. Doch damit ist jetzt wohl Schluss. Der ZDF-Klassiker „ML Mona Lisa” wird aller Voraussicht nach noch im Spätsommer dieses Jahres vom Bildschirm verschwinden.

Ersetzen soll die Sendung mit Schwerpunkt auf Frauenthemen ein Dokumentationsformat mit „gesellschaftspolitischen Themen im europäischen Vergleich”, wie ein ZDF-Sprecher am Montag bestätigte.

Die halbstündige Sendung, die über viele Jahre immer am Sonntagnachmittag im ZDF-Programm ihr Zuhause hatte, hat derzeit ihren Platz am Samstag um 18 Uhr - zu einem Zeitpunkt, wenn sogar einige Frauen vielleicht eher die „Sportschau” im Ersten gucken. Zwischen 1,5 und 2 Millionen Zuschauer schalten das Magazin noch ein. Aber sie werden älter: Denn der Marktanteil beim jüngeren Publikum unter 49 Jahren, auf den auch das ZDF achtet, liegt regelmäßig im unteren einstelligen Bereich.

„Dass im ZDF nur noch Männer an den Spitzen sitzen, daran hat man sich ja schon gewöhnt”, schreibt die Gründerin des Magazins, Maria von Welser (70), auf ihrer Homepage. „Aber wenn das einzige bundesweite Frauenjournal so mir nichts, dir nichts eingestellt wird, fragt frau sich schon: Männerklüngel?” Sie hätte sich Kämpferinnen gewünscht, „die sich notfalls mit der männlichen Hierachie anlegen. Die die Öffentlichkeit mobilisieren. Die Fernsehräte aktivieren. Leider alles nicht passiert. Viel schlimmer noch: aus dem einstigen Format ist eine Gemischtwaren-Form geworden.”

Das Programm am Samstag solle gestärkt und publizistisch auffälliger werden, begründete das ZDF dagegen den geplanten Programmumbau. Der Sender befinde sich rund um die Beendigung seines Klassikers, der in München produziert wird, im Gespräch mit dem Personalrat und der Redaktion, ergänzte der Sprecher. Den bisherigen Redaktionsmitgliedern von „Mona Lisa” will das ZDF neue Aufgaben innerhalb des Senders anbieten.

Der Bayerische Journalistenverband (BJV) begrüßte, dass es keine Kündigungen geben solle, kritisierte aber den geplanten kurzfristigen Wechsel der Mitarbeiter von München nach Mainz. 14 von 18 Redaktionsmitarbeitern sollten bereits zum 1. Juli an den Sitz des Senders in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt zurückkehren, was problematisch für Familien sei.

Der BJV regte darüber hinaus an, das neue Dokumentationsformat von der bisherigen „ML Mona Lisa”-Redaktion in München produzieren zu lassen. An der fehlenden Kompetenz des Teams unter der Leitung von Sybille Bassler, die zahlreiche Preise für ihre Dokumentationen erhalten habe, könne es nicht liegen.

Bassler hatte noch vor etwa fünf Jahren einen Kurswechsel in die Wege geleitet. Das Credo lautete: „Alles, was uns Frauen betrifft, geht auch Männer an.” Das sollte nicht die einzige Änderung bleiben. „Ich wollte auch raus aus dieser Jammer- und Betroffenheitsecke”, sagte Bassler damals. „Ich habe immer gesagt, da läuft jetzt die klassische Mona-Lisa-Betroffene am Fluss entlang, das war mir und den Kolleginnen irgendwann zu viel.” Sie wollte zwar weiter aufrüttelnde, anrührende Geschichten aufgreifen, aber härter erzählt. „Wir wollen die Opfer nicht wieder als Opfer stigmatisieren.”

Der Anfang am 19. April 1988 wirkte noch ganz anders: Passend zu ihrem blau-weißen Pünktchenkleid mit Perlenkette präsentierte Magazin-Gründerin von Welser Tipps zu Küche, Frühjahrsmode und Astrologie. Mit der Zeit wurde das Magazin politischer. Es ging um Themen wie den Abtreibungsparagrafen 218, Gewalt in der Ehe oder Kinderpornos. Reporter berichteten über Witwenverbrennung in Indien, Aids in Afrika oder die systematischen Vergewaltigungen in Ex-Jugoslawien. Dafür gab es Auszeichnungen wie den Axel-Springer-Preis oder die Goldene Kamera. Von Welser erhielt 1996 den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Fernsehjournalismus. (dpa)

Maria von Welser ist die Gründerin, Redakteurin und Moderateurin des ZDF-Magazins „ML Mona Lisa”. Foto: Maurizio Gambarini
Maria von Welser ist die Gründerin, Redakteurin und Moderateurin des ZDF-Magazins „ML Mona Lisa”. Foto: Maurizio Gambarini
dpa