"Tatort"-Kritik Wiener Tatort "Wahre Lügen": Ermittlerduo Fellner/Eisner glänzen auch weit weg von Wien

Köln - Der Mord an einer Journalistin beschäftigt die Tatort-Ermittler in Wien. Eine Kritik.
Der Fall
Im Wolfgangsee wurde die Leiche einer deutschen Journalistin gefunden. Sie war erschossen und in ihrem Auto versenkt worden. Zuletzt recherchierte sie über illegale Waffengeschäfte. Ihre Lebensgefährtin Sybille Wildering (Emily Cox) war völlig aufgelöst, der Chefredakteur der Zeitung, für die sie arbeitete, machte lieber eine Exklusivstory aus der Geschichte als der Polizei zu helfen.
Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) stießen bei ihren Ermittlungen auf einen Jahrzehnte zurückliegenden Fall, der irgendetwas mit dem Mord zu tun haben musste. Damals starb der ehemalige österreichische Minister Karl Lütgendorf unter mysteriösen Umständen. Sein Tod wurde als Selbstmord zu den Akten gelegt, Zweifel an dieser Version blieben.
Die Auflösung
Über ihre Recherchen im Fall Lütgendorf verloren Eisner und Fellner fast ein wenig aus den Augen, dass die meisten Morde eben doch Beziehungstaten sind. So auch in diesem Fall. Sybille Wildering hatte es nicht verkraftet, dass ihre Partnerin sie für den dubiosen Geschäftsmann David Weimann verlassen wollte. Ein letztes klärendes Gespräch artete aus, sie erschoss die Freundin und versenkte sie im See. In einem Handgemenge hatte sie außerdem Weimann getötet.
Wer hingegen für den vermeintlichen Selbstmord des ehemaligen Polizisten, der sich am Schluss als Mord herausstellte, verantwortlich war, blieb offen. Und ebenso natürlich die Frage, ob Karl Lütgendorf nicht doch ermordet worden ist – auch wenn das Ende diese Deutung nahelegt.
Die Ermittler
Das bewährte Duo Moritz Eisner/Bibi Fellner nahm schon zum 20. Mal gemeinsam die Ermittlungen auf. Für Krassnitzer ist es sogar schon der 44. Fall, vor 20 Jahren wurde sein erster „Tatort“-Einsatz ausgestrahlt. „Wie viele Jahre hast Du denn noch“, fragte zu Beginn des neuen Films eine Kollegin, nachdem Eisner beim Schießtraining nichts traf. Sowohl im Film als auch in der Realität will sich der Schauspieler aber mit dieser Frage nicht beschäftigen.
„Wir haben damit einen Riesenerfolg und es macht unglaublich Spaß. Da denkt man doch nicht nach, ob man jetzt aufhört“, so der 58-Jährige. „Wir schaffen es immer wieder, kuriose Geschichten zu erzählen. Das ist etwas, was einfach schön ist.“ Und in der Tat wirkt das Duo Eisner/Fellner, anders als manch anderes „Tatort“-Gespann, noch immer motiviert. Und die Chemie zwischen den beiden passt sowieso. Sie sind und bleiben eines der besten Ermittler-Teams der Reihe.
Fazit
Wien spielt im neuen Wiener Fall „Wahre Lügen“ nur eine Nebenrolle, auch den feinen Humor der Österreicher setzt Regisseur und Drehbuchautor Thomas Roth nur sehr dosiert ein. Sein Film ist aufgrund der vielen historischen Vorgänge, die erklärt werden müssen, sehr dialoglastig - der Krimi basiert auf dem realen Fall des früheren österreichischen Verteidigungsministers Karl Lütgendorf.
Er war 1977 wegen des Verdachts, in illegale Waffengeschäfte verwickelt zu sein, zurückgetreten. Aber Roth konnte sich ganz auf sein Ermittler-Duo und andere gute Darsteller – unter anderem Robert Hunger-Bühler und Emily Cox - verlassen.