TV-Tipp „Tagebuch eines Skandals“: Duell von Dench und Blanchett
Lehrerin Barbara steht kurz vor der Pensionierung. Sie hat nichts im Leben außer Arbeit und Katze. Mit der Ankunft der Kunstlehrerin Sheba endet die Tristesse. Doch dann beginnen die Verwicklungen.

Berlin - Die verbitterte und einsame Barbara Covett (Judi Dench) ist eine strenge und konservative Lehrerin, die kurz vor der Pensionierung steht. Als Sheba Hart (Cate Blanchett) als Kunstlehrerin an die Schule kommt, widmet Barbara ihre Aufmerksamkeit der Neuen und schreibt scharfe Kommentare über deren Verhalten und Kleidung in ihr Tagebuch.
Als Barbara Sheba in einer schwierigen Lage mit zwei Schülern hilft, lädt die dankbare Sheba sie zu einem Essen mit ihrer Familie ein. Barbara freundet sich mit Sheba an. Die jüngere Kollegin scheint die vertraute Seele und loyale Freundin zu sein, nach der sich Barbara lange sehnte. Doch Shebas Affäre mit einem jugendlichen Schüler verändert ihre Beziehung grundlegend. Arte zeigt das Drama „Tagebuch eines Skandals“ am Mittwoch (24.01.) um 20.15 Uhr.
Der Film ist aus dem Jahr 2006, aber eine sehr gute Wahl an einem Fernsehabend, der mal wieder von der Handball-EM durcheinander gebracht wird. Die geplante Adele-Neuhauser-Komödie im Ersten fällt aus, der „Friesland“-Krimi im Zweiten hätte eine Erstausstrahlung sein sollen. Wegen der guten Einschaltquoten, die Handball anzieht, zeigt das ZDF strategisch aber nur eine alte „Friesland“-Folge.
Die Spannung steigt
„Tagebuch eines Skandals“ über das Duell von zwei Lehrerinnen an einer staatlichen Londoner Schule entwickelt eine sich von Szene zu Szene steigernde Spannung. Ein schönes Beispiel dafür, dass Kino auch ohne Action und Computertricks beste Unterhaltung für ein erwachsenes Publikum bieten kann.
Als Barbara Sheba beim Sex mit einem minderjährigen Schüler erwischt, beginnt sie ihre Kollegin zu erpressen, um sie allein für sich haben zu können. Sheba jedoch gibt nicht klein bei. So beginnt ein geradezu mörderischer Zweikampf.
Regisseur Richard Eyre vertraut ganz auf die Präsenz seiner großertigen Hauptdarstellerinnen. Das Duell der beiden ist in der Tat von außerordentlicher Klasse. Beide setzen weniger aufs Schrille, sondern auf die Wirkung bedrohlich leiser Töne. Insbesondere Judi Dench fasziniert mit ihrem differenzierten Porträt eines Menschen am Rande des Wahnsinns. Faszinierend zeigt sie deren Abdriften ins psychologische Abseits als Folge sozial bedingter Vereinsamung.
Vier Oscar-Nominierungen
Der Film wurde für vier Oscars in den Kategorien Bestes adaptiertes Drehbuch, Beste Hauptdarstellerin, Beste Nebendarstellerin und Beste Filmmusik nominiert. Die Darstellerinnen Judi Dench und Cate Blanchett sowie der Drehbuchautor Patrick Marber erhielten ebenfalls Nominierungen bei den Golden Globes.
Der 1943 im englischen Barnstaple geborene Sir Richard Eyre ist als einer der wichtigsten britischen Theaterregisseure für zahlreiche Inszenierungen vielfach ausgezeichnet worden. Daneben ist er erfolgreicher Schriftsteller und Regisseur von Fernsehfilmen für die BBC wie von Kinofilmen.