1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. TV & Streaming
  6. >
  7. Neu im Kino: „Superman“ und der Startschuss für ein neues Filmuniversum

Neu im Kino „Superman“ und der Startschuss für ein neues Filmuniversum

Ein Superhund, riesige Monster, Roboter und Politik - der neue „Superman“-Film hat einiges zu bieten. Das bunte Spektakel von Regisseur James Gunn soll eine neue Ära von Superhelden-Filmen einleiten.

Von Philip Dethlefs, dpa 10.07.2025, 07:00
David Corenswet nimmt an einer „Superman“-Fan-Veranstaltung im Cineworld Leicester Square teil.
David Corenswet nimmt an einer „Superman“-Fan-Veranstaltung im Cineworld Leicester Square teil. Lucy North/PA Wire/dpa

London - Er zählt zu den berühmtesten und langlebigsten Figuren der Popkultur. 1938 wurde das erste „Superman“-Comic veröffentlicht. Bereits 1948 gab der von Jerry Siegel und Joe Shuster erfundene Held mit Kirk Alyn als erstem Superman-Darsteller sein Debüt auf der Kino-Leinwand. Mit Christopher Reeve in der Hauptrolle wurde „Superman – Der Film“ 1978 zum Blockbuster, der bis heute nachwirkt.

Nach zahlreichen Filmen und Serien und Darstellern wie Dean Cain und Henry Cavill trägt ab sofort David Corenswet als elfter Schauspieler den berühmten blauen Anzug mit dem S auf der Brust und den roten Umhang. Die Erwartungen an den Film sind hoch. Denn Regisseur James Gunn („Guardians Of The Galaxy“) legt damit den Grundstein für ein neues filmisches DC-Universum.

Riesige Monster, Roboter, fliegende Hunde

„Als ich ein Kind war und anfing, Comics zu lesen, habe ich die Welt von DC geliebt“, sagte der 58-jährige Gunn bei der Filmpremiere in London, „dass Superman Freunde hatte, die Helden waren, und dass es riesige Monster gab, Roboter, fliegende Hunde, Zauberei und eine Wissenschaft, die so fortschrittlich war, dass sie wie Magie wirkte. Genau das geben wir den Menschen: die Welt von DC.“ Tatsächlich ist Gunns Film voll mit all diesen Elementen, die bei vielen Fans nostalgische Gefühle auslösen dürften.

Der neue „Superman“ ist keine Origin-Story, wie sie dieser Tage so populär sind, erzählt also nichts über die Herkunft der Figur. Denn, das erklärte Gunn in mehreren Interviews, die Vorgeschichte ist bestens bekannt. Superman ist bereits als Held etabliert, arbeitet unter dem Synonym Clark Kent unerkannt als Journalist und ist mit seiner Kollegin Lois Lane (Rachel Brosnahan) liiert. Der Film beginnt also - nach einer einleitenden Erklärung der Weltlage - mittendrin.

Superman mischt sich in die Weltpolitik ein

Nach einem Luftduell mit dem von Bösewicht Lex Luthor (Nicholas Hoult) kreierten, mächtigen Ultraman ist Superman schwer verletzt. Krypto, der Superhund, rettet ihn und bringt ihn in die Festung der Einsamkeit, eine geheime Zuflucht in der Antarktis, wo Superman auch ein Labor hat. Doch sie werden unbemerkt verfolgt. So erfährt Luthor den Ort der Festung und das Unheil nimmt seinen Lauf. Er versucht, Supermans Ruf mit Fake News und Bots auf Social Media zu ruinieren und ihn zu zerstören.

Was Luthor in die Karten spielt: Superman hatte sich in den Konflikt zwischen zwei fiktiven Ländern eingemischt. Das autokratische Barovia stand kurz vor einer Invasion des kleinen Jarhanpur. Dass er eigenmächtig eingriff, wird zum Politikum, über das sein Alter Ego Clark Kent auch mit seiner Freundin Lois Lane hitzig diskutiert. Superman ist nicht mehr unumstritten, was Luthor mit einer Hetzkampagne im Internet befeuert. Dem Waffenhändler ist jeder Krieg nützlich.

Die geopolitischen Elemente in „Superman“ dürften viele Zuschauer an die derzeitige Weltlage erinnern. Gunn betonte allerdings mehrfach, dass das nicht beabsichtigt sei und keines der fiktiven Länder auf einem echten Staat basiere. Gleichzeitig räumte der Regisseur jedoch ein, dass heutzutage eben nichts wirklich unpolitisch sei, auch nicht Superman.

Nostalgie und Easter Eggs

David Corenswet macht als Superman bzw. Clark Kent eine gute Figur. Der 32-Jährige ist in der Rolle etwas verletzlicher, vielleicht sogar schwächer als sein direkter Vorgänger Henry Cavill. Im Gegensatz zu dessen fast schon finsterer Präsenz spielt Corenswet eher einen netten Typen - wie einst Christopher Reeve.

Unterstützt wird Superman von der Justice Gang - dem Green Lantern Guy Gardner („Castle“-Star Nathan Fillion mit fragwürdigem Haarschnitt), Mr. Terrific (Edi Gathegi) und Hawkgirl (Isabela Merced) -, die in der Story erstaunlich viel Raum bekommen.

Gleich zu Beginn des Films und dann immer wieder ertönt das berühmte „Superman“-Thema von John Williams aus dem Kinohit von 1978. Die ikonische Melodie im Film zu haben, war Gunn nach eigener Aussage besonders wichtig. Auch sonst ist sein Film voller subtiler und weniger subtiler Anspielungen auf alte Filme und Comics, voller Easter Eggs und Gastauftritte.

Natürlich gibt es reichlich Gunn-typischen Humor und allerlei Verrücktheiten. Die markante Handschrift des Filmemachers ist unverkennbar. Der bunte Fantasyspaß wirkt dabei gelegentlich etwas chaotisch und zum Ende hin überfrachtet. Im Vergleich zu früheren „Superman“-Filmen ist es ein abenteuerlicher Genre-Mix.

Startschuss für das neue DC Universe

Dem sogenannten DC Extended Universe (DCEU), zu dem Filme wie „Wonder Woman“, „Batman v Superman: Dawn of Justice“ und „The Flash“ zählen, fehlte es an einer einheitlichen Vision. Mehrere Filme enttäuschten an den Kinokassen. Mit „Superman“ will Warner Brothers einen Neustart. Dafür steht der neue Name des Franchise - das DC Universe (DCU).

James Gunn, der für das konkurrierende Marvel Cinematic Universe (MCU) die erfolgreiche „Guardians Of The Galaxy“-Trilogie gedreht hat, soll ein neues, einheitliches Filmuniversum aufbauen und alle Folgefilme beaufsichtigen. Mit dem DC-Film „The Suicide Squad“ von 2021, der eine lose Verbindung zwischen dem DCEU und dem DCU ist, überzeugte er die Verantwortlichen bei Warner Bros. Discovery.

Ob der Filmemacher, dem man in jedem seiner Interviews seine große Begeisterung und Leidenschaft für das Genre anmerkt, mit seinem Mammutprojekt Erfolg hat, bleibt abzuwarten. Zunächst wird sich zeigen, ob er die Fans mit „Superman“ begeistern kann. Die ersten Anzeichen dafür sind positiv.