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Sass und Stumph sind "zwei Zonis in Kanada"

30.11.2017, 19:01
Zwei unterschiedliche Charaktere: Harry (Wolfgang Stumph) kann über Susan (Katrin Sass) oft nur staunen. Foto: Chris Reardon/ARD Degeto
Zwei unterschiedliche Charaktere: Harry (Wolfgang Stumph) kann über Susan (Katrin Sass) oft nur staunen. Foto: Chris Reardon/ARD Degeto ARD Degeto/Programmplanung und P

Hamburg/Berlin - Katrin Sass (61) kennen viele TV-Zuschauer aus der Reihe „Der Usedom-Krimi” (Das Erste), und Wolfgang Stumph (71) ist als Kommissar aus der Krimireihe „Stubbe - Von Fall zu Fall” (ZDF) in guter Erinnerung.

Jetzt sind sie gemeinsam in „Harrys Insel” an diesem Freitag (20.15 Uhr) zu sehen. Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur sprechen sie über ihre schrulligen Figuren und über Themen wie Abschiednehmen und Sterbehilfe.

Frage: Sie spielen ja zwei sehr eigene Figuren, die sich beide nichts schenken.

Sass: Ja, das kann man wohl sagen. Das sind wirklich zwei sehr unterschiedliche Menschen. Und was ich besonders reizvoll finde: Die Frau hat die Knarre in der Hand! Susan hält Harry erst mal für einen Waschlappen, und sie merkt erst ganz allmählich, dass er das überhaupt nicht ist. Und dann sind wir natürlich auch zwei Zonis in Kanada!

Stumph: Das Schöne ist: Die beiden Schauspieler wissen ja auch nicht so viel voneinander. Wir wollten mit dieser einzigartigen Landschaft in ihrer wunderschönen Einsamkeit den Blick für den Kern der Geschichte und Filmfiguren schärfen, und wir möchten den Zuschauer verlocken, sich auf die Geheimnisse von Harry und Susan einzulassen. Wir sind als Figuren und als Schauspieler vollkommen aufeinander angewiesen und können so ein dichtes Kammerspiel bestreiten - mit dem allergrößten spielerischen Vergnügen.

Frage: Es geht ja um das Loslassen der Vergangenheit, auch um das Abschiednehmen.

Sass: Absolut. Wobei man sich manch einer wohl fragen wird, warum Susan diesen langen Kampf gegen ihre Krankheit durchgestanden und sich auf diese Insel zurückgezogen hat, nur um sich dann am Ende freiwillig von ihrem Sohn in eine Klinik sperren zu lassen, wo sie ja ganz offensichtlich nicht hin will. Auf der Insel hat sie alles, vor allem ihren Hanf, ohne den sie nicht leben kann. Zum Schluss fügt sich aber doch alles so, wie sie es für sich gewollt hat.

Stumph: Da sehe ich zwei Charaktere, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, im wirklichen Leben wie im beruflichen Werdegang. Zwei, die sich aneinander reiben, in ihrer Sturheit und Selbstbestimmtheit. Die beiden Filmfiguren häuten sich wie eine Zwiebel, um sich schließlich doch zu öffnen und langsam einander näherzukommen. Dies darzustellen hat mich sehr gereizt. Unsere Unterkunft war der im Film übrigens sehr ähnlich. Ich wohnte einsam mitten in der Wildnis und hatte nachts manchmal tatsächlich das Gefühl, ein Bär klopft an meine Haustür.

Frage: Kann der Film auch als Beitrag zum Thema Sterbehilfe gesehen werden?

Sass: Ganz bestimmt. Der Sohn von Susan im Film glaubt ja, dass er alles richtig macht. Ihre Enkeltochter ist es, die das richtige Gefühl für die Großmutter hat und im Grunde so denkt, wie es ihr Vater tun sollte. Es ist schon eine Schande, dass nur reiche Leute in die Schweiz fahren können, um dort einigermaßen würdevoll ihr Leben beenden zu können. Ich finde schon, dass es da bei uns noch einer breiten Diskussion in der Gesellschaft bedarf.

Stumph: Es ist ein authentischer, ein guter Film. Er hat eine gewisse Tragik, die manchmal so nah am Komischen ist, dass man nicht weiß, ob man nun weinen oder lachen soll. Die Mischung stimmt, sie ist nicht übertrieben tragisch oder übertrieben komisch, und es gibt traumhafte Bilder. Auch das wahre Leben besteht nun mal nicht nur aus Freude und Glück, sondern auch aus Traurigkeit.

ZUR PERSON: Katrin Sass (61) wurde am 23. Oktober 1956 in Schwerin geboren. Sie wirkte in unzähligen TV- und Kinofilmen mit, darunter in neun Episoden als Hauptkommissarin Tanja Voigt in „Polizeiruf 110” (1993-98, Das Erste). Vom „Usedom-Krimi” (seit 2014, Das Erste) liefen bislang fünf Folgen, die Serie „Weissensee” (seit 2010, Das Erste) geht gerade in die vierte Staffel. Katrin Sass lebt in Berlin.

Wolfgang Stumph (71) wurde am 31. Januar 1946 im polnischen Radkow (früher: Wünschelburg) geboren. Bekannt wurde er mit dem Kinofilm „Go Trabi Go” (1991), vor allem aber mit 50 Folgen der Krimireihe „Stubbe” (1995-2014, ZDF). Derzeit dreht er ein Special zu dieser Reihe. Er trat auch in den ZDF-Serien „Salto Postale” (1993) und „Salto Kommunale” (1998) auf. Wolfgang Stumph lebt in Dresden. (dpa)