1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. TV & Streaming
  6. >
  7. Muslima bei "Maischberger": Sandra Maischberger mit Muslima Khola Maryam Hübsch: "Unordnung in der Welt kommt nicht von der Religion"

Muslima bei "Maischberger" Sandra Maischberger mit Muslima Khola Maryam Hübsch: "Unordnung in der Welt kommt nicht von der Religion"

Von Timo Lehmann 15.06.2017, 07:47

Islamistische Terrorattacken, die Kreuzzüge der katholischen Kirche, der Antisemitismus Martin Luthers: Kann der Glaube nur Schlechtes bringen, oder aber kann er auch friedenstiftend sein? Im Rahmen der ARD-Themenwoche „Woran glaubst du?“ fragte sich die Talkrunde bei Sandra Maischberger, ob Religion die Welt spalte und ließ sich im Verlauf der 75 Minuten nur auf altbekannte Kontroversen ein.

Die Journalistin Khola Maryam Hübsch war als einzige Muslima in der Runde und verteidigte die liberale Auslegung des Islams. Zwar müsse auch innerislamisch darüber diskutiert werden, wie die wahhabitische  Auslegung so weit in den Mainstream vordringen konnte. Der Islam als solches sollte aber nicht für jeden Erklärungsversuch herhalten.

Muslima Hübsch fühlt sich diskriminiert

„Die Unordnung in der Welt kommt nicht von der Religion“, sagt sie. Das wirtschaftliche Ungleichgewicht schaffe eine Gesellschaft, die für Ideologien empfänglich sei. Dass andere von ihr erwarten, sich immer wieder von radikalen Islamisten zu distanzieren, weil sie im Namen ihrer Religion unterwegs sei, kann sie zwar verstehen, aber empfindet sie als diskriminierend. „Ich erwarte auch nicht von allen Deutschen, dass sie sich distanzieren, wenn im Namen der deutschen Nation Flüchtlingsheime angezündet werden.“

CDU-Grande und Herz-Jesu-Sozialist Heiner Geißler kritisierte bei Maischberger, jede Religion nehme für sich in Anspruch, immer allein für sich zu gelten. Zudem müsse die Religion unabhängig von Gott und Jesus gesehen werden. „Ich kann doch nicht Gott dafür verantwortlich machen, was irgendwelche Theologen erzählen.“ Eine christliche Politik gebe es nicht, sagt Geißler, wohl aber versteif er sich darauf, nur aus dem christlichen Menschenbild lasse sich der Grundsatz „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ ableiten.

Kirchensteuer könnte auf den Prüfstand kommen

Dagegen hält die langjährige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann, die zwar die großen Verfehlungen der Religionen nicht beschönigen will, Religion könne aber auch zum Frieden beitragen. Es komme darauf an, dass sich Menschen, auch Konfessionslose, mehr begegnen. „Ich habe meine Wahrheit in meinem Glauben gefunden“, sagt Käßmann, das bedeute aber nicht, dass sie andere Auffassungen nicht zulasse.

Der katholische Publizist Martin Lohmann bezeichnet Religion als „Vehikel des Friedens“. Die Kreuzzüge kommentiert er mit: „Da ist auch einiges schief gelaufen.“ Weiter argumentiert Lohmann gegen Abtreibung, er wolle aber eher helfen, und niemanden bestrafen. „Es geht mir nicht um Strafe, es geht mir um Hilfe.“ Zudem prognostiziert er, dass in den kommenden Jahren verstärkt über die Kirchensteuer diskutiert wird.

Ethik gab es schon vor zehn Geboten, meint Kallwass

Eher historisch argumentiert die Psychotherapeutin und Atheistin Angelika Kallwass. Eine Ethik, wie sie sich etwa in den zehn Geboten finde, habe es schon vor Herausbildung der heute noch existierenden Religionen gegeben. Die Befolgung bestimmter Regeln sei in dem Menschen womöglich von Natur aus angelegt, um als Spezies fortzubestehen.

Als weiterer Atheist saß Philipp Möller in der Runde. 14,4 Milliarden Euro Kirchensteuer plus weiteren 8 Milliarden Euro, die auch jeder von der Kirchensteuer befreite Bürger bezahlt, gehen an die Kirchen. Möller kritisiert, dass nach wie vor ein eigenes Arbeitsrecht in den Kirchen bestehe, welches Frauen, Andersgläubige und sexuelle Minderheiten diskriminiere.