Maria Ehrich: "Ich kann ganz gut auf meinen Bauch vertrauen"
Hamburg/Berlin - Die Schauspielerin Maria Ehrich (23) ist zuletzt durch den Film „Smaragdgrün” und den TV-Dreiteiler „Ku'damm '56” einem breiteren Publikum bekannt geworden. Jetzt ist sie als Filmschwester von Luise Heyer in „Die Glasbläserin” im ZDF (Montag, 12. Dezember) zu sehen.
Im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur spricht sie über ihre neueste Rolle, das Frauenbild im 19. Jahrhundert und ihre Faszination für Rollen in historischen Filmen.
Frage: Glauben Sie, dass die Geschichte „Die Glasbläserin” so hätte passieren können?
Antwort: Nein. Das ist eine absolut fiktive Geschichte, die einfach gut in die Weihnachtszeit passt. Vielleicht gab es mal eine Frau, die Marie ähnlich gewesen ist. Aber sie hat sicher nicht die Weihnachtskugel erfunden.
Frage: Hat es solche selbstbewussten Frauen damals gegeben?
Antwort: Ich hoffe es. Vielleicht hat es ganz vereinzelt solche Frauen gegeben, über die man jedoch nichts weiß. Und wenn, dann hatten sie es bestimmt nicht leicht. Das Frauenbild damals war sehr verschwurbelt. Und diese beiden Schwestern im Film sind ja doch sehr modern für ihre Zeit.
Frage: Wie sehen Sie die Marie?
Antwort: Am Anfang ist sie eine verspielte junge Frau, die sich um nichts und niemanden Sorgen zu machen braucht. Dann passiert ein Schicksalsschlag nach dem anderen, und sie muss ganz schnell erwachsen werden, wird dabei ständig vor neue Hürden gestellt und immer wieder zurückgeworfen. Aber so ist das leider manchmal im Leben.
Frage: Wie bereiten Sie sich auf so einen historischen Stoff vor?
Antwort: Auf einen derartigen Sonderstoff bereite ich mich schon gründlich vor. Was hat man als Frau in der Zeit getragen? Welches Betragen war angemessen, wie wurde gesprochen? Manche alten Texte gehen nicht so leicht über die Lippen und werden ganz anders betont, und da ist die Kunst des Drehbuchautors gefragt. Maske und Kostüme helfen dann beim Drehen aber ungemein.
Frage: Liegen Ihnen historische Stoffe besonders?
Antwort: Ich mag sie sehr gerne und habe da schon einiges gemacht. Gerne würde ich auch mal eine Komödie drehen, aber letztlich interessiert mich natürlich die Geschichte und das Drehbuch, und danach entscheide ich mich dann.
Frage: Haben Sie auch gerade den Eindruck, eine gefragte Schauspielerin zu sein?
Antwort: Ich habe in den letzten Jahren mit meinen Rollen sehr viel Glück gehabt, das stimmt wohl. Aber ich spiele auch nichts, wovon ich nicht überzeugt bin oder was mir gar keinen Spaß macht. Manchmal kommen schon Bücher auf meinen Tisch, wo ich mir sage, das kann ich auf gar keinen Fall spielen, und dann mache ich es auch nicht. Da kann ich ganz gut auf meinen Bauch vertrauen.
Frage: Schauen Sie privat fern und auch Filme über Streamingdienste?
Antwort: Ja schon, aber nicht wahllos. Ich suche mir gezielt einen Film aus, der mich interessiert. Oder einen, in dem ein Kollege mitspielt oder den ein Regisseur inszeniert, den ich kenne. Ich nutze natürlich auch Streamingdienste und bin sehr gespannt auf die deutschen Serien, die da gerade entstehen. Das könnte einen schönen Schub für die deutsche Serie generell bedeuten, und ich finde es wichtig, dass wir in Deutschland da den Anschluss finden. Man muss sich einfach etwas trauen, um aus den alten Pantoffeln herauszukommen.
Frage: Müssten da nicht mehr Frauen ran?
Antwort: Auf jeden Fall. Ich finde durchaus, dass mehr Frauen vor und vor allem hinter der Kamera aktiver werden müssten. Vielleicht mache ich ja selber mal einen Film, wer weiß...
ZUR PERSON: Maria Ehrich (23) wurde am 26. Februar 1993 in Erfurt geboren. Ihre erste größere Rolle spielte sie 2007 als Tochter von Veronica Ferres in „Die Frau vom Checkpoint Charlie”. Für ihre Rolle der Alma Schadt in dem ZDF-Dreiteiler „Das Adlon. Eine Familiensaga” (2013) erhielt sie den New Faces Award. Zuletzt sah man sie in den Literaturverfilmungen „Rubinrot”, „Saphirblau” und „Smaragdgrün” sowie im ZDF-Dreiteiler „Ku'damm '56”. Ehrich wurde mit der Lilli Palmer & Curd Jürgens Gedächtniskamera 2015 ausgezeichnet. Sie lebt in Berlin. (dpa)