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Liebe bis in den Mord - Ein Alpenthriller

18.09.2016, 22:01
Über die Liebe von Sonja (Felicitas Woll) und Thomas (Thomas Unger) liegt ein Schatten. Ihr Eheglück ist in Gefahr. Foto: ZDF/Jacqueline Krause-Burberg
Über die Liebe von Sonja (Felicitas Woll) und Thomas (Thomas Unger) liegt ein Schatten. Ihr Eheglück ist in Gefahr. Foto: ZDF/Jacqueline Krause-Burberg dpa

Berlin - Wozu ein Mann fähig ist, der seine Traumfrau nicht bekommt - und was eine (verschwiegene) Vergewaltigung und dann auch noch ein Mord für furchtbare Folgen für die Frau und ihre Familie haben kann, das alles zeigt das Drama „Liebe bis in den Mord - Ein Alpenthriller” an diesem Montag um 20.15 Uhr im ZDF.

Alles fängt so idyllisch an, irgendwo im Allgäu: Sonja (Felicitas Woll) steht kurz vor der Hochzeit mit Thomas (Thomas Unger) - sehr zum Verdruss ihrer künftigen Schwiegermutter Katharina (Gisela Schneeberger). Doch dann geschieht wirklich Grauenvolles: Sonjas ehemaliger Teenagerschwarm Adrian (Gabriel Raab) überfällt sie kurz nach ihrer Verlobung auf einem dunklen Waldweg und vergewaltigt sie. „Liebe auf ewig” - das sagt er zu ihr und fügt noch hinzu: „Dafür komme ich ins Gefängnis, doch nach ein paar Jahren bin ich draußen und bringe dich um. Dann wandere ich wieder in den Knast, aber wenn ich dann wieder herauskomme, dann bist Du tot.”

Soweit kommt es zum Glück nicht - doch nach einem Zeitsprung von 15 Jahren (die Figuren sind indes kaum gealtert) steht Adrian wieder vor der Tür. Angeblich will er in die marode Molkerei von Thomas investieren, doch zunächst behauptet er, dass Sonjas Tochter Anna (Paulina Hobratschk) in Wahrheit sein Kind ist. Sonja hatte ihrem Mann nie etwas von der Vergewaltigung erzählt und ist damals auch nicht zur Polizei gegangen - vor allem auf Anraten ihrer Schwester Birgit (Nina Kronjäger). Nun holt sie die nie bewältigte Vergangenheit wieder ein, und sie gesteht ihrem Mann alles, zeigt Adrian endlich an und stellt sich einem Vaterschaftstest. Doch dann kommt Thomas bei einem Motorradunfall ums Leben.

Regisseur Thomas Nennstiel (40, „Idiotentest”, „Nicht mit mir, Liebling”) hat ein vorhersehbares Drama inszeniert, das aber klar und deutlich zeigt, wohin Schweigen führen kann: Direkt ins Verderben. Er setzt dabei auf ein starkes Schauspielerensemble: Gabriel Raab als kranker, charismatischer Teufel in Person, der eine ganze Familie zerstören will, Gisela Schneeberger als grantige Matriarchin, die ihre Schwiegertochter sonstwohin wünscht, Nina Kronjäger als verhärmte und eifersüchtige Schwester und Felicitas Woll als Mutter und Witwe, die einen nahezu aussichtslosen Kampf um ihre Würde und Gerechtigkeit führt und dabei auf eine Mauer aus Wegschauen, Nichtglaubenwollen und Profitgier stößt.

„Keinem Mann steht es zu, eine Frau zu missbrauchen und so einem Leid auszusetzen”, sagte Hauptdarstellerin Felicitas Woll (36, „Böser Wolf”, „Die Ungehorsame”) im ZDF-Interview: „Auch wenn man den Weg der Wahrheit vielleicht alleine gehen muss, man sollte niemals schweigen. Diese Geschichte ist leider so aktuell, dass ich es nicht glauben kann, dass wir Frauen immer noch um das Recht der Gleichberechtigung kämpfen müssen. Überall auf der Welt werden Frauen vergewaltigt. Und entweder kommt es zu gar keinem Prozess, oder er zieht sich so lange hin, dass sich die Frau den mangelnden Beweisen geschlagen geben muss.” Daher hoffe sie, dass immer mehr Frauen den Mut hätten, laut zu werden und für ihr Recht zu kämpfen.

Der Film ist eine weitgehend klischeefreie Mischung aus Familiendrama, Melodram und Psychokrimi, mit stellenweise zu heiter aufspielender Musik. Themen wie die Umstellung auf eine Bio-Molkerei und Schwierigkeiten mit der Finanzierung werden nur kurz gestreift - hauptsächlich geht es um ein nahezu unfassbares Drama innerhalb dreier Generationen einer Familie. Es wird größtenteils glaubwürdig erzählt - bis hin zum Schluss, der dann auch endlich dem versprochenen Titel „Alpenthriller” einigermaßen gerecht wird. (dpa)