Falsche Siebziger

Berlin - Mit Toten lässt sich viel Geld verdienen. Das weiß auch die ein oder andere Branche, die ganz legale Ziele verfolgt. Manchmal ist dafür allerdings kriminelle Energie hilfreich - zumindest, wenn es darum geht, die Rentenkasse zu betrügen.
Darum dreht sich der ARD-Film mit dem anspielungsreichen Titel „Falsche Siebziger”. Gleich mehrere ältere Herrschaften kommen darin plötzlich zu Tode, um dann ebenso plötzlich wieder lebendig aufzutauchen. Nur dass es halt nicht die richtigen Verstorbenen sind. Die Komödie ist an diesem Mittwoch (20.15 Uhr) im Ersten zu sehen.
Nächtens, auf der einsamen Landstraße: David (Markus Krojer) und sein Vater Hubertus (Sebastian Bezzel) kommen mit dem Wagen ins Schleudern und fahren gegen einen Hochspannungsmast. Der kippt um und setzt seinen Opa Cajetan (Fred Stillkrauth) und dessen Nachbarin Kathi Kainz (Ilse Neubauer) unter Strom, die zufällig auf einer Leitplanke sitzen. Beide sind sofort tot, und als sie die beiden Leichen in einem stillgelegten Salzstollen ablegen wollen, stoßen Vater und Sohn dort auch noch auf die Leiche von Anna Schranner (Gundi Ellert).
Da Hubertus in massiven Geldsorgen steckt und auch andere Dorfbewohner nicht gerade vom Reichtum gesegnet sind, wollen sie die jäh Verstorbenen offiziell am Leben erhalten, um deren Rente einzustreichen. Doubles lassen sich erstaunlicherweise alsbald finden. Doch das mühsam gezimmerte Lügengebilde ufert immer weiter aus und droht schließlich in sich zusammenzubrechen.
Die Geschichte rund um einen ausgeklügelten Rentenbetrug ist natürlich völlig haarsträubend, aber eben auch schön schräg erzählt. Autor und Regisseur Matthias Kiefersauer (44, „Was machen Frauen morgens um halb vier?”) erzählt das Ganze mit einer großen Prise lakonischen und tiefschwarzen Humors, auch wenn nicht jede Pointe zündet, und mit viel Liebe für die einzelnen Charaktere.
Außerdem sind die Hauptfiguren mindestens so schräg wie die Handlung: Da ist Iris Schranner (Kathrin von Steinburg), die mit Hilfe des Doubles das Testament ihrer Mutter ändern will. Karl Kainz (Gerhard Wittmann) findet im Badezimmerschrank ein prall gefülltes Sparbuch seiner Mutter, das er gerne auf der Bank einlösen möchte. Und die Anna entwickelt - nach anfänglichem Zögern - eine beachtliche kriminelle Energie.
Damit alles auch wirklich klappt, werden die „falschen Siebziger” - die natürlich von denselben Schauspielern dargestellt werden - gründlich auf ihre Rollen vorbereitet. Dazu gehören korrekte Sprache, authentische Mimik und allerhand Besonderheiten wie Geheimzahlen und sogar ein Tattoo auf dem Allerwertesten. Und so entwickeln sie schnell ein Eigenleben, das den lieben Anverwandten so gar nicht passt.
Als ob die sechs erstaunlich frisch aussehenden Leichen zum gleich mehrfach überraschenden Schluss noch nicht genügen: Der gar nicht so ehrwürdige Herr Pfarrer ist selber ein schwarzes Schaf, hat er doch ein Techtelmechtel mit der falschen Anna. Ob das wohl gut ausgeht? (dpa)