Die Ketzerbraut

13.02.2017, 23:01
Ruby O'Fee spielt die Ketzerbraut Veva. Foto: Ursula Düren
Ruby O'Fee spielt die Ketzerbraut Veva. Foto: Ursula Düren dpa

Berlin - München, zur Zeit der Inquisition im Herbst 1518: Feuersbrünste wüten, Frauen kreischen, eine von ihnen wird als Hexe an den Pranger gestellt und soll gar von einem bärtigen Mann in roter Robe bei lebendigem Leibe verbrannt werden.

Ob es dazu auch wirklich kommt und was weiterhin geschieht, erfahren die Zuschauer im Film „Die Ketzerbraut”, der an diesem Dienstag (20.15 Uhr) auf Sat.1 zu sehen ist. Im Anschluss (22.50 Uhr) läuft die Dokumentation „Verdammt - Das wahre Schicksal der Ketzerinnen”.

Veva (Ruby O. Fee) ist zum Glück nicht die Unglückselige (es ist vielmehr die Frau des Schmieds), wächst sie doch wohlbehütet als reiche Kaufmannstochter bei ihrem verwitweten Vater, dem Glashändler Bartholomäus (Johannes Zeiler), auf. Die junge Frau geht ebenso hilfsbereit wie neugierig durchs Leben, und als sie in das Fenster des Malers Ernst Rickinger (Christoph Letkowski) schaut, entdeckt er sie und will sie sogleich porträtieren.

Doch dann wird ihr schlagartig alles genommen: Vater und Bruder ermordet, das Haus niedergebrannt und sie selbst wird von grausamen Gesellen entführt und entehrt. Das sittsame und gottestreue Mädchen von einst sinnt auf Rache und hofft auf die Hilfe des unbekannten Ketzers - hinter seiner Maske verbirgt sich Rickinger, was sie jedoch nicht weiß.

Er verliebt sich in Veva, verteilt Flugblätter in der Stadt und wettert gegen den Ablasshandel der katholischen Kirche, womit er dem Mann in Rot, dem erzkonservativen Pfarrer Johann von Perlach (Paulus Mancher), ein Dorn im Auge ist. Auf der Jagd nach dem Ketzer verbreitet Perlach mit Hilfe der Freifrau Walpurga von Gigging (Elena Uhlig) - die hinter Vevas Entführung steckt - Angst und Schrecken in der Bevölkerung. In Augsburg kochen derweil Fürst Fugger (Christoph M. Ohrt) und Kardinal Cajetanus (Miguel Herz-Kestranek) ihr eigenes Süppchen. Und dann ist da noch Martin Luther (Adrian Topol).

Ruby O. Fee (21, „Das Geheimnis der Hebamme”, „Prinz Himmelblau und Fee Lupine”) hat großen Respekt vor der Figur Veva: „Sie ist selbstbewusst, mutig, sie weiß, was sie will und glaubt an sich. Am Anfang ist sie auch sehr spontan. Im Gegensatz dazu bin ich eher ein zurückhaltender Mensch und denke viel über meine Entscheidungen nach”, sagt sie im Sat.1-Interview. Gemein hätten sie die Sehnsucht nach Herausforderung und Abenteuer.

Für ihre Rolle habe sie vor allem Umgangsformen der damaligen Zeit erlernen müssen. „Reiten war natürlich auch Teil der Vorbereitung. Ich habe viel über die Kunst und Künstler der Zeit erfahren. Ich wollte ein Gefühl dafür bekommen, wie die Leute damals empfanden. Deswegen habe ich mir auch die Musik aus der Zeit um 1500 angehört.”

Regisseur Hansjörg Thurn (56, „Die Wanderhure”) hat seinen Film in Tschechien (auf einer Burg, in der es angeblich spukt), Österreich (Schloss Moosham im Salzburger Land) und in Deutschland gedreht. Natürlich setzt er dabei auf eine deftige Mischung aus Romantik und Kostümepos - es wird viel geschrien, gemeuchelt, gerannt und geheult.

Das hat man so ähnlich schon des öfteren gesehen, doch vermögen das Spiel von Christoph Letkowski und vor allem von Ruby O. Fee schon zu überzeugen: Der anfangs widerspenstigen, später zunehmend selbstbewussten und dann auch verliebten Veva gibt sie viel Angst vor Veränderung und vor der Freiheit mit, denn ein freier Mensch zu sein, bedeutet ja auch, Verantwortung zu übernehmen. Das nahende Zeitalter der Vernunft aber liegt noch sehr im Dunkeln, die Reformation steckt arg in den Kinderschuhen. Es geht vielmehr nahezu ständig um den Überlebenskampf. (dpa)