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Kinderbuch-Klassiker „Der Räuber Hotzenplotz“ als lustiges Familienkinovergnügen

Wenn man Bücher gut kennt, ist es oft so eine Sache, wenn sie später verfilmt werden. Die Neuauflage des Kinderbuch-Klassikers „Der Räuber Hotzenplotz“ bereitet trotzdem großes Vergnügen.

Von Cordula Dieckmann, dpa Aktualisiert: 12.12.2022, 09:45
Nicholas Ofczarek ist der Räuber Hotzenplotz.
Nicholas Ofczarek ist der Räuber Hotzenplotz. -/Studiocanal GmbH/dpa

München - Zum 60. Geburtstag gibt es meist viele Geschenke. Der Räuber Hotzenplotz bekommt aus diesem Anlass sogar einen Kinofilm, den vierten.

Bekannte Darsteller wie Gert Fröbe und Armin Rohde gaben schon den Gauner aus dem weltberühmten Kinderbuch von Otfried Preußler (1923-2013), das am 1. August 1962 erschien. Nun spielt der Wiener Film- und Theaterschauspieler Nicholas Ofczarek den Bösewicht, der die singende Kaffeemühle der Großmutter klaut und nicht nur von Wachtmeister Dimpflmoser, sondern auch von Kasperl und Seppel verfolgt wird.

Liebevoll und viel Humor

Die Neuauflage erzählt die bekannte Geschichte mit viel Humor, liebevoll und unterhaltsam, auch wenn man sie schon in- und auswendig kennt. Ofczarek („Nightlife“) macht aus dem Hotzenplotz einen raubeinigen und verschmitzten Gesellen in verlotterter Räuberkluft und struppigem Vollbart, der einerseits gerissen ist, andererseits aber auch immer wieder in die Fallen tappt, die Kasperl und Seppel ihm stellen. Bei aller Sympathie für die beiden Freunde und die Großmutter lässt einen Ofczarek auch mit seinem Räuber mitfühlen.

Doch für solche Sentimentalitäten haben die Freunde Kasperl und Seppel, hervorragend gespielt von Hans Marquardt und Benedikt Jenke, nichts übrig. Sie wollen Hotzenplotz stellen, tappen aber selbst in die Falle.

Zauberer und Gesichtsakrobat

Großes Vergnügen bereitet August Diehl („Ein verborgenes Leben“) als Zauberer Petrosilius Zwackelmann. Er betreibt schier unglaubliche Gesichtsakrobatik, verzieht den Mund, verdreht die Augen, schreit, flüstert, wütet und lacht - und das alles mit grotesk hervorstehenden, schiefen Zähnen. Ein größenwahnsinniger Zauberer, der nur eine Schwäche hat: Kartoffeln.

Eine schwere Aufgabe für den Wachtmeister Dimpflmoser, der den Gaunern nicht gewachsen ist. Olli Dittrich („Strafe“) spielt ihn mit Feuereifer und lässt den überkorrekten Beamten zur Freude der kleinen und großen Zuschauer von einem Missgeschick ins nächste stolpern.

Für die Rolle der Großmutter konnte Regisseur Michael Krummenacher die Film- und Theaterschauspielerin Hedi Kriegeskotte („Magda macht das schon“) gewinnen, die ihren Part liebenswert und mit einem Augenzwinkern spielt. Christiane Paul („Borga“) spielt die mysteriöse Witwe Schlotterbeck, Luna Wedler („Dem Horizont so nah“) die wunderschöne Fee Amaryllis.

Hexe, Gespenst und Hotzenplotz

Doch warum das Kinderbuch erneut verfilmen? Der Antrieb sei aus dem guten und vertrauensvollen Verhältnis mit Preußlers Tocher Susanne Preußler-Bitsch entstanden, erläutern die Produzenten der Münchner Firma Claussen + Putz, die auch schon die Bücher „Die kleine Hexe“ und „Das kleine Gespenst“ auf die Leinwand gebracht haben. Man wolle einen Familienklassiker für die nächsten 15 bis 20 Jahre schaffen. Das ist ihnen gelungen, wenngleich Vorgänger wie „Der Räuber Hotzenplotz“ von 2006 mit Armin Rohde, Christiane Hörbiger, Katharina Thalbach und Barbara Schöneberger auch heute noch sehenswert sind.

Doch auch wenn ein Filmnachmittag auf dem Sofa lockt: Den Kinofilm sollte man sich dennoch nicht entgehen lassen, bietet er doch gut eindreiviertel Stunden lang großes Vergnügen für die ganze Familie. „Der Räuber Hotzenplotz“ entspannt, auch weil man hier den anderen gelassen und vielleicht auch etwas schadenfroh dabei zusehen kann, wie sie sich ärgern, etwa dem „großen Zauberer Petrosilius Zwackelmann“: „Oh, dieser Hotzenplotz, dieser verdammte Blödian!“.

Der Räuber Hotzenplotz, Deutschland 2022, 106 Min., FSK ab 0, von Michael Krummenacher, mit Nicholas Ofczarek, August Diehl und Hedi Kriegeskotte