TV-Show "Alle auf den Kleinen" TV-Show "Alle auf den Kleinen": Boris Becker hat zwei Klatschen

Köln/MZ - Boris Becker hat 49 Turniersiege errungen, drei davon in Wimbledon. Er führte zwölf Wochen die Weltrangliste an und ist bis heute jüngster Wimbledon-Sieger in der Geschichte des Turniers. Man muss diese Triumphe erwähnen, um Tragik und Tragweite dessen zu erfassen, was sich am Freitagabend im Fernsehen zwischen dem ehemaligen Tennis-Star und dem Comedian Oliver Pocher abspielte.
In der TV-Show „Alle auf den Kleinen“ kulminiert laut RTL der Schlagabtausch, den sich Becker und Pocher in den Wochen zuvor auf Twitter lieferten. Es ging dabei, kurz gesagt, um Beckers ehemalige Verlobte und Pochers Noch-Ehefrau Alessandra Pocher (vormals Meyer-Wölden). Das Medienecho jedenfalls war gewaltig, Pochers RTL-Show entsprechend effektiv beworben.
In der drei Stunden dauernden Show, einer Mischung aus „Schlag den Raab“ und „Das Supertalent“, kämpften Oliver Pocher und Boris Becker (im Team mit Ehefrau Lilly) um den Sieg, die Ehre oder wie man es nennen mag. Dabei schieben die Kandidaten Quader durch ein Labyrinth, versuchen, mit verbundenen Augen einen Stuhl zu finden und lassen sich mit Tomaten beschießen. Das gerät die meiste Zeit ziemlich langweilig und langwierig.
Schon im Vorfeld der Sendung war überall ein Foto von Becker zu sehen, der zum Zwecke eines Spiels eine eigenwillige Kopfbedeckung trug, an der Fliegenklatschen befestigt waren. Das Bild, auf dem sich die Fliegenklatschen-Mütze um Beckers mopsiges Gesicht spannte, erregte die Gemüter. Häme ob der selbstverschuldeten Blamage kann man bei diesem Anblick kaum noch empfinden. Wie der berühmte traurige Clown sieht Becker aus.
Angesichts seines augenscheinlich angeschlagenen Zustandes schwankte man zu Anfang der Show noch zwischen Sympathie für Boris Becker und Schadenfreude über Oliver Pocher. Je weiter Sendung und Abend jedoch fortschreiten, desto kälter lässt einen das ganze Theater, bis man es schließlich schlicht für unerheblich hält, wer am Ende gewinnt. Sowohl Pocher als auch Becker nerven einfach zu sehr. Als kleiner Lichtblick entpuppt sich Lilly Becker, die die Spiele sportlich-gelassen nimmt und jegliche Pocher-Provokatioenn an sich abperlen lässt.
Die wiederum wirken sehr einstudiert was nicht weiter verwundert, schließlich ist es Pochers Profession, sich und andere vor laufender Kamera lächerlich zu machen. So etwas wie Fallhöhe gibt es bei ihm schlichtweg nicht. Boris Becker hingegen ist Idol einer ganzen Generation (wenn nicht gleich mehrerer). Man kann verstehen, dass die deutsche Öffentlichkeit auf die Ankündigung von Beckers Showteilnahme überwiegend entsetzt reagierte. Sieht sie ihren Helden doch einmal mehr hinabgestiegen in das Reich des Trivialen, Dämlichen, Peinlichen.
Wer das Pocher-Becker-Duell bis zum Ende durchgestanden hat, kann in dieser Hinsicht beruhigt sein: Die Show war vor allem öde und harmlos. Und alle sind noch genauso peinlich wie vorher.
Die eigentliche Tragik an diesem Abend bestand aber darin, dass für Becker das alberne Kräftemessen vor Millionenpublikum möglicherweise doch mehr gewesen ist, als nur ein Quatsch-Auftritt gegen gute Bezahlung.
Man kann das traurig finden. Andererseits sollte man Boris Becker aber auch zugestehen, dass er selbst entscheiden muss, wie er seinen Sportler-Ruhestand gestaltet. Er (und Pocher) sind schließlich erwachsen. Auch, wenn man es manchmal kaum glauben kann.