Trennungsgeschichten bei Maischberger Trennungsgeschichten bei Maischberger: Tränen statt Aufklärung

Halle/Saale - Als Sandra Maischberger ankündigte, Detlef Bräunig werde sich erst später ihrer Talkrunde am Dienstagabend in der ARD anschließen, schwante einem schon, dass bis zum Auftritt der Unterhaltsverweigerers die große Tristesse herrschen würde. „Krieg um Kinder - Wenn die Familie zerbricht“ lautete das Thema der Sendung. Allerdings zunächst ohne Bräunig, der mit der Aussage „Wer Unterhalt zahlt, ist selber schuld“ mächtig provozierte und den Rest der Runde mit Birgit Schrowange (Fernsehmoderatorin), Tobias Ritter (Ex-Frau entführte Kinder), Elvira Steffes (Mutter, beendete Trennungsstreit), Julia Scherf (Richterin und Fernsehmoderatorin) und Allegra Curtis (Schauspielerin) später aus dem Tiefschlaf riss und der Sendung zumindest etwas Würze verpasste..
Zunächst einmal aber gab es zuweilen quälend langweilige 60 Minuten, die teilweise die Grenze zur Gebührenverschwendung schrammten. Thema verfehlt: Es ging bei Maischbergers Sendung nicht darum, wie Richter, Gutachter und Jugendämter in den Trennungsschlachten die richtigen Entscheidungen zum Kindeswohl treffen können wie es die Ankündigung vermuten ließ. Stattdessen erzählte die wild zusammengestellten Auswahl der Gäste ihre jeweilige Geschichte.
Im Fall Schrowange ging es wohl eher darum, ihr neues Buch („Es darf ruhig ein bisschen mehr sein“) öffentlichkeitswirksam anzupreisen. Daran störte sich aber offenbar niemanden. Zum Thema selbst hatte Schrowange wenig Substanzielles zu sagen. Vielmehr redete sie vom Frauenbild und verteilte gute Ratschläge: „Ich finde es viel sexier, wenn ich mir meinen Kaschmir-Pullover selbst kaufe und nicht mein Mann. “
Curtis wuchs beim Vater auf
Nicht ganz klar wurde, warum Allegra Curtis, Tochter des US-Schauspielers Tony Curtis und der deutschen Schauspielerin Christine Kaufmann, eingeladen wurde. Nachdem die heute 47-Jährige, zuletzt im Dschungelcamp aktiv, als kleines Kind abwechselnd bei Mutter und Vater aufwuchs, nahm Tony Curtis seine Tochter im Alter von sechs Jahren mit in die USA und erwirkte dort das alleinige Sorgerecht. Von da an sah Allegra Curtis ihre Mutter nur noch selten. Das wars. Erkenntnis gleich null, nur die Sätze „Jede Trennung von den Eltern ist ein kleiner Tod“ und „Mein Vater hat Drogen genommen“ , jeweils herausgepresst mit einer Träne im Auge, sollten so etwas wie Mitgefühl erzeugen.
Später erzählte dann Tobias Ritter seine Geschichte, die sich so skizzieren lässt: Italienerin geheiratet, zwei Kinder. Die Ehe zerbricht. Die Eltern einigen sich auf ein gemeinsames Sorgerecht. Zweimal entführt die Mutter die beiden Söhne, taucht für viele Monate in verschiedenen Ländern unter. Irgendwann holt sie Ritter zurück. Ritter empfindet offenbar tiefe Sympathien zu Birgit Schrowange. „Ich bewundere Sie für die Aussage, dass die Kinder beiden Eltern gehören.“
Keine Normalfälle
Es war das Manko der Sendung, dass die Fälle weit an der Realität vorbeigingen, auch wenn sie Ex-Richterin Julia Scherf redlich bemühte, mit den Erfahrungen ihres Berufslebens und den Lebensläufen der anderen Gäste den Normalfall zu konstruieren. Bei der Zusammensetzung dieser Sendung ging es offenbar um Effekthascherei.
Erst beim Auftritt von Detlef Bräunig in der letzten Viertelstunde kam eine Diskussion auf, auch wenn beide Seiten aneinander vorbeiredeten. „Sie hören mir nicht zu“, blaffte Bräuning jedes Mal, wenn er erklären wollte, warum er denn nun keinen Unterhalt zahlen will und ihn Maischberger wieder unterbrach.
Ein gleichberechtigtes und möglichst objektives Behandeln dieses Themas war von vornherein nicht möglich. Gut, dass nach 75 Minuten Schluss war. Oder um es in Schrowanges Worten zu sagen: „Egal was gewesen ist, irgendwann ist mal gut.“ Danke.