Tom Cruise bei Gedenkfeier für Ulrich Mühe
Berlin/dpa. - Ein sehr großer Mann und ein deutlich kleinerer haben in den ersten Reihe des Theaters Platz genommen: Florian Henckel von Donnersmarck, Oscar-Gewinner, rund zwei Meter groß. Daneben Tom Cruise, Hollywood-Star, kein Oscar-Gewinner, geschätzte 1,70 Zentimeter.
Beide kamen am Sonntag in die Berliner Schaubühne am Lehniner Platz, um einen großen Kollegen zu ehren: Ulrich Mühe. Der krebskranke Schauspieler war am 22. Juli im Alter von 54 Jahren in Walbeck in Sachsen-Anhalt gestorben. Zu der Gedenkfeier am oberen Kurfürstendamm, bei der sich Freunde, Angehörige und Wegbegleiter Mühes ins Theater drängten, kam auch dessen Tochter, die Schauspielerin Anna Maria Mühe, sowie seine Frau Susanne Lothar und Darsteller wie Otto Sander und Katja Riemann.
«Ulrich Mühe war so ein kraftvoller Schauspieler», sagte Cruise am Rande der Veranstaltung der Deutschen Presse-Agentur dpa. Zuvor verfolgte der Hollywood-Star den mehr als eine Stunde langen Dokumentarfilm «Die Zeit ist aus den Fugen» von Christoph Rüter (1990). Mühe hatte sich laut Schaubühne vor seinem Tod gewünscht, dass der Film, ebenso wie der Psychothriller «Funny Games» (1997) von Michael Haneke, gezeigt wird. «Die Zeit ist aus den Fugen» widmet sich der Aufführung «Hamlet/Hamletmaschine» am Deutschen Theater, bei der Mühe mit dem 1995 gestorbenen Dramatiker Heiner Müller während der Zeit des Zusammenbruchs der DDR zusammenarbeitete.
Henckel von Donnersmarck übersetzte dem Überraschungsgast Cruise während der Filmvorführung. «Nur bei Heiner Müllers Ausführungen über seine Hamlet-Interpretation wurde es etwas kompliziert», sagte der Regisseur lachend. Tom Cruise war jedoch zufrieden: «Auch wenn ich nicht viel verstanden habe, ich konnte spüren, worum es in dem Film ging.» Cruise wollte unbedingt bei der Gedenkfeier für Ulrich Mühe dabei sein, sagte Henckel von Donnersmarck. «Die beiden standen sich sehr nah. Tom war eine Woche vor Ulrich Mühes Tod bei ihm.»
Der Hollywood-Star war am Sonntag in Berlin überhaupt nicht unnahbar. Anwesende Kinder lud er ein, ihn am Set seines neuen Films zu besuchen. Cruise dreht noch bis November in Berlin und Brandenburg «Valkyrie», einen Film über den Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg.
Zu Beginn der Gedenkfeier würdigte Thomas Ostermeier, künstlerischer Leiter der Schaubühne, Mühe als «Ausnahmeerscheinung» des deutschen Theaters. Nach einer Pause wurde am Nachmittag der Film «Funny Games» mit Mühe in der Hauptrolle gezeigt. Auch Mühes Ehefrau spielt darin mit. Michael Haneke, der österreichische Regisseur des Film, würdigte Ulrich Mühe in bewegenden Worten.